Hüthum in Brüssel ein Gesicht geben
Die Hüthumer sind zäh, wenn es um ihre Belange geht. Unlängst erst hatte Landwirt Alexander Bossmann den Bundespräsidenten Joachim Gauck in Kleve abgepasst. Nun kam Europa-Politiker Karl-Heinz Florenz wegen der Betuwe ins beschauliche Hüthum.
Und der hatte auch gleich ein wenig Zeit mitgebracht. „Das ist der erste Termin nach der Europa-Wahl und ich will nicht den Eindruck erwecken, ich müsse schnell wieder weg.“ Das nahmen die Hüthumer wohlwollend zur Kenntniss. Gregor Reintjes vom Heimatverein erzählte kurz, dass man der Bahn in Sachen drittes Gleis eine Kompromisvariante vorgeschlagen hatte. Diese verdeutlichte CDU-Ortsvereinsvorsitzender Erik Arntzen anhand der aktuellen Pläne.
Landwirt Alexander Bossmann bemerkte, dass die Bahn 1,5 Hektar seines Landes beanspruche, plus 0,7 Hektar für die Anbimndung der Felix-Lensing-Straße. „Die Bahn sollte es eigentlich auf eigenem Grund machen, ohne dass die Natur zerschnitten wird“, so der landwirt. Für eine LKW-taugliche Unterführung an der Felix-Lensing-Straße viele diese Anbindungsvariante weg. Sein Angebot daher: er schenkt der Bahn diese 0,8 Hektar.
Höhere Entschädigungen möglich
„Wenn die Bahn ihre Pläne durchsetzt, wären deutlich höhere Entschädigungen nötig, auf die ich sonst verzichten würde. Dabei handelt es sich um 1,3 bis 2,1 Millionen Euro. Ich habe das Angebot schon vor über einem Jahr gemacht, bin aber bisher nicht ernst genommen worden.“ Kreistagsabgeordnete Ulrike Ulrich bemerkte dazu: „Es darf doch nicht sein, dass im Rahmen der Konsenzlösung allen ein Denkverbot auferlegt wird. Wir müssen doch über alternative Möglichkeiten nachdenken dürfen. Wir sind daher hier in Hüthum der Auffassung, dass belastbar geprüft werden muss.“
Karl-Heinz Florenz hatte durchaus ein Einsehen auf die Sicht des Landwirtes Bossmann. „Sie laufen damit bei mir offene Türen ein.“ Allerdings könne Europa auf ein Brückenbauwerk keinen Einfluss nehmen. Ulrike Ulrich wollte daher wissen, ob es einen Topf gebe, den man hier noch anzapfen könne? „Gibt es eine Nische, die wir noch nicht kennen, um zusätzliche Mittel zu aquerieren?“ Die regionale Entscheidungsbehörde müsse hier auf alle Fälle mitreden, sie müsse die Idee mittragen, so Florenz. Erik Arntzen: „Wir sind hier in Hüthum froh, dass da jemand ist, der Geld in den Topf wirft. Aber wie kriegen wir Bund und Bahn mit ins Boot?“
Delegation nach Brüssel eingeladen
Der Europa-Abgeordnete konnte keine Zusicherungen irgendwelcher Art machen. Aber er bot den Hüthumern an, drei bis vier Leute mit Akteuren in Brüssel zusammen zu bringen. „Damit Hüthum in Brüssel mal ein Gesicht erhält. Ich kann auch einen Termin machen mit dem obersten Repräsentanten bei der Bahn.“ Brüssel sei die dickste Schublade, die er habe. Alexander Bossmann hatte Bürgermeister Johannes Diks einen zweiseitigen Brief geschickt, in dem er auf einige Fehler im Variantenvergleich hingewiesen hatte.
Michael Kemkes vom zuständigen Fachbereich meinte dazu, dass der Gutachter sich das noch einmal anschauen wolle. Für ihn stelle sich aber die Frage, ob es sich bei der Unterführung überhaupt um ein förderfähiges Projekt handele. „Wenn das Eisenbahnkreuzungsgesetz nicht förderlich ist, kann ich mir kaum vorstellen, dass dieses Projekt über die EU zu finanzieren ist.“
Autor:Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein |
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