Veränderte Pläne stimmen zuversichtlich
„De Wette Telder“ in Emmerich soll bis Ende 2022 saniert und nutzbar sein

Stephan Glapski, Fachbereichsleiter Immobilien. und Bürgermeister Peter Hinze erläuterten die weitere Vorgehensweise bei dem Projekt "De Wette Telder". | Foto: Christine Schönsteiner
  • Stephan Glapski, Fachbereichsleiter Immobilien. und Bürgermeister Peter Hinze erläuterten die weitere Vorgehensweise bei dem Projekt "De Wette Telder".
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von Christine Schönsteiner
„De Wette Telder“ ist das wahrscheinlich älteste Gebäude der Stadt Emmerich. Das einst schmucke Kaufmannshaus aus dem Jahr 1502 soll unbedingt für die Nachwelt erhalten werden. Doch Fehler bei der Planung, Verzögerungen und eine Verdoppelung der Kosten von 1,1 auf 2,2 Millionen Euro werfen ein unschönes Licht auf die Instandsetzung der Immobilie. Aber nun soll es endlich voran gehen. Wenn alles wie momentan geplant eintritt, dann könnte „De Wette Telder“ gegen Ende 2022 wieder in altem Glanz erstrahlen und auch barrierefrei nutzbar sein.
Emmerich. Bei einer Pressekonferenz wurden die überarbeiteten Pläne für die Sanierung vorgestellt. Bürgermeister Peter Hinze bezeichnete das Gebäude als ein „kleines Juwel, das es zu retten gilt“. Außerdem sei es wichtig, dass die Stadtverwaltung als Vorbild für andere Immobilienbesitzer agieren solle und nicht einfach ein Gebäude verfallen lasse.
Stephan Glapski, Fachbereichsleiter Immobilien, erörterte, warum es zu Verzögerungen gekommen ist. Die Statik sei bei der ersten Entwurfsplanung nicht mit den Denkmalschutzanforderungen in Übereinstimmung gebracht worden. Auch hinsichtlich der Arbeitsstättenverordnung und der angestrebten Nutzung hätte es Bedenken gegeben. Die Abstimmung mit der unteren Denkmalbehörde und dem LVR hinsichtlich einer alternativen Planung seien gescheitert. Erst im dritten Versuch sei es mit Unterstützung eines Brandschutzingenieurs zu einer Einigung mit Denkmalschutz und dem LVR gekommen.
Die Stadt Emmerich hatte das mehrere Jahre leerstehende Gebäude „De Wette Telder“ gekauft und 2017 ein ambitioniertes Nutzungskonzept vorgelegt. Das Gebäude sollte von Grund auf saniert werden und schließlich das „Familienbüro“ beherbergen. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Bezuschussung aus dem Förderprogramm „Soziale Integration“ noch 90 Prozent der Kosten.
2019 begannen die Sanierungsarbeiten, bei denen sich relativ schnell herausstellte, dass die Planung aus 2017 nicht ausreichte. So sollten zum Beispiel die Giebel während der Bauphase mit Stahlbändern gehalten werden. Schnell zeigte sich, dass es zu ernsthaften Problemen bei der Statik des Gebäudes kommen würde, die Sanierung geriet ins Stocken. Der Architekt hatte zwischenzeitlich aus persönlichen Gründen seinen Auftrag an die Stadt Emmerich zurückgegeben.
Im Dezember 2019 wurde Architekt Barend van Ackeren aus Kleve beauftragt. Der hatte schon an der Ausschreibung im Jahr 2017 teilgenommen, wurde aber aufgrund seiner höheren Kalkulierung der Kosten nicht berücksichtigt. Van Ackeren legte einen veränderten Bauplan vor und löste die Statik-Probleme. Der für den Außenbereich geplante Fahrstuhl wird nach innen verlegt. Dafür muss eine alte Treppe weichen. „Aber das war keine schützenswerte Treppe, die wurde erst um 1900 herum eingebaut und entspricht auch nicht den heutigen Anforderungen“, so Dr. Stafan Wachs, 1.Beigeordneter der Stadt. Im Inneren des Gebäudes soll ein neues Treppenhaus entstehen. Die Ecken des Gebäudes erhalten ein Stahlbetonkorsett. Die Giebelwand wird wird mit außen aufliegenden Ankerplatten geschützt. Es werden Podeste als selbsttragende Konstruktion eingebracht.
Statt einem Fluchtweg zur Steinstraße hinaus, der bei der ersten Planung noch über einen Steg im 1. Obergeschoss geführt hätte, wird es nun zwei Fluchtwege geben: einen zur Steinstraße und eine Treppe zum Innenhof Rheinpromenade 32. Außerdem sieht die neue Planung eine leistungsfähige Brandwarnanlage und eine Vernebelungs-Anlage vor. Die funktioniert ähnlich wie eine Sprinkler-Anlage, aber versprüht das Wasser viel feiner, was dafür sorgt, dass bei einem Brand die Fluchtzeiten verlängert werden. Die hierfür benötigten Wassertanks finden Platz im Keller.
Wie auch schon ursprünglich geplant soll der historische Dachstuhl erhalten werden, darf aber nicht als Aufenthaltsraum genutzt werden.
Per Videokonferenz aus dem Homeoffice zugeschaltet erörtert Jens Bartel, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, die Kosten: „Die Kostensteigerung beträgt rund eine Million Euro. Sie setzt sich zusammen aus Kosten für den Brandschutz, gestiegenen Ingenieurs-, Planungs- und Ingenieurskosten. Dazu kommen höhere Baukosten durch die Umplanung. Die Bezuschussung aus dem Förderprogramm „Soziale Integration“ für die erste Planung hätte 90 Prozent betragen, aber durch die aufgetretenen Probleme (Statik, Brandschutz und einiges mehr beim ersten Plan) wird der vorgegebene Zeitrahmen zur Einreichung der Baugenehmigung nicht eingehalten werden können. Also sind nun Gelder aus dem Topf „Städtebauförderung“ beantragt. Hier werden aber nur die reinen Baukosten bezuschusst, das heißt, man bezahlt praktisch nur Steine. In diesem Fall beträgt die Förderung rund 70 Prozent. Es gibt aber auch noch einige andere Förderprogramme, aus denen man eventuell auch noch Zuschüsse beantragen kann.“

Virtueller Rundgang

Nach einem virtuellen Rundgang durch „De Wette Telder“, den auch jeder Interessierte auf der Homepage der Stadt unter www.stadt-emmerich.de machen kann, erklärte Bürgermeister Peter Hinze den Zeitplan: „Am 9. Februar wird der Vorschlag im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt. Am 23. Februar soll der Rat der Stadt entscheiden. Die Fertigstellung der Planungsunterlagen wird bis Ende Februar erwartet. Im April soll der neue Bauantrag eingereicht werden. Die Baugenehmigung, wenn alles gut geht, wird voraussichtlich bis Juli 2021 vorliegen. Dann könnte ab September mit dem Bau begonnen werden. Die Fertigstellung sollte dann Ende des Jahres 2022 erfolgt sein.“

Autor:

Lokalkompass Emmerich aus Emmerich am Rhein

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