Da rollt was auf Haldern zu

Zahlreiche Besucher waren bei der Infoveranstaltung der Deutschen Bahn AG im Saal Tepferdt in Haldern. Fotos: Jörg Terbrüggen
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Haldern. Endlich, so Bürgermeister Christoph Gerwers, gehe es los. Viele Jahre beschäftige man sich schon mit dem Thema Betuwe, doch jetzt „gibt es Licht am Ende des Tunnels.“ Denn das Planfeststellungsverfahren geht in die Offenlegung.

Das Lindendorf hat dabei eine gewisse Vorreiterrolle, denn hier war man offensichtlich am schnellsten mit den Gutachten fertig und so wird der Abschnitt 3.1 der Ausbaustrecke Emmerich-Oberhausen als erstes in Angriff genommen. Bürgermeister Gerwers bezeichnete das allerdings nicht als Nachteil. „2019 sind die von Land und Bund zur Verfügung stehenden Mittel weg, wir müssen sie bis dahin ausgegeben haben.“
Die Resonanz auf die Infoveranstaltung der Bahn in der gaststätte Tepferdt war erwartumngsgemäß recht hoch, denn knapp 200 Interessierte fanden sich im weihnachtlich geschmückten Saal ein. Dass hier die Bahn an diesem Abend allerdings keine Geschenke verteilen würde, war jedem klar. Bürgermeister Christoph Gerwers machte deutlich, dass nur mit dem dritten Gleis Lärmschutz sowie Über- und Unterführungen realisiert würden.
Projektleiter Stefan Ventzke erläuterte zunächst einmal, worum es bei dieser Maßnahme im Abschnitt 3.1 in Haldern geht. Dabei wurden dann auch Zahlen offenkundig, wie die Bewegung von Güterzügen im Jahr 2025 prognostiziert wird. Die Bahn rechnet täglich mit 186 Güterzügen in jede Richtung. Macht in der Summe 372. Einwurf von Hans-Peter Zabel: „Die Holländer rechnen doch schon mit 480.“ Hinzu kommt noch der täglich Personen Nahverkehr und der ICE.
Ventzke erläuterte, wer alles an einem Planfeststellungsverfahren beteiligt ist und wie es funktioniert. Insgesamt neun Ordner werden ab dem 10. Januar 2012 im Raum 201 im Rathaus der Stadt Rees zur Einsicht ausliegen. Darin enthalten sind Übersichtspläne, Lagepläne (hier kann jeder einsehen, was wo realisiert wird)und Schall- und Erschütterungsgutachten sowie eine Umweltverträglichkeitsstudie. Damit sich jeder in dem Wust von Unterlagen zurecht findet, erläuterte Ventzke, wie man am besten vorgeht. Im Übersichtsplan zum Beispiel könnte eine betreffende Stelle für einen Bürger von Interesse sein. Er muss sich den Bahnkilometer und die Blattnummer des Lageplanes merken.
Der Bahnkilometer aus dem Übersichtsplan findet sich auf dem entsprechenden Blatt der detaillierten Lagepläne wieder. Jeder kann genau einsehen, ob und wofür eine Fläche von seinem Grundstück benötigt wird. Das kann der Betreffende im Grunderwerbsverzeichnis dann in allen Einzelheiten ablesen. Was die Bürger natürlich am meisten interessierte war das Thema Schallschutz. Hier musste Ventzke gleich zu Beginn einräumen, dass man an einigen Stellen nachts die Werte nicht einhalten könne. „Hier gibt es dann Anspruch auf passiven Schallschutz“, so der Projektleiter.
Mit vier Meter hohen Schallschutzwänden müssen die Bürger entlang der Strecke rechnen. Der mögliche Wertverluste der Häuser und ähnliche Dinge müssen von den Bürgern im Planfeststellungsverfahren angegeben werden. Daher bemerkte auch Bürgermeister Gerwers noch einmal: „Sie sollten Ihre Bedenken ab dem 10. Januar in den vier Wochen vortragen und dabei genau hinschauen, ob und wie sie betroffen sind. Wenn die Bagger einmal rollen, brauchen sie nichts mehr vortragen.“ Die Unterlagen stehen übrigens auf der Homepage der Stadt Rees zum Downloaden.
Ventzke erläuterte im Detail den geplanten Ausbau im Abschnitt Haldern und bemerkte, dass das Planfeststellungsverfahren ungefähr 15 Monate in Anspruch nehme. Weitere 18 Monate würde es dauern, bis ein Finanzierungsvertrag vorliege und dann noch einmal 18 Monate, bis man beginnen kann. Das heißt, in drei bis vier Jahren geht es los. Einen breiten Raum in der anschließenden Diskussion nahm das Thema Sicherheit ein. Ventzke betonte, dass es keine konkrete Rechtslage gebe, wie man etwas bauen müsse. Die Bahn werde eine Richtlinie erarbeiten, die alle möglichen Szenarien berücksichtige.
„Die Sicherheit entspricht nicht den niederländischen Vorgabern. Warum wird nicht so gebaut wie im Nachbarland?“, wollte ein Mann wissen. Darauf der Projektleiter: „Weil wir hier nach deutschem Recht bauen.“ Außerdem ging es um die Zugänge für die Feuerwehren in den Lärmschutzwänden. Die Bahn meint, alle 1.000 Meter seien ausreichend.
„Sind Sie schon einmal mit einem Atemschutzgerät und einer Sauerstoffflasche auf dem Rücken gelaufen. Da sind sie nach ein paar Metern schon platt“, bemerkte Wilhelm Beltermann, der von Seiten der Stadt Rees in der entsprechenden Arbeitsgruppe sitzt. Ventzke: „Wir werden uns da sicherlich annähern. Wenn es gute Gründe von Seiten der Feuerwehr gibt, werden wir uns darum kümmern.“
Es war eine anregende, aber doch sehr ruhig geführte Diskussion, die eine Bürgerin aus Mehrhoog mit den Worten beendete: „Bauen Sie doch endlich eine Trasse an der A 3. Es wäre für alle gut, denn es kommt jede Menge Ärger auf Sie zu.“

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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