Bürger gaben ihre Einwände gegen die Bahn ab
Während in regelmäßigen Abständen die Güterzüge durch Millingen fuhren, saßen im Heimathaus von der künftigen Betuwe-Linie betroffene Bürger, um dort ihre Einsprüche schriftlich darzulegen.
millingen. Es geht in die heiße Phase, denn nur noch bis zum 20. November können die Bürger entlang der Bahntrasse ihre Einwände gegen die Betuwe-Planung einreichen. Da aber nicht jeder weiß, wie er diese formulieren soll und was in diesem Einspruch alles vermerkt werden muss, haben sich die Millinger Vereine zusammen geschlossen, um den Bürgern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Und das beinahe flächendeckend.
Und davon wurde zumindest am gestrigen Samstag schon reichlich Gebrauch gemacht. Denn im Heimathaus gaben sich zahlreiche Betroffene schon beinahe die Klinke in die Hand. Der ehemalige Reeser Bürgermeister Dr. Bruno Ketteler und Siegrid Hommen kümmerten sich hier zwei Stunden lang um die Fragen und Ängste der Bürger. Einer von ihnen war Jürgen Schmitz, ein Anlieger, der direkt von der künftigen Betuwe-Linie betroffen ist. „Es geht um den Lärmschutz und den Erschütterungsschutz“, erzählte er dem Stadt Anzeiger. Die Familie wohnt im Bruchfeld, und bei ihr vor der Haustüre soll der Lärmschutz enden.
Formular auf der Internetseite
„Das kann doch nicht sein. Wir haben noch einen Nachbarn, der ebenfalls keinen Schallschutz mehr hat. Da kommt doch der Schall direkt wieder zu uns zurück“, ist Jürgen Schmitz verwundert und gleichzeitig verärgert. Nun will er seinen Einspruch geltend machen. Die Vereine haben dazu ein Standartschreiben aufgesetzt, das die wichtigsten Einwände aufführt. Das Formular kann übrigens auf der Internetseite www.wir-kaempfen.info heruntergeladen werden.
Jürgen Schmitz und seine Familie finden die Planungen der Bahn alles andere als gut. „Wir überlegen sogar unser Haus zu verkaufen, dann aber wohl nur mit viel Verlust.“ Von der Teilung durch die hohen Lärmschutzwände hält Schmitz gar nichts. „Wir sind zwar nicht betroffen, haben aber schon auf der Unterschriftenliste unterschrieben.“ Denn alle Millinger werden damit ein Problem haben.
Karl-Heinz Hartung wohnt zwar nicht in Millingen, hat aber in Empel mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. „Mir ist ganz wichtig der Lärm- und Erschütterungsschutz.“ Und ansonsten? „Wie sieht es mit dem Schlaf aus?“, wollte Siegrid Hommen wissen? „Natürlich sind wir davon in der Nacht betroffen“, bemerkte Hartung. Während der nächste Zug an den Fenstern des Heimathauses vorbei donnerte, kamen weitere Bürger ins Heimathaus.
Einige von ihnen hatte vielleicht auch Monika Michelbrink-Roth dorthin geschickt. Sie stand nämlich vor dem Edeka-Markt im Ort und informierte die Kunden über die Möglichkeit, ihre Einwände, falls sie Betroffene sind, im Heimathaus abzugeben.
Bei Rechtsfragen Anwalt einschalten
Beraten ließ sich im Heimathaus auch Michael Klein. Er ist direkt von den Auswirkungen betroffen. Er fragte sich, warum auf seiner Seite der Lärmschutz nur drei und auf der anderen Seite aber vier Meter hoch sei. „Wenn Sie der Meinung sind, der ist nicht hoch genug, dann müssen Sie hier auch vier Meter fordern“, bemerkte Siegrid Hommen. Doch das war längst nicht das einzige Problem. Es ging um die Fenster, dass der Garten in den Ursprungszustand zurückversetzt werden soll. „Wir möchten auch, dass das Grundstück während der Bauphase abgesichert ist und das die Nachtruhe eingehalten wird.“
Bruno Ketteler riet in diesem Fall, einen Anwalt einzuschalten. „Wir können hier keine Rechtsberatung liefern. Aber es sollte jeder genau überlegen, welchen Einspruch er geltend machen will, denn Dinge, die jetzt nicht angepackt werden, kann man nach dem 20. November nicht mehr zurückholen.“
Die Einwände werden zur Stadt gebracht und gehen von dort zur Bezirksregierung. Doch Hilfe gab es nicht nur im Heimathaus. Sonntag zwischen 12 und 18 Uhr helfen Vorstandsmitglieder von Fortuna Millingen im Vereinsheim am Bruchweg. Im Pfarrheim können heute von 10 bis 12 Uhr die Vordrucke ausgefüllt werden. Am 17. November können Bürger von 13.30 bis 15.30 Uhr wieder zum Heimathaus kommen. Die Unterschriftenaktion läuft bis zum 20. November.
Autor:Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein |
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