kleiner Kaktus- ganz groß
Unser Kaktus "Königin der Nacht" ist alt. Sehr alt.
Und groß. Richtig groß.
Jahr für Jahr verwöhnt er uns in verschwenderischer Pracht mit einer Unzahl von stark duftenden, wunderschönen Blüten.
Jedes Jahr im Frühjahr fahren wir ihn mit der Stechkarre nach draußen. Dabei bricht fast immer irgendeins seiner prallen Blätter ab. Es läßt sich nicht vermeiden, weil er entschieden breiter ist als normale Türöffnungen. Früher konnten wir ihn noch zu zweit durch ein Wintergartenfenster hieven. Aber dafür ist er inzwischen viel zu groß und zu schwer.
Diese abgebrochenen Blätter steckt mein Mann gewöhnlich irgendwo in einen anderen Kübel, dahin, wo gerade noch Platz ist für ein einzelnes Blatt ist.
Sie mögen es.
Wachsen und gedeihen und vermehren sich.
Und so kommt es, dass wir im Laufe der Jahre schon etliche Königinnen verschenkt haben.
In diesem Jahr war nichts mehr frei für einen abgebrochenen Ableger.
Wegwerfen geht nicht.
Also landeten zwei Blätter auf der Böschung unter der Lorbeerhecke des Nachbarn.
Eines der beiden Blätter hat eine Blüte hervorgebracht. Es ist so klein und schwach, dass es sich biegt unter der Last der schweren Blüte.
Aber es blüht!
Immer wieder liest man von stolzen Besitzern der Königin der Nacht, dass ihre Pflanze blüht. Dass sie eine Blüte trägt! Dieses Blütenwunder, das sich in der Dämmerung mit betörendem Duft entfaltet und nur knapp zwei Tage währt, wird bestaunt und bewundert, in der Presse bejubelt.
Unser kleines, unscheinbares Blatt trägt auch eine Blüte. Bescheiden und fast im Verborgenen.
Aber in ein paar Jahren wird es sich gewaltig vermehrt haben und wie seine Mutter einen großen, eigenen Kübel brauchen.
Und hier geht es zur Mutter:
http://www.lokalkompass.de/emmerich/kultur/spieglein-spieglein-an-der-wand-wer-ist-die-schoenste-im-ganzen-land-d67591.html
Autor:Christel Wismans aus Emmerich am Rhein |
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