Hightech auf dem Bauernhof
Stripp, strapp, strull - so ging vor vielen Jahren noch das Melken der Kühe. Davon ist heutzutage nichts mehr zu sehen. Hightech statt Melkhocker heißt für Christian Scheers auf dem Budberger Hof die Devise. Vieles läuft automatisch und lässt dem Landwirt mehr Freiraum sich um seine Tiere, aber auch um die Familie zu kümmern.
Neugierig schauten die Kühe aus der offenen Stalltüre auf all die vielen Besucher, die sich am Donnerstag auf dem Hof eingefunden hatten. Was die wohl alle hier wollen? Der Geschäftsführer der Kreis Klever Wirtschaftsförderung stattete dem Hof auf seiner Sommertour einen Besuch ab. Die dritte Generation kümmert sich hier mittlerweile um den Hof. 1896 ist über einer Stallung noch zu lesen. „Karl von Höfel war der Erbauer“, wusste Friedhelm Scheers zu berichten. Er hatte den Hof in den 1950er Jahren von Theodor Schmitz gekauft.
Der alte Schuppen, in dem jetzt die trocken stehenden Kühe Unterschlupf finden, wurde von ihm erbaut. Direkt daneben befindet sich die große Halle mit den offenen Türen. „Über 100 Tiere finden hier Platz“, erzählte Christian Scheers, der den Gästen seinen landwirtschaftlichen Betrieb erläuterte. „Viele haben heutzutage leider nicht mehr den Bezug zur Landwirtschaft. Daher ist es wichtig, dass wir uns auch einmal zeigen.“ 55 Hektar Fläche gehören zum Hof, zum Teil wird dort Silomais und Getreide angebaut. „Wir versuchen das Futter für unsere Kühe selbst zu produzieren.“
Der staatlich geprüfte Landwirt, der den Hof 2007 übernahm, investierte kräftig in die morderne Technik und eben in größere Hallen. „Hier haben die Tiere mehr Platz und mehr Luft.“ 1,4 Millionen Liter Milch produzieren die Kühe über das Jahr. Die Milch wird alle zwei Tage abgeholt. Täglich sind es also ungefähr 4.000 Liter. Stolz präsentierte Christian Scheers sein neu angeschafftes Laborgerät. Stolze 60.000 Euro hat es gekostet. „Es zeigt mir sofort an, ob Keime in der Milch sind oder ein Kuh krank wird oder etwas mit der Fütterung nicht stimmt. So erspart es mir eine Menge Zeit und ich kann mich schneller um die Kuh kümmern und ihr helfen.“
Doch damit noch nicht genug. Scheers zeigt uns die vollautomatische Melkmaschine, die rund um die Uhr läuft. Mit etwas Futter werden die Kühe angelockt und stellen sich, wenn sich die Türe öffnet, in die Vorrichtung. Da alle Kühe mit einem Sensor versehen sind, kann der Landwirt immer genau beobachten, welche Kuh gerade gemolken wird. Das geschieht drei bis vier Mal am tag. Das Gerät zeigt zudem an, wie viel Milch die Kuh geben soll.
Direkt daneben befindet sich der Computerraum. „Das ist der erste Gang des Tages um zu erfahren, was in der Nacht gelaufen ist.“ Nur die Fütterung übernimmt Christian Scheers noch selbst. Viel Geld verdienen kann er mit seinen Milchkühen allerdings nicht. „Das ist eine absolute Katastrophe. Wir liegen bei unter 27 Cent. Einen Einfluss auf den Preis haben wir nicht. Momentan legen wir jeden Monat drauf. Wir müssen ja heutzutage mit Landwirten in Neuseeland konkurrieren. Die Molkereien werden geknebelt und wir sind die, die das kriegen was übrig bleibt.“
Leicht Kritik gab es daher auch von KreislandwirtJosef Peters. „Die meisten Verbraucher interessiert nicht, wie produziert wird. Hauptsache es ist billig genug.“ Trotzdem würde sich Christian Scheers immer wieder für den Beruf des Landwirt entscheiden. „Das ist für mich ein echtes Paradies hier, wir heben gute Böden und es macht einfach Spaß, mit moderner technik und mit den Tieren zu arbeiten.“ Vater Friedhelm bemerkte zum Schluss: „Ein Bauer muss heute Unternehmer, Maschinist, Kaufmann und Manager sein, sonst kommt er nicht mehr zurecht.“
Autor:Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.