Garten-Dschungel im Juni

die abgebrochenen Blüten der Knollenbegonie in der Vase
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In diesem Jahr muss der Garten einiges abkönnen!
Zwar haben wir Gottlob keine Überschwemmungen gehabt, aber es reicht
auch so mit den Wetterkapriolen!

Nachdem Ende Mai wider Erwarten die meisten Pflanzen doch noch den
Wachstumsrückstand aufgeholt hatten, fegte eines Abends plötzlich ein
heftiger Nordwind durch den Garten und zerfetzte gnadenlos alles, was
Stengel und zarte Blüten hatte.
Mit Tränen in den Augen sammelten wir die Überreste ein und versuchten
zu retten, was noch zu retten war. Tagelang stürmte es unvermindert
heftig vom kalten Norden. Eigentlich ganz ungewöhnlich für unsere Ecke.
Meistens haben wir Westwetter, und dagegen ist unser Garten relativ gut
geschützt. Aber Norden?

Wie sollten bei dieser Kälte die Tomaten draußen reifen? Sie waren doch
schon ganz eben zart gelb. Zwar hatten wir ihnen vorsichtshalber ein
Vlies übergehängt, aber das tanzte auch nur wild auf und ab wie Suleikas
Schleier.

Irgendwann war unser persönliches Maß voll, zuviel Trauriges und
Frustiges. Dazu das Wetter. Wir wollten nur noch raus für ein paar Tage
und buchten kurzfristig zehn Tage Teneriffa. Noch nie zuvor waren wir
beide zusammen in dieser Zeit weg gewesen. Normalerweise ist zwischen
März und September nichts drin wegen Garten. Ein Tomatenvater
kann doch seine Zöglinge nicht alleine lassen...!

Als wir abends vor dem Laptop saßen und spontan gebucht hatten, brach
uns beiden der Angstschweiß aus. Was haben wir da gemacht?

Von dem Moment an schlug das Wetter um.

Dank meiner lieben Schwägerin, die sich täglich um unsere Planzen
gekümmert hat, haben sie überlebt trotz der einsetzenden Hitze und
Trockenheit. Alles, was Wurzeln hat, mutierte zum Dschungel.
Der Torbogen aus wildem Wein war fast zugewachsen, die ersten Rosen
blühten, die Tausendschön, die selbstgezogenen Studentenblumen, die
vorher noch kaum über den Rand ihrer Kästen geguckt hatten...
Die Lorbeerhecke unseres Nachbarn ist inzwischen so breit und dicht wie
Dornröschens Zauberhecke nach hundert unberührten Jahren. Und dem Urwald
unseres anderen Nachbarn hat die Sippvisite des Sommers auch gut getan.
Dort ist das Gras inzwischen höher als ich groß bin.
Eigentlich ein Paradies für Wühlmäuse und Maulwürfe. Aber leider ziehen
sie einen gepflegten Garten vor...

Noch mit dem Koffer in der Hand machten wir eine erste Runde und konnten
es nicht fassen, was diese paar Tage, in denen wir nicht zuhause
gewesen waren, mit dem Garten angestellt hatten.
Was mir als erstes auffiel, waren die deutlichen Spuren der Wühlmaus.
Hatte sie doch unsere Abwesenheit gleich genutzt und buchstäblich jeden
einzelnen Quadratmeter unterwühlt. Bei jedem Schritt sackt man jetzt ein.
Ich konnte es nicht fassen. Dieses kleine Mistvieh! Ich hasse es! Warum
geht es nicht nach nebenan? Platz satt, Natur pur, völlige Ungestörtheit! Aber nein.

Aus dem Treibhäuschen hingen die Tomatensträucher heraus. Die zwei
Gurken waren völlig dahinter verschwunden. Auch hier, Urwaldpflanzen!
Aber lecker sind die ersten Tomaten! An den drei größten Harzfeuer, die
draußen stehen, waren bereits die ersten Früchte reif. Göttlich!

Drei Tage haben wir geschnitten, gerupft, gestutzt, gesäubert.
Und als wir alles so ziemlich im Griff hatten, schlug das Wetter wieder
um. Jetzt ist es der eisige Klatschregen, der alles wieder platt macht, was
wir mühsam erhalten und aufgepäppelt haben. Die uralte, feuerrote Knollenbegonie vor der Haustüre bricht laufend weg. Bei diesem Wetter kann sie ihre schweren Blüten nicht halten. Jetzt stehen sie im Wohnzimmer in der Vase. Sehr dekorativ!

Willkommen zuhause!

Was mag als Nächstes kommen?

23. Juni 2013

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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