Fußball EM mit Elfie......))))) (vor ein paar Jahren)

stell dir vor:

Du setzt dich gemütlich auf die Couch, nimmst die Fernbedienung und schaltest voller Erwartung und Vorfreude auf ARD. Die kalte Flasche Bier oder das beschlagene Glas Weißwein steht schon auf dem kleinen Tischchen neben dir. Eine Tüte Chips in Reichweite für nachher. In fünf Minuten geht es los. Der Kommentator zappelt schon vor Aufregung. So viel hängt von diesem wichtigen Spiel ab.
In dem Moment geht die Türe hinter dir auf und das Schicksal nimmt seinen Lauf:::::::::

Elfie erscheint, deine Frau, und du bist ihr Scherie-hi Klaus-Dieter (was ich dir natürlich nicht wünschen will :-) )

„Chérie, gehst du heute nicht zu deiner Häkelrunde?“ Klaus-Dieter schielte über den Rand seiner Bierflasche misstrauisch zu seiner Frau, die sich anscheinend häuslich auf der Couch niederlassen wollte. „Es ist doch schon gleich Sechs.“
„Willste mich aus dem Haus haben? Na, warte!“ Elfriede drohte ihrem Gatten schelmisch mit dem Finger und wühlte ihre hinteren Massen genüsslich in die Tiefen der Couch. „Heute bleib’ ich hier. Ich guck mit dir zusammen Fußball. Is dat nicht schön? Freuste dich nicht?“
Klaus-Dieter sank merklich in sich zusammen und stöhnte. Lautlos. So sehr er seine Elfie auch liebte, etwas gab es, nur eine einzige Sache, die sie nicht miteinander teilten, und das war Fußball. Und das sollte auch so bleiben. Immer. Also wagte er einen vorsichtigen Versuch, seinen geheiligten, lang ersehnten, aufregenden Fußballabend, sein Highlight der Woche, doch noch zu retten:
„Aber Chérie, du machst dir doch überhaupt nichts aus Fußball, ist doch total langweilig. Du brauchst wirklisch nischt … also nur meinetwegen … Chérie!“ Flehentlich sah er sie an.
Doch sie lächelte leicht und tätschelte sein Knie. „Ach weißte, Schätzeken, du sollst bei einem so wichtigen Deutschlandspiel nich alleine vor de Flimmerkiste sitzen. Is nicht gut.“
In stummer Verzweiflung sackte Klaus-Dieter noch mehr in sich zusammen, als Elfriede plötzlich aufschrie: „Klaus-Dieter, guck mal, da kommen sie! Welche sind denn die Deutschen? Die Rot-bunten? – Nä? Nich? – Die anderen? – Die sehen aber trist aus. Schwarz-weiß. Find ich doof.“
„Elfriede!“
„Wat denn? Wat denn? Soll ich etwa stumm gucken? Wo ich doch schon dir zuliebe auf mein Häkeln verzichtet habe. Und jetzt meckerste schon, obwohl ich überhaupt noch kein Wort gesagt habe.“
„Chérie! Bitte! Wenn du schon …“ Klaus-Dieter rückte unmerklich beiseite, klammerte sich wie Halt suchend an seine Flasche und trank einen kurzen Schluck. Selbst das Bier schmeckte nicht mehr richtig. Und dabei hatte er extra zwei Flaschen kalt gelegt für diesen besonderen Abend!
Elfriede raschelte wild mit einer Riesentüte Chips: „Guck mal, da sind Kinder dabei! Lassen die jetzt auch schon den Nachwuchs mitspielen? Wofür soll dat denn gut sein? – Und guck mal, Klaus Dieter, der da singt unsere Hymne überhaupt nicht mit: Deutschland, Deutschland über …“
„Hör auf! Bitte."
„Die sollten aber eigentlich alle mitsingen. Ich glaub’, die können unser Deutschlandlied überhaupt nicht.“
„Du auch nicht.“ Erschrocken über sich selbst zuckte Klaus-Dieter zusammen, aber zum Glück schluckte die Chipstüte seinen aufmüpfigen Einwurf. Klaus-Dieter fiel in ein tiefes Loch. Er nahm nichts mehr wahr außer dem Mahlen von Elfriedes Kiefern und dem Wippen der Couch. Er hatte den Anstoß verpasst, das Spiel lief schon seit Minuten. …! Merde, merde, merde!
„Klaus-Dieter! Guck mal! Die in den hübschen Anzügen, den rot-bunten … ähm, dat sind nicht wir? – Oder? – Nee, klar, die anderen also. – Aber, Klaus-Dieter, wer sind die noch mal? Wo kommen die noch mal her? – Kroatien? – Kroatien! – Wart mal, dat liegt doch … wart mal, waren die Müllers aus Praest nicht voriges Jahr da? Oder nee, die waren in … wie hieß dat doch noch mal? Klaus-Dieter, sag doch!“
„Elfriede!“
„Klaus-Dieter, guck mal! Der Torwart da – ist dat eigentlich unserer? Kann man gar nicht erkennen. Der ist ganz anders angezogen. Und dann noch die Bauhandschuhe! Also echt! Dat sieht doch überhaupt nicht schick aus! – Der hat aber auch nur noch wenige Haare da oben auffem Kopp! Haste dat gerade gesehen? Als der so seitwärts gesprungen ist …“
„Elfriede!!!!!!!!!!!!“
„Ich sag ja schon nichts mehr.“ Elfriede schmollte, zog ihre Chipstüte noch enger an die Brust und knisterte und mahlte noch lauter. Klaus-Dieter starrte auf den Bildschirm, ohne zu sehen. Er hörte den Kommentator, ohne zu verstehen. Er hörte nur die Geräusche neben sich. Er spürte nur das Gewicht neben sich. Er hörte nur die Stimme neben sich. Er war verzweifelt. „Lass …mich … endlich …“
„Klaus-Dieter! Guck mal, die Bunten, Hübschen, die rennen den Langweiligen immer davon. Warum lassen die die denn nicht mitspielen? Immer nur unter sich. Is doch doof! Eigentlich is dat richtig gemein. Am ausgestreckten Arm lassen die die verhungern. Also ich, weißte, ich wär beleidigt. – Och, guck mal, da wälzen die sich schon wieder über den Boden … Iiih, die Klamotten kriegt man doch nie wieder sauber. Oder? Bei dem Wetter. – Und guck mal, Klaus-Dieter! – Klaus-Dieter? Scherie, wat is denn? Du bist vielleicht komisch! Ich denk, du willst unbedingt dieses wichtige Spiel sehen? Oder? Und jetzt sagste kein Wort! …
Ohhhhh, Klaus-Dieter! Guck mal! Tooooooooooooooooor! Tooooooooooooooooooooooooor! Toooooooooooooooooor! – Wir haben ein Toooooooooooor! – Klaus-Dieter!!!!!“
„Tor für Kroatien!“
„Gott, is dat aufregend! Klaus-Dieter! – Ähm, nich für uns? Aber warum denn nich?“
Klaus-Dieter war längst ins äußerste Eck der Couch gerutscht. Er hatte Tränen in den Augen. Seine fast leere Bierflasche auf dem Tisch würde einen dicken, feuchten Kringel hinterlassen. Aber das war ihm egal. So was von egal.
„Klaus-Dieter! Guckst du überhaupt hin? – Wo guckst du denn hin die ganze Zeit? – Sag mal, wat is Abseits? Der komische Typ da in Schwarz, der denen immer vor de Füße rumrennt, der hat gerade gesagt, dat war Abseits. Manchmal nennt der dat aber auch Ecke. Oder Freistoß. Hat der überhaupt wat zu sagen? Der weiß doch überhaupt nicht, wat der sagt? – Also, ich find dat schon sehr merkwürdig alles. Und verstehen tu ich dat auch nich. – Aber, guck mal da, Klaus-Dieter! Klaus-Dieter! Die Bunten haben schon wieder, glaub ich, ein Tor geschossen. Oder? – Klaus-Dieter! Also ehrlich, weißte, du hättest besser gleich na Bett gehen sollen. Du bist ja so wat von langweilig … Dabei is dat doch so spannend. Ich weiß gar nicht, warum ich Fußball immer doof fand, und du immer alleine gucken musstest. Aber dat ist jetzt vorbei, Scherie, dat sag ich dir. Ab jetzt gucken wir immer zusammen! Klaus-Dieter? – Schätzelein! Wat ist denn? – Freuste dich denn gar nicht? – Geht et dir nicht gut? – Biste müde? – Schläfste schon? – Was hängste denn da so? – Mensch, da hätte ich ja auch zum Häkeln gehen können. Klaus-Dieter! – Klaus-Dieter?
Klaus-Dieter!!!!!!!!!!!!"

© Christel Wismans

Ich hoffe, ihr habt keine Elfie zuhause, die unbedingt mit euch Fußball gucken will!
Dieser Auszug, passend zu der EM, ist aus meinem Buch: Voilà! El-fie et Scherie-hi

Wer interessiert ist an Geschichten wie diesen - ich habe noch einen ganzen Stapel Bücher zuhause und schicke sie gerne zu.

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

17 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.