Wieder mal eine Geschichte
Sand im Zeitmaschinengetriebe
Unverhofft kommt oft …...................!
In der Werkstatt brannte eine trübe Funzel, die mit ihrem spärlichen Licht,
nur einen Teil des unordentlichen Raumes erhellte. Im Zentrum ihres Lichtkegels befand sich eine metallene Kugel, die nur auf dem ersten Blick vollkommen rund erschien. Sie ruhte auf einem wackeligen Tisch und bei genauem Hinsehen, sah man, die Kugel war auf der Unterseite abgeflacht.
Ihr Innerstes war hohl und rechts und links waren Elektroden angebracht, die abwechselnd rot, gelb und grün aufblinkten. Am höchsten Punkt der Kugel, war eine Art Antenne angebracht.
Ein Mann betrat den Raum, stolperte über eine achtlos liegengelassene Stoßstange eines Kleinwagens und fluchte:
„ Verdammt noch mal, Sergej könnte hier auch einmal ausmisten.“
Der Mann hatte einen blauen Overall an und einen speckigen Hut auf dem Kopf. Er bewegte seine massige Gestalt träge durch den Raum, wich dabei den herum liegenden Gegenständen aus. Sein Gesicht, aus der eine große kastanienrote Nase hervorstach war im Gegensatz zu ihr, durchscheinend blass zu nennen. Seine wasserhellen Augen waren trübe und ohne Glanz.
„ Was hat der Spinner denn dieses mal wieder erfunden,“
sagte er zu sich selbst und umrundete die metallene Kugel vorsichtig. Die blinkenden Lichter waren ihm nicht geheuer. Vorsichtig berührte er mit seinem Zeigefinger, der zu einer riesigen Hand gehörte die Oberfläche des Gebildes. Als nichts geschah, wurde er mutiger und nahm die Kugel mit beiden Händen hoch und betrachtete sie von allen Seiten. Wirklich, die Kugel war von innen hohl.
„ Sieht fast wie ein Sturzhelm aus,“ sagte der Mann, der auf den Namen Joche hörte. „ Ob ich ihn mal aufsetze?“ Fragte er sich selbst und bevor er noch weiter nachgedacht hatte. Stülpte er sich die Kugel über den Kopf. Zuerst verspürte Joche nichts. Dann aber, urplötzlich schien sich alles um ihn herum zu drehen. Er versuchte den Helm vom Kopf zu ziehen, aber das ging nicht. Sein Kopf war einfach zu dick. Er bekam ihn nicht herunter. Ihm wurde schwindlig, dann verließen ihn die Sinne.
Als Joche wieder zu sich kam, war die Erinnerung an sein Dilemma, sofort wieder präsent. Wieder versuchte er den Helm zu entfernen und mit einiger Mühe, gelang es ihm auch. Verwundert schaute er sich um.
Die Umgebung hatte sich drastisch verändert. Keine Werkstatt, kein Haus, nur Landschaft. Hügelige, mit Gras und niedrigen Büschen bewachsene Landschaft. Langsam stand er auf. Ein Rauschen in der Luft ließ ihn nach oben sehen und was er sah, machte ihn nicht fröhlicher. Eine Echsenvieh mit einer Flügelspannweite von mindestens 50 Metern, rauschte genau auf ihn zu. Gehetzt sah er sich um und entdeckte ein Erdloch, das ihn aufnehmen konnte. Ohne lange nach zu denken hechtete er in das Erdloch, gerade noch rechtzeitig. Die Klaue des Drachen verfehlte ihn nur um Millimeter.
Joche schrammte an der Wand des Erdloches vorbei und fiel immer tiefer hinein. Mit dem Kopf voran sauste er in die Tiefe. Er schloss mit seinem Leben ab, machte die Augen zu und wartete auf den Aufprall, der aber nicht kam. Unvermittelt wurde er abgebremst, bis zum Stillstand. Er stand mit dem Kopf nach unten, knapp über einem felsigen Untergrund. Um ihn herum standen Menschen, so wie er einer war. Jedenfalls sahen sie so aus und sie lachten. Sie zeigten mit den Fingern auf ihn und klopften sich auf die Oberschenkel. Einer trat hervor, tippte ihn mit dem Finger an und schon drehte er sich um 180 Grad. Nun stand er auf seinen Füssen.
„ Wo bin ich hier? Fragte er und schaute sich unsicher um.
Der Mann, der ihn in die richtige Lage gebracht hatte grinste über sein breit flächiges, glatt rasiertes Gesicht und sagte:
„ Du bist in den Höhlen der Gremas,“ sagte er. „ Schon lange leben wir unter der Oberfläche der Erde, seit die Drachen zurück gekommen sind. Mein Name ist Wulgor. Ich bin hier der Boss und es wird getan was ich sage.“
Bei diesen Worten stemmte er die Fäuste in die Hüften und wippte auf den Zehenspitzen. Dabei sah sah er Joche provozierend an.
„ Sag mir woher du kommst und was du hier willst,“ sagte er fordernd.
„ Ich weiß nicht wie ich hier her gekommen bin. Ich war in der Werkstatt meines Bruders, da hab ich einen Helm gefunden, habe ihn aufgesetzt und landete vor Eurer Höhle. Als mich ein Drache angriff, bin ich hinein gesprungen in den Gang und hier bin ich nun. Ich heiße Joche. Du sprachst von der Erde. Ich habe schon geglaubt, ich sei auf einem anderen Planeten gelandet.“
„ Hm,“ sagte Wulgor, „ unsere Chroniken berichten, dass es einmal eine Zeit gab, wo die Menschen zu den Sternen gereist sind. Von einer dieser Reisen brachten sie die Drachen mit, bis einige von denen ausgerissen sind und uns gejagt haben. Wir haben ihnen nichts entgegen zu setzen, denn sie sind unverwundbar. Nicht einmal Atombomben hatten auf die Biester eine Wirkung.“
„ Welches Jahr haben wir?“ Fragte Joche verwundert.
„3467,“ antwortete Wulgor.
Da war er doch glatt ein paar hundert Jahre in die Zukunft katapultiert worden. Nun hatte er begriffen, dass sein Bruder eine Zeitmaschine gebaut hatte und warum er darum so ein Geheimnis gemacht hatte. Er würde ziemlich wütend sein, wenn er entdeckte das er wieder einmal Mist gebaut hatte. Doch nun war erst einmal vorrangig, er musste sich wieder in den Besitz des Helmes bringen. Er musste so schnell wie möglich zurück. Am besten, bevor sein Bruder überhaupt mitbekommen hatte, das er samt Zeitmaschine weg war.
Er fragte Wulgor, ob er ihm behilflich sein wolle seinen Helm von der Oberfläche zu holen. Der aber schüttelte mit dem Kopf.
„ keine zehn Pferde bringen mich auf die Oberfläche und das auch noch ungeschützt. Nee, wenn du deinen Helm willst, dann hol ihn dir selber.“
Wulgor führte ihn zu der Röhre, die er hinuntergestürzt war und sagte:
„ Stell dich unter den Tunnel und du wirst hinaufgezogen. Wenn du den Helm hast, dann verschwinde möglichst schnell, denn die Drachen sehen und hören alles.“
Kaum stand Joche unter der Röhre, als es ihn schon mit irrer Geschwindigkeit nach oben zog. Die Schwerkraft schien hier nicht zu existieren. Kurz vor dem Ausgang wurde er wieder abgebremst und er schaute vorsichtig hinaus. Nicht weit sah er seinen Helm liegen. Ein prüfender Blick zum Himmel, nichts verdächtiges zu sehen. Er lief schnell auf den Helm zu und hatte ihn fast erreicht, da hörte er das typische Rauschen in der Luft. Ein Hechtsprung und er hatte den Helm erreicht. Er setzte ihn auf und sofort kam der gelbe Nebel wieder. Wieder drehte sich alles rasend schnell.
Als der Nebel weg war, befand er sich nicht zu Hause, wie er gehofft hatte. Nein, er stand auf einem Hügel. In der Ferne sah er ein riesiges Schloss, welches ihm irgendwie bekannt vor kam. Das konnte doch nicht sein! Das war..... Camelot.
„ Ich werde bekloppt,“ sagte er zu sich selbst.
Er konnte den Blick nicht abwenden. Hoch auf einem Berg gelegen glänzten die Zinnen der Burg in der Morgensonne.
„ Eine prächtige Burg, nicht wahr?“
Wurde er von Hinten angeredet. Erschrocken fuhr Joche herum und traute wiederum seinen Augen nicht.
„ Merlin, du bist Merlin,“ stotterte er und fast schwanden ihm die Sinne.
„Ja, ich bin Merlin Mann aus der Zukunft. Ich wusste du würdest kommen und ich will, dass du auch sofort wieder verschwindest. Es ist nicht gut in die Vergangenheit zu reisen. Unbedacht könnte man in der Vergangenheit die Zukunft verändern und du bist mir genau der Richtige, um so etwas an zu stellen.“
„ Einmal möchte ich den König Arthur sehen, einmal nur bitte,“
Ohne eine Antwort, wischte Merlin mit der Hand durch die Luft und der Nebel erschien wieder. Als er dieses mal verschwunden war, befand er sich wieder in der Werkstatt seines Bruders und fiel ihm genau vor die Füße.
Bevor er auch nur ein erklärendes Wort sagen konnte, hatte sein Bruder ihn am Kragen und schüttelte ihn wie einen nassen Hund.
„ Wo ist der Helm, wo hast du ihn gelassen? Antworte, antworte schnell oder ich Prügel dich so durch, das du nicht weißt, ob du Männlein oder Weiblein bist.“
Also Joche seinem Bruder die ganze Geschichte erzählt hatte, kamen beide überein, nicht noch einmal eine Zeitmaschine zu erfinden. In der Zukunft weiß man nicht was einen erwartet und in der Vergangenheit, könnte man aus versehen einen seiner eigenen Vorfahren umbringen. Arm in Arm gingen die Brüder ins nächste Wirtshaus und als Joche anfing, sein Abenteuer zu erzählen, da tippte sich manch einer an die Stirn.
Ende
Autor:Renate Becker aus Emmerich am Rhein |
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