Weihnachtsmärchen - letzter Teil

Weihnachtsmärchen Teil 4

Schluchzend suchte sie den Boden ab. Aber der Schnuller blieb verschwunden. Dann fiel es ihr wieder ein und ihr Schluchzen wurde immer hektischer, verzweifelter, lauter: „mein Schnulli! Mein Kissen!"
Sie riss sich den Teddyrucksack vom Rücken und kippte ihn aus. Das Kissen! Sie brauchte ihr Kissen. Da!
Mit einem kleinen Schrei zog sie das rosa karierte Kissen heraus und presste ihr Gesicht hinein. Augenblicklich ging es ihr besser. Es roch so gut, warm und vertraut, ein bisschen nach Apfelsine und Nutella, nach ihrem Bett, nach ihr selber und - Mama. Es roch nach Mama.
"Mama!" Dann war es aus.

"Mama! Ich will meine Mama! Mama!" Das Kissen fest an ihr Gesicht gepresst, wiegte sie sich vor und zurück. Verzweiflung kroch ihr über den Rücken wie eine eisige Gänsehaut. Kleine Schluchzer unterbrachen ihren Schluckauf. Ihr Kopf sank immer tiefer und dann war sie vor Erschöpfung eingeschlafen.

So fanden sie Petrus und das Christkind.
"He, Süße, aufwachen! Komm schon, wir wollen doch in die Bäckerei. Ich backe dir einen neuen Schnulli. Und eine neue wunderschöne Kette, die du sogar aufessen kannst, wenn du willst, und..."

"Hör auf. Lass die Kleine schlafen." Petrus schob ihre Hand beiseite. "Siehst du nicht, dass sie fix und fertig ist? Sie hat soviel erlebt. Sie muss jetzt unbedingt nur noch nach Hause zu ihrer Mama und in ihr Bett."

"Och", maulte das Christkind, "wann hab ich schon mal ein anderes Kind hier oben zum Spielen? Und jetzt soll ich es schon wieder auf die Erde bringen? Das finde ich unfair. Kann sie nicht...?"
"Nein. Sie muss sofort gehen. Besorg rasch einen neuen Schnuller mit Kette und dann ab. - Und! - lass sie nicht wieder fallen unterwegs!"
Er streichelte dem schlafenden Kind sacht über die Locken, die ihn irgendwie zu faszinieren schienen, brummte leise: behüt dich Gott, und stapfte davon.

+++++++++++++++++++

Fahle Morgendämmerung schlich sich lautlos durch die halb offenen Jalousien und tauchte das Kinderzimmer in diffuses Licht.
Sophie öffnete die Augen. Ganz langsam und vorsichtig. Sah sich um. Atemlos fast.
Und?

Ihr Zimmer. Ihr Bett. Ihr Teddy. Zuhause.

Ungläubig schüttelte sie den Kopf. War das alles etwa ein Traum gewesen?
Sie dachte zurück, holte sich Erinnerungen aus der Nacht. Nein, kein Traum. Oder doch?

Sophie kroch tiefer unter die Bettdecke, schnuffelte an ihrem Kissen, tastete nach dem Schnulli und schob ihn sich, als sie ihn gefunden hatte, genüsslich in den Mund.

Dann flog sie hoch, riss die Augen auf, den Schnuller aus dem Mund und lachte laut und triumphierend:

Ich hab es doch gewusst!

© Text und Foto Christel Wismans
auch dieser 4. Teil des Märchens ist ein Auszug aus meinem Buch "Himbeerrote Knallbonbons"

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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