unterwegs zum Amazonas - und weiter, immer weiter III
In Las Palmas kamen noch hundert neue Passagiere an Bord. Das gefiel uns gar nicht, denn wir hatten noch sehr schlechte Erinnerungen im Hinterstübchen von der übervollen Marco Polo damals, wo es weder Stühle, geschweige denn noch Liegen gab. Aber unsere AMADEA hatte auch weiterhin reichlich Platz für uns alle.
Eine englische Sängerin kam an Bord, Charlotte Cavelle, eine fantastische Rothaarige mit einer tollen, gut ausgebildeten Stimme. Sie war eine echte Bereicherung für die Abendshows. Leider, leider hatte sie nicht allzu viele Auftritte. Leider blieb sie auch nicht allzu lange …
Freitag, am 5.10.12, lagen wir morgens vor El Hiero.
Zerklüftetes, vulkanisches Felsgestein türmt sich in-und aufeinander. Windräder drehen sich hoch. oben in friedlichem Miteinander. Davor das Meer, seegrün und leuchtend meerblau. Ein Katamaran, der den Fährdienst zwischen den Inseln leistet, zog elegant mit schäumender Bugwelle an uns vorbei in den Hafen. Schön wie auf einer kitschigen Postkarte.
Ich war so glücklich, dass dieses Schiff ein mobilphone-Empfangs-Dingsbums hatte, so eine Art Antenne, sag ich jetzt mal einfach so als technisch-versierte Omma…, jedenfalls, ich konnte während der ganzen Reise mit unseren Kindern in Kontakt bleiben. Mein Handy konnte SMS schreiben, die auch wirklich raus gingen, ich konnte SMS empfangen (während das Handy von meinem lieben Mann nicht mal auch nur irgendwo Empfang hatte!). Ich konnte von der Kabine aus übers Fernsehen, das auch ein verkleideter Computer war, E-Mails schreiben und empfangen, ach, war das schön!!!!
In der Nacht wurden die Uhren wieder eine Stunde zurück gestellt, wir waren jetzt zwei Stunden hinter der MEZ zurück. Der Samstag war Seetag. Ich mag Seetage. Sie sind entspannt und man kann sich erholen….!!! Von all dem Stress mit den Ausflügen….
Nein, echt, ich genieße das: oben auf Deck 11 in der wunderbar warmen Sonne liegen, lesen, dösen, sich beim Essen verwöhnen lassen, anstandshalber entweder die 100 Stufen von der Kabine bis auf Deck 11 hochlaufen oder zehn Runden walken.
Oder auch nicht. Wenn es zu heiß war….Denn es war schon mächtig heiß. Wir kamen ja immer weiter südlich. Der Äquator war gar nicht soooo weit entfernt.
Wir hörten uns den Dia-Vortrag von Reiseleiter Thomas über die Ausflüge von Belem bis Manaus an. Thomas ist Kult. Er ist nur dem Namen nach ein Thomas, aber er macht keinen Hehl daraus. Es ist der reine Wahnsinn, ihm zuzuhören. Er ist einfach klasse.
Abends tanzten wir an Deck in der lauen Sternennacht. Leider habe ich irgendwo in den Decksfugen die Absätze meiner Pumps verloren. Die konnte ich schon mal nicht mehr anziehen. Meine fast einzigen eleganten Schuhe. Die überall brauchbaren schwarzen Pumps waren irgendwie eingelaufen. Genau wie meine Ringe. Irgendwie war alles eingelaufen, was ich anziehen wollte…
Nachts hatten wir schon wieder eine Zeitgrenze überschritten. Wir steuerten geradewegs auf die Kapverden zu. Diese Inselgruppe liegt so in etwa auf der Höhe des Senegals. Trotz ihres vulkanischen Ursprungs ist sie sehr karg und trocken. Aber trotzdem hat sie phantastische Strände und grandiose Berglandschaften. Aber auch schon subtropisches Klima.
Sonntag, 7.10.12, erreichten wir gegen Mittag Mindelo auf Sao Vicente. Zu Fuß schlenderten wir mit unseren beiden girlies Gerda und Heike durch die Stadt. Die Stadt schien in der Mittagswärme zu schlafen, selbst die streunenden Hunde und Katzen dösten regungslos vor sich hin. Mindelo ist noch nicht auf Tourismus eingestellt. Wir Weißen wurden neugierig beguckt. Neugierig und sehr freundlich. „Hey, where do you come from? – Oh, Germany? – Wiey geyt es ihnen?“
Ein hübsches Städtchen mit freundlichen Menschen, ein netter, kleiner Stadtstrand – aber um dort Urlaub zu machen…? Zwei Wochen…?
Wir waren gespannt auf Praia/ Sao Tiago. Wir waren gespannt auf den berühmten Markt. Schon morgens legten wir an und marschierten sogleich nach dem Frühstück los. Es sollten 32° werden, gefühlte 39°. Die Wassertemperatur betrug schon früh morgens 29°! Also: je früher, desto besser.
Mit sechs Leuten nahmen wir uns für 10,--€ zwei Taxen ins Zentrum. Unser Fahrer war begeistert. Sie verdienen dort etwa 300,--€ im Monat bei einem Stundenlohn von 2,--. Die Miete für eine 2-Zimmer-Wohnung kostet etwa 200,--€. Die Frauen arbeiten für die Familie, unterhalten sie. Sie tragen enorme Lasten auf dem Kopf, laufen kilometerweit, um ihre Waren oder ihr bisschen sonst was auf dem Markt zu verkaufen. Die Babys tragen sie auf dem Rücken mit sich herum, und wenn sie auf dem Markt verkaufen, liegen die Kleinen und Allerkleinsten friedlich schlafend mitten im Krach und Gewusel.
Der Taxifahrer verfolgte uns anscheinend, nachdem er uns beim Markt abgesetzt hatte. Wo immer wir gingen oder eine Straße überquerten, bog er um die Ecke, hupte und winkte.
Der Markt war überwältigend mit allen Sorten Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und vor allem duftenden Kräutern. Auch dieser tropische Krimskrams, der überall immer angeboten wird, wurde verkauft. Es war klaustrophobisch eng. Dazu eine überwältigende Geräuschkulisse. Und die Düfte! Oder vielmehr- Gerüche! Von Fisch bis Zimt alles kunterbunt durcheinander.
Wir stöberten durch die Stadt, aber gestern die sonntägliche Ruhe in Mindelo hat uns besser gefallen.
Fortsetzung folgt in etwa einer Woche
Autor:Christel Wismans aus Emmerich am Rhein |
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