unterwegs zum Amazonas- und weiter, immer weiter II

the white cliffs of Dover
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der lange Weg nach Brasilien

Die Biscaya war diesmal so glatt wie eine Badewanne voller Olivenöl. Vor knapp vier Jahren hatte sie uns mit hochhaushohen Wellen tagelang an der Durchfahrt gehindert.
Montagvormittag tuckerten wir auf der Höhe von Compostella Lissabon entgegen. Wir überlegten: Sollten wir wirklich noch einmal einen Ausflug durch die Stadt mitmachen? Auch wenn die Stadt echt mehr als sehenswert ist, wir hatten uns hier doch schon zweimal die Schuhsohlen durchgelaufen.
Wir entschieden uns für den Park der Nationen, das noch recht neue Expo-Gelände von 1998 mit dem größten Aquarium Europas, in dem sich auch Haie, Rochen, Thunfische und alle anderen Arten von Meerestieren in riesigen Becken tummeln.
Es war Dienstagmorgen, der 2. Oktober 2012. Die Stadt leuchtete uns unter der warmen Sonne einladend entgegen. Fast tat es mir doch schon wieder leid, dass wir uns für den neuen Stadtteil entschieden hatten. Aber wir wurden nicht enttäuscht. Dieses ehemals heruntergekommene Stadtgebiet am Tejo ist inzwischen, auch dank des Oceanário, ein sehenswertes Stück Lissabon geworden. Es gibt entlang des Ufers sogar eine Seilbahn!

Nachmittags hieß es dann schon wieder: Leinen los mit Abschiedsparty. Während sich die AMADEA langsam rückwärts unter der Ponte 25 de Abril hindurch Richtung Atlantik schob, standen wir alle mit einem Glas Sekt in der Hand an der Reling und lauschten der Abschiedsmelodie, die diesmal nicht wie sonst vom Band kam, sondern von einem Trompeter auf dem Pooldeck achtern live gespielt wurde.
Schon wieder eine Etappe vorbei. Wieder ein Schritt näher zum Amazonas.

Inzwischen fühlten wir uns auf der AMADEA heimisch. Wir kannten uns aus, na ja, so einigermaßen jedenfalls, wussten, auf welchen Decks die Restaurants sind, wo Sportdeck, Bars, Pool, Golf und Wellness mit Fitnessraum, wo man am besten walken kann und wo die große Lounge mit dem Abendprogramm ist. Schon bald hatten wir unseren Lieblingstisch in unserem Lieblingsrestaurant „Vier Jahreszeiten“ mit unseren Lieblingskellnern. Es waren überwiegend junge Männer von den Philippinen. Oben im “Amadea-Restaurant“ allerdings arbeiteten auch Indios aus den Andenregionen.
Aber unsere Kellner waren die Besten. Immer gut gelaunt, singend, lachend, sehr aufmerksam, formvollendet und flott. Wir wurden so liebevoll umsorgt, dass wir alles daran setzten, immer unseren Tisch und damit unsere Kellner zu bekommen, was bei freier Tischwahl gar nicht so einfach war. Schon nach relativ kurzer Zeit wurde ich von Rodel, dem Ober, adoptiert. Aus Madame wurde Mommy, und sagte uns der Nachtisch nicht zu, brachte er uns Eis. Er kannte genau unsere Vorlieben. Und mit einem verschmitzten Lachen brachte er mir mit Vorliebe zweimal Eis.

Über den schlichtweg ungenießbaren Kaffee morgens, der in Warmhaltekannen vor sich hinschmorte, kamen wir über eine gemeinsame Beschwerde zu neuen Bekannten. Zwei Freundinnen, Globetrotter alle beide, Gerda und Heike. Sie und Wir: das passte. Auch zu unserem Tisch. Von da an waren wir unzertrennlich. Drei ganze Wochen lang.

Für Gran Canaria hatten wir Strand gebucht. Der Bus karrte uns über die Insel bis fast auf den glühenden Sand von Maspalomas. Erinnerungen wurden wach. Wie oft waren wir damals vor vielen Jahren am Strand von Playa del Ingles bis hier nach Maspalomas gelaufen. Und durch die Dünen geklettert, lachend, schreiend, bis zu den Waden versunken im kochendheißen Sand…
Wir platschten durchs Wasser. Sooo viel hatte sich nicht verändert. Es gab noch immer die Sonnenanbeter, die sich oben auf den Dünen wie Statuen mit ausgebreiteten Armen langsam mit der Sonne drehten. Die Strecke mit den Homosexuellen schien sich gegenüber früher deutlich ausgedehnt zu haben. „Coming out“ war damals noch ein Fremdwort. Da versteckten sich die meisten lieber noch in den Dünen.
An diesen langen Strand kommt man aber nicht nur hin, um zu baden. Manche wollen einfach gesehen werden oder gar provozieren. Wie zum Beispiel einer, der nackt mit dem weit offenen Hinterteil zum Strand im Vierfüßlerstand hockte und unter seinem Körper hindurch die Leute beobachtete, die vorbeiliefen. Ob sie auch guckten und wenn, wie. Seine Partnerin neben ihm öffnete bei ihren akrobatischen Übungen Einblicke in andere Körperteile…

Nix wie weg! Schnell weiter!

Fortsetzung folgt

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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12 Kommentare

Monique Kottmann aus Uedem
am 13.12.2012 um 17:44

Siggi,du weißt ja,ich lache gern,wie alle Hühner,hätte das Kerlchen doch gerne gesehen..... :)))))

Heidi Tietze Linskens aus Düsseldorf
am 26.12.2012 um 13:09

So einen Rodel hätte ich auch gerne gehabt...Bisher klingt nichts nach Katastrophen:))

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein
am 28.12.2012 um 20:46

Heidi, es gab diesmal auch keine echten Katastrophen, von der Notlandung in Heathrow mal abgesehen...
ich habe die Hoffnung, dass Travel-Chaos langsam doch alt wird.

aber du hast Recht: Rodel und seine Kollegen sind echt die allernettesten Kellner, die ich jemals irgendwo kennen gelernt habe