Kultur in Emmerich
Schüler erstellen Video zum Gedenktag
Die 25. Auflage des Gedenktages wurde im kleinen Rahmen gefeiert
Traditionsgemäß wird der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar von der Stadt Emmerich gemeinsam mit dem Bürgerverein Pro Kultur veranstaltet. In diesem Jahr musste Corona-bedingt die Feierstunde mit Schülerinnen und Schülern auf dem Emmerich Friedhof ausfallen. Die Kranzniederlegung konnte nur im kleinsten Rahmen stattfinden.
Gerade in diesem besonderen Jahr – in dem das Jubiläum „1.700 Jahre Judentum in Deutschland“ begangen wird, musste Bürgermeister Peter Hinze und die Vorsitzende von Pro Kultur Irene Möllenbeck ganz ohne Publikum, einen Kranz am jüdischen Gedenkstein auf dem Friedhof niederlegen.
Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch die rote Armee befreit. Seit 25 Jahren wird an diesem Datum der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ begangen. In den letzten Jahren haben sich die weiterführenden Schulen an den Vorbereitungen der Gedenkveranstaltung beteiligt. Da in diesem Jahr durch die Corona-Pandemie keine größere Veranstaltung im öffentlichen Raum möglich war, hatten die Schüler der Gesamtschule Joshi Wanders und Julia Schell, sowie deren Lehrer René Siepermann und Michael Koida die Idee, zum Thema einen kurzen Videofilm zu erstellen. Sie drehten dazu auf dem Friedhof sowie im Jüdischen Kulturraum und interviewten Peter Hinze und Irene Möllenbeck. Der Videofilm ist auf der Internetseite der Gesamtschule zu sehen: ge-emmerich.de.
Der emeritierte Pfarrer Dr. Jan Heiner Schneider ging bei der kleinen Gedenkfeier, auf dem Emmericher Friedhof, auf die Beschriftung des Gedenksteines ein: „Die Inschrift ‘Unser Vater unser König, wir haben gesündigt vor Dir‘ ist sehr missverständlich.“ Er zitierte das Avinu Malkeinu, das Gebet zum jüdischen Versöhnungstag. Am „Jom Kippur“, verzeihen sich die Juden alles Böse. „Das ist der über 2.500 Jahre alte Schrei der Juden um Recht, Gerechtigkeit und um die Ehre Gottes. Wenn man dieses Gebet liest erkennt man, dass sich die Inschrift gegen uns richtet, gegen die Täter“, erklärte Schneider.
Hass, Rassismus und Antisemitismus breiten sich wieder aus
„Ich glaube, dass es gut, wichtig und richtig ist, dass wir uns entschieden haben diese Veranstaltung, auch unter Corona-Zeiten, nicht ausfallen zu lassen“, erklärte Bürgermeister Peter Hinze, „man muss den Blick nicht einmal zurückwenden, sondern nur schauen, in welcher Zeit wir gerade leben. Die AFD soll verfassungsschutzrechtlich beobachtet werden und rechte Parolen werden wieder salonfähig, ohne hinterfragt zu werden. Ich halte das Erinnern heute für wichtiger denn je, denn Hass, Rassismus und Antisemitismus breiten sich wieder aus.“
Auch Irene Möllenbeck appellierte in ihrer Rede: "Lassen Sie uns dies zum Anlass nehmen, mutig und couragiert gegen Antisemitismus, Ausgrenzung und Rassismus zu kämpfen. Jeder an seinem Platz, zuhause, im Freundeskreis, in der Schule oder am Arbeitsplatz. Darum bitte ich Sie herzlich – seien Sie mutig!"
Zum Ende der Veranstaltung folgten Hinze, Schneider und Möllenbeck noch der jüdischen Tradition, anstatt Blumen einen Stein auf den Grabstein zu hinterlegen.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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