Mit der Trauer nicht alleine seine

Annelie Mayer und Hildegard Kleintjes sind nur zwei von mehreren Trauerbegleitern in Emmerich. Foto: Caroline Gustedt
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Emmerich. Ein neues Angebot für trauernde Menschen gibt es jetzt jeden letzten Montag im Monat. Annelie Meyer, Altenpflegerin und Mitglieder der Hospizgruppe Emmerich hat, wie auch Hildegard Kleintjes, eine Ausbildung als Trauerbegleiterin hinter sich.

„Ich habe oft Menschen zu Hause bis zum Tode gepflegt, aber kaum war mein Dienst am Kranken- oder Sterbebett beendet, hatte ich formal gesehen mit den Betroffenen und Hinterbliebenen nichts mehr zu tun. Oft habe ich gespürt, dass es aber gerade dann ein ganz großes Bedürfnis bei den Angehörigen gibt, zu reden. Aber dann war eigentlich niemand mehr zuständig!“, so die Motivationslage von Annelie Mayer zu überlegen, wie man helfen kann. Das Verhältnis zu einem Verstorbenen ist ja nicht einfach zu Ende. Dieser endgültige Abschied ist ein oft langwieriger, schmerzhafter Prozess, und früher war das Abschiednehmen quasi step by step möglich, als die Toten noch eine Zeitlang zu Hause im Familienkreis aufgebahrt waren. Dann konnte man Abschied nehmen, mehrmals vielleicht sogar hingehen zu einem lieben Menschen und schauen, seine Gefühlen Raum geben und sich langsam an die Endgültigkeit des Todes gewöhnen.

Heute wird ja meistens nicht zu Hause gestorben, ein Pflegeheim, eine Klinik... die Abläufe sind vorgegeben, die Warteliste ist lang. Zeit, vielleicht ein paar Tage, bekommen Angehörige dann oftmals nicht, und wenn die Beerdigung vorbei ist, fallen viele Menschen in ein großes Loch. Abschied und Endlichkeit stehen nicht auf dem Kompetenzplan des modernen Menschen.

Wohin aber dann mit seinen Erinnerungen an gemeinsame Zeiten, wohin mit der Angst, nicht zurecht zu kommen, hilflos, orientierungslos, allein und einsam zu sein. Früher wurden solche Bedürfnisse in Familie und Nachbarschaft begleitet: Der Frühschoppen am Sonntag, gemeinsames Arbeiten in der dampfenden Waschküche oder auf der Bleiche... diese heute antiquiert anmutenden Foren der Begegnung und Hilfe gibt es heute nicht mehr. „Kinder wohnen häufig weit weg, gewachsene Nachbarschaften werden aufgrund der hohen Mobilität moderner Menschen auch weniger werden. Wer also sollte dann Trauerbegleitung leisten, wenn nicht Menschen, die sich dazu berufen fühlen, anderen in schweren Stunden beizustehen.

Ganz frei und ohne Zwang sind Menschen, die trauern, ab Montag, 27. Dezember in die Tagesstätte am Neumarkt eingeladen, und Annelie Mayer lädt dazu in Abstimmung mit Pastor Peter Kossen auch und besonders jüngeren Menschen ein, die über den Verlust eines lieben Menschen hinweg kommen müssen. In der Zeit von 17 bis 19 Uhr ist die Trauerbegleiterin dann vor Ort, jeder kann aber kommen und gehen, wie es seinen Bedürfnissen entspricht. „Der Nachmittag beginnt um 17 Uhr mit einem Ritual und endet auch um 19 Uhr so. Das sind die fixen Eckdaten des Nachmittags, der dann ganz im Zeichen von Gesprächen, Austausch, reden, zuhören und schweigen stehen soll“, skizziert Annelie Mayer das Angebot.
Pastor Peter Kossen begrüßt diese zusätzliche Angebot unabhängig von Konfessionen, sehr: „Wer in engen sozialen Bindungen lebt, findet vielleicht in diesem Rahme Trost und Raum für seine Trauer. Für all diejenigen aber, die diese Möglichkeiten so nicht haben, bietet das Gesprächscafé eine völlig zwanglose Möglichkeit, über seine Trauer zu sprechen. Außerdem ist das eine gute Initiative, der Trauer einen Raum in der Öffentlichkeit zu geben und zu verhindern, dass diese Emotionen ein ‚Hinterhofdasein‘ führen.“

Darüber hinaus findet jeden 3. Freitag im Monat – auch an Feiertagen – ein Totengedenken in der Friedhofskapelle als Angebot der Hospizgruppe Emmerich statt. Dazu sind nicht nur Menschen eingeladen, die kürzlich einen lieben Menschen verloren haben. Auch diejenigen, die grundsätzlich das Bedürfnis nach Stille, Erinnerung und Meditation rund um das Thema ‚Abschied‘ haben, sind herzlich eingeladen. Die Andacht beginnt um 19 Uhr.
Im Haus der Familie bietet Renate Müller auch immer wieder eine Trauerbegleitung an. In diesen Gruppen entwickelt sich unter Umständen eine Eigendynamik, aus der Heraus auch nach dem Ende Veranstaltung Freundschaften und gemeinsame Freizeitgestaltung von Hinterbliebenen entstehen.
Und wer abseits aller organisierter Angebote das Bedüfnis hat, mit einem Trauerbegleiter zu sprechen, der hat die Möglichkeit, unter der Rufnummer 0151/15500558 einen Gesprächspartner zu erreichen.

Autor:

Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein

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