Mit der Trauer nicht alleine bleiben

Trauerbegleiterin Annelie Meyer

Etwa 20.000 Kinder und jungen Erwachsene sterben jedes Jahr. Totgeburt, Tod im Säuglingsalter, Krankheit, Unfälle, Gewaltverbrechen, Selbstmord oder Drogenkonsum … die Ursachen sind vielfältig. Immer aber bleiben Angehörige zurück, die trauern und mit dem Abschied zu leben lernen müssen.

„Das kann sehr unterschiedlich lange dauern und zu trauern ist Arbeit, für die man sich Zeit nehmen muss!“, so Trauerbegleiterin Annelie Meyer. Die ausgebildete Altenpflegerin weiß, dass nicht verarbeitete Trauer häufig die Ursache für körperliche und seelische Krankheiten sind. Sich mit anderen Betroffenen austauschen, ihren Geschichten zuhören und vielleicht auch den anderen Menschen etwas von der eigenen Trauer zu erzählen – das ist jetzt in einer von bundesweit 500 Gruppen möglich, die es seit kurzem auch in Emmerich gibt. Ende der 60er Jahre startete in England die Initiative ‚Verwaiste Eltern“, das Netzwerk wurde von der Theologin und Psychologin Mechthild Voss-Eiser auch in Deutschland ausgebaut. 1997 gingen verwaiste Eltern erstmals im Rahmen eines Candle Lightings (Lichteraktion) mit ihrer Trauer an die Öffentlichkeit, seitdem findet der Gedenktag an jedem zweiten Sonntag im Dezember statt. Jetzt hat Annelie Meyer auch für Emmerich eine solche Gruppe ins Leben gerufen, die dem Bundesverband Verwaister Eltern und trauernder Geschwister mit Sitz in Leipzig angeschlossen ist. In Emmerich wird das Angebot, sich an jedem letzten Dienstag im Monat zwischen 19.30 Uhr und 21.30 Uhr im Aldegundisheim einzufinden von der „Selbsthilfegruppe Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister“ angeboten. „Eine vorherige Kontaktaufnahme per Telefon wäre aber sinnvoll, weil dadurch schon Bedenken abgebaut werden können, an diesem Abend bei der Gruppe vorbeizuschauen“, bittet Annelie Meyer diejenigen, die sich für die Gruppe interessieren. Sie ist unter Tel.: 0 28 22 /5 19 18 zu erreichen. Man kann völlig zwanglos mitmachen, es gibt keine Anwesenheitspflicht und niemand muss zwei Stunden bleiben. Vielleicht mag jemand auch nur zuhören, nicht selber erzählen“, erläutert Meyer ihre Erfahrungen. Auch die Dauer, die Betroffenen das kostenlose Angebot annehmen wollen, ist ihnen freigestellt. Das können einige Male sein, Wochen Monate oder sogar ein paar Jahre. Pastor Karsten Weidisch begrüßt diese ehrenamtliche Initiative sehr: „Tod und Abschied sind in unserer Gesellschaft tabuisiert, in der modernen Leistungsgesellschaft stören Trauer und Leid die reibungslosen Abläufe. Von Trauernden wird erwartet, dass sie nach kurzer Zeit wieder reibungslos funktionieren, die Gesellschaft fängt häufig Menschen die den Verlust eines Kindes zu verkraften haben, nicht mehr auf.“ Dabei steht er durchaus realistisch der eigenen Profession gegenüber: „ Wenn wir einen Menschen beerdigt haben, ist für uns häufig die Seelsorgearbeit schon beendet. Obwohl ich dann oft noch an die Hinterbliebenen denke fehlt mir die Zeit, mich um sie zu kümmern, weil schon wieder die nächsten Aufgaben anstehen“, freut sich der Kirchenmann, dass Annelie Meyer ein solches Angebot jetzt auch für Emmerich entwickelt hat. Für Betroffene und Interessierte soll es darüber hinaus auch Themenabende zu Trauer und Abschied geben, von denen der erste am Montag, 27. August, 20 Uhr im Aldegundisheim stattfindet. Dann wird Pastor Weidisch zu „Mut zu Trauer und Abschied – Zur Akzeptanz eines notwendigen Lebensgefühls“ referieren

Autor:

Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein

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