mein Usedom Botschafter-Ring
Mitte Juli vor drei Jahren klingelte plötzlich mein Handy.
Ich war weit weg von zuhause. Genau gesagt, irgendwo in Mittel-England auf der stark befahrenen M1 Richtung London. Natürlich weder als Fahrer, das war wie immer dort unsere Tochter, noch als Beifahrer, das war mein Göttergatte, sondern als Häufchen Angst zusammengekauert mit fast geschlossenen Augen auf der Rückbank.
Das neue, leise Geräusch im Motorenlärm sagte mir überhaupt nichts. „Mutti, kann das dein Handy sein?“
„Handy? - Mein Handy - Oh!“
Hektisch wühlte ich in meiner Handtasche. Ich kannte die Melodie nicht. Eigentlich kenne ich nur den Signalton für SMS. Dieser hier sagte mir rein gar nichts. Hatte ich überhaupt mein Handy dabei? Doch, ich hatte es eingesteckt. Für Notfälle und so.
Unmittelbar, bevor die Melodie abriss, riss ich das Handy ans Ohr. „Hallo!“
Wer war da? Ich verstand kein Wort. Es war einfach zu laut im Auto. „Hallo? !"
Es war die Opinio-Redaktion. Sie fragten, ob sie meinen Namen und Anschrift weitergeben dürfen. Die Usedom-Tourismus GmbH im Seebad Bansin hatte meinen Bericht über die Sonneninsel in der RP gelesen und wollte sich mit einem kleinen Geschenk bei mir bedanken. „Sind Sie einverstanden?“
Klar war ich einverstanden.
Ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Bedanken? Geschenk? Was mochte das sein? Nicht, dass ich neugierig bin, aber ich konnte es kaum erwarten.
Zuhause fand ich den Brief vor, auf den ich so gewartet hatte. Ein sehr persönlich gehaltenes Schreiben von einem Herrn Balke, dem Tourismus-Chef in Bansin, und seinem Team. Er schrieb von meinem großartigen Bericht, den sie in der RP gelesen hätten und dass sie hellauf begeistert wären. Dass Begeisterung in den meisten Fällen ansteckend ist und - ich zitiere: das hat uns hier auf Usedom auf eine Idee gebracht: Usedomliebhaber, Menschen mit einer Verbundenheit zur Insel, Personen des öffentlichen Lebens zu „Usedombotschaftern“ zu ernennen. Sie genießen Erholung auf Usedom, geben ihre Faszination weiter und begeistern weitere Menschen für die Insel. Weil auch Sie sich so sehr mit der Insel Usedom verbunden fühlen, möchten wir Ihnen diese „Botschafterrolle“ mit einem Geschenk versehen übertragen. Sie erhalten einen Gutschein für den Kaiserbäderring. … Einzulösen ist der Gutschein direkt bei uns…
Wow! Das Foto auf dem Gutschein von dem Niessing- Designerring machte mich sofort heiß. Genau mein Geschmack: ein breiter Silberring, unterteilt von einer offenen Welle mit drei hin und her schwimmenden Bernsteikügelchen darin.
Ich wollte ihn!
Ich hatte ein Jahr Zeit. Aber ob ich es in der Zeit noch schaffen würde, wieder nach Usedom zu kommen? Von einem Ende Deutschlands querbeet zum anderen Ende? Diagonal gesehen. Na ja, so in etwa jedenfalls. Ist ja man nicht gerade so um die Ecke.
Ich telefonierte. Wollte auf jeden Fall schon mal vorsichtshalber abklären, ob es Optionen gibt für den Fall, dass nicht…
Außerdem fragte ich hier und da. Vielleicht konnte ja jemand anders an meiner Stelle den Ring in Bansin abholen. Aber ach, alles Seifenblasen: Die einen, die ab und an am Achterwasser Golf spielen, wollten oder konnten nicht. Die anderen, die in Karlshagen, am entgegen gesetzten Ende Usedoms, Urlaub machten, konnten auch nicht. Schließlich zerplatzte Anfang des Jahres auch meine letzte Hoffnung. Kein Urlaub, kein Usedom, kein Kaiserbäder-Ring.
Kein Kaiserbäder-Ring?
Damit konnte und wollte ich mich aber nicht abfinden und ich schrieb an die Tourismus GmbH im Seebad Bansin. Schilderte meine Lage und bat: Bitte, schickt mir doch den Ring! Ich kann nicht kommen. Ich bezahl auch gerne das Porto!
Brauchte ich nicht. Nicht mal das. Steffi, eine Auszubildende, schickte eine sehr nette Mail. „Klar doch, machen wir gerne! – Und – Grüße vom Geschäftsführer!“
Dann kam das Päckchen.
Mit dem Ring. Dem Kaiserbäderring. Meinem Kaiserbäderring.
Eingebettet in eine Kugel voller Glasperlchen. Edel und wunderschön.
Mein Lieblingsring.
Autor:Christel Wismans aus Emmerich am Rhein |
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