Liverpool - auf den Spuren der Beatles

vor  dem ehemaligen Maternity-Hospital
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Liverpool ist untrennbar verbunden mit den Beatles.

Wir schliefen im Hard-days-night Hotel. Im Foyer flatterten zig Hunderte von Notenblättern unter der Decke, riesige Plakate zierten jede nur mögliche, freie Fläche. Um die Ecke in einer engen Gasse der Cavern-Club, die ganze Stadt atmet Beatles.
Selbstverständlich buchten wir als absolute Fans eine Tour, um auf den Spuren dieser außergewöhnlichen Jungs zu wandeln.
Wir buchten die hard days night taxi tour. Unser Guide war ein Eingeborener mit einem sehr schwer verständlichen Akzent, der im Umfeld der Beatles aufgewachsen ist. Er fuhr uns voller Enthusiasmus und Begeisterung gut 3 ½ Stunden durch seine Stadt und zeigte uns die Plätze der jungen Beatles.
John Lennon wurde am 9. Oktober 1940 im Maternity Hospital geboren. In demselben Krankenhaus, in dem später auch der Taxifahrer selber und zu unserem ungläubigen Staunen auch unser Schwiegersohn als Drilling das Licht der Welt erblickt hat. Er war völlig perplex, als ihm aufging, dass er hier stand, wo er vor vierzig Jahren geboren worden war. Er wusste nur, dass das Krankenhaus nicht mehr existiert. Es ist heute auch kein Hospital mehr, sondern ein Studentenwohnheim, aber es existiert noch.
Die Tour fing ja gut an.
John wuchs bei seiner Tante und seinem Onkel auf, seine Mutter konnte oder wollte ihn nicht aufziehen. Er interessierte sich schon früh für Kunst und Musik, sehr ungewöhnlich in seiner Gesellschaftsschicht. Es belastete ihn auch, dass er so was Ähnliches wie eine Waise war und bei seinen Verwandten leben musste. Daher zog es ihn oft zu dem Waisenhaus bei den Strawberry Fields. Die Kinder dort wuchsen auch ohne Eltern auf und interessierten sich nicht dafür, warum er bei Verwandten wohnen musste.
Erst später irgendwann kam der Kontakt zu seiner Mutter wieder zustande.
Sie schenkte ihm ein Banjo, aber das war nicht das Instrument, das er wollte. Er wollte die Gitarre. Und als er sie hatte, brachte er sich selber das Spielen bei.
Seine Mutter starb direkt vor dem Haus. Sie hatte John besucht und wollte nach Hause. Als sie die Straße überquerte und sich eine Zigarette ansteckte, wurde sie von einem PKW erfasst und mitgeschleift. Der Fahrer war ein betrunkener Polizist und wurde nie belangt.
John war ein wilder Junge und bald stadtbekannt. Aber er war auch ein begnadeter Musiker.
Schon bald hatte er eine Band zusammen. The Quarry Men nannten sie sich.
Entgegen der Version, dass er mit Paul Mc Cartney erstmals bei einem Gartenfest der Kirchengemeinde zusammentraf, erzählte unser Guide, dass sie sich schräg gegenüber der Kirche in einem klobigen Bau, einem oberirdischen Bunker gleich, zum ersten Mal sahen. Die Band hatte gespielt und Paul setzte sich hinterher mutig ans Klavier und spielte auf seiner Gitarre. Als Linkshänder, alle Akkorde andersherum, zudem textsicher, beeindruckte er John Lennon und gehörte seitdem zur Band.
Schon bald taten sich die beiden Jungs zusammen zum Üben, Komponieren, Kreieren. Aber das wurde der Tante von John irgendwann zuviel. Sie verbannte die beiden Jungs mitsamt ihren rockigen Gitarren in den Windfang, wo der Krach einigermaßen erträglich war.
Aber John versprach ihr: Wenn ich berühmt bin, kaufe ich dir…
Er sagte nicht falls, sondern ganz selbstbewusst wenn.
Paul Mac Cartney kam aus einer besseren Gesellschaftsschicht, auch er kunstbegeistert und musisch veranlagt. Schon früh fing er an, Texte zu schreiben über alles, was er täglich sah und hörte. Viele, wahrscheinlich alle diese Texte, wurden später in ihren Hits verarbeitet. Das Gitarrespielen brachte er sich selber bei, was als Linkshänder sicherlich mit ziemlichen Schwierigkeiten verbunden war und besondere Fähigkeiten brauchte.
Sein Leben änderte sich in dem Moment, als ein Freund ihn mitnahm zu dieser Band, die da auf der Bühne in dem Gemeindesaal (oder was auch immer das für ein Gebäude war) abrockte.
Ein Jahr später sprach er im Schulbus den erst 15jährigen, schüchternen George Harrison an, ob er nicht auch bei der Band mitmachen wollte. George wollte, aber John fand ihn zu jung. Er ließ ihn dann zwar gnädig mitspielen, aber er nahm ihn nie so richtig ernst.
Das Elternhaus von George steht noch immer in einer gepflegten, kleinen Privatstraße.

Unser Guide erzählte, dass er damals mit einem dieser wilden, aber hochmusikalischen Guys befreundet war. Auch er hatte zu der Musik der ursprünglichen Band abgerockt. Und- er war in derselben Straße aufgewachsen wie der vierte Beatle, der erst später zur Band kam: Ringo Starr.
Über Ringo gehen die Meinungen heftig auseinander. Unser Guide erzählte uns eine Geschichte:
Irgendwer schwärmte in höchsten Tönen von Ringo als bestem Schlagzeuger der Welt.
Daraufhin seine Kollegen trocken: Er ist nichtmal der beste Schlagzeuger der Beatles...

Er brachte uns in seine alte Straße in dem verkommenen Armenviertel, das jetzt abgerissen wird. Teils ist es schon platt. Man hatte überlegt, ob das Geburtshaus von Ringo nicht vielleicht stehen bleiben sollte. Aber Ringo ist wohl inzwischen ziemlich abgehoben und hat seine Heimatstadt ziemlich böse verprellt. Seitdem haben sie keinen Sohn namens Ringo Starr mehr. Also wird auch dieses Common-Reihenhaus abgerissen werden. Aber wir haben es noch gesehen. Ein fast blindes Fensterchen erlaubte uns einen halben Blick in einen winzigen Raum. Genau hier unter diesem Fenster ist damals Richard Starkey- später der berühmte Ringo Starr- auf dem Fußboden geboren worden. Auf unseren ungläubigen Blick hin bestätigte der Führer mit einem schrägen Lächeln, dass damals hier in dieser Gegend die meisten Kinder zuhause auf dem Fußboden geboren wurden. Arme Leute halt und Kinder kamen am laufenden Band…
Klein Richard war ein kränkliches Kind, das mehr Zeit in Krankenbetten als in der Schule verbrachte. Eigentlich war damit sein Leben vorprogrammiert. Aber dann schenkte ihm sein Vater ein Schlagzeug. Und sein Leben nahm eine gravierende Wende.

Es gibt glaub ich nicht einen einzigen Fleck in ganz Liverpool, den wir beatlesmäßig nicht abgegrast haben. Ob es die Häuser waren, in denen sie geboren oder aufgewachsen sind, die Schulen, die Umgebung, zu der auch die berühmte Penny-Lane gehört, die Kirche mit dem Friedhof, auf dem Eleanor Rigby begraben liegt, Strawberry fields, das Standesamt, in dem John seine erste Frau Cynthia geheiratet hat oder das Haus ihres schwulen Managers Brian Epstein, in dem die Neuvermählten ihre Flitterwochen verbracht haben (wenn ich es denn richtig verstanden habe). Und, und, und…
Dreieinhalb Stunden durch Liverpool, einsteigen, aussteigen, gucken, zuhören, anfassen –
Es war eine grandiose Tour mit einem echt tollen Führer/Fahrer (wenn man ihn denn versteht).
Ich kann ihn nur empfehlen. Die Tour hat uns Vier zusammen 60 Pfund gekostet. Im anonymen Bus hätten wir genauso viel gezahlt für wesentlich weniger Zeit.
Wer mal hinkommt und interessiert ist:

Hard days night taxi tour
joeylyons1@hotmail.co.uk
www.aharddaysnighttaxitours.co.uk
Fon: 07949192241

© Christel Wismans 2013

Weitere Fotos stehen unter "Strawberry fields forever"

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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