Hochwasserschutzübung an der Rheinpromenade

Auch der THW-Nachwuchs musste ran! | Foto: Ralf Beyer
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Ein ungewöhnlicher Samstag: die Steinstraße menschenleer, kein Auto parkt am Straßenrand. Stattdessen: Schwerbeladene Laster, Gabelstapler, und knisternde Funkgeräte. Gemeinsam haben der Deichverband Bislich-Landesgrenze und das THW Emmerich eine Hochwasserschutzübung durchgeführt, bei der erstmals nach der Inbetriebnahme der Hochwasserschutz an der Rheinpromenade vollständig und in ganzer Höhe aufgebaut wurde.

Die Emmericher Geschäftsleute werden die Sperrung der Steinstraße mit Missbilligung wahrgenommen haben, das Samstagsgeschäft dürfte gelitten haben. Aber für den Ernstfall macht Torsten Bauhaus vom Fachbereich Technik des Deichverbandes schnell klar: „Das Hochwasser fragt nicht danach, ob es gerade passend kommt.“ Aus diesem Grunde hatte das THW auch die Autos, die im Bereich Steinstraße/Alter Markt parkten, abschleppen lassen. Ein LKW nach dem anderen, beladen mit den Einzelteilen der Spuntwände aus Aluminium wurde abgeladen, hier saß jeder Handgriff. Die Pfosten wurden in die Vorrichtungen auf der Betonmauer eingelassen, dann wurden die waagerechten Alu-Elemente eingelassen und im Nu gewann die Hochwasserschutzwand an Höhe.

Sicherheit hatte höchste Priorität

Zahlreiche durch leuchtende Sicherheitswesten gekennzeichnete Sicherheitskräfte kanalisierten die Besucherströme in der Steinstraße und auf der Rheinpromenade: Die war nämlich zur Hälfte abgesperrt, damit die Gabelstapler ohne Gefahr für Passanten rangieren konnten. Wasserseitig überwachten die Mitglieder des Deichverbandes in rasanten Fahrmanövern von ihren Booten aus den Aufbau des Hochwasserschutzes, derweil die Deichgräfen von beiden Rheinseiten mitsamt ihrer holländischen Kollegin die Abläufe überwachten und sich fachlich austauschten.

Ein Dammbruch würde 1.000 Menschen das Leben kosten

Els Rutting war fasziniert von der Perfektion, mit der THW und Deichverband die Aktion geplant hatten: „So etwas wie das Technische Hilfswerk gibt es bei uns gar nicht“, erklärte sie, stufte aber diese Arbeit als immens wichtig auch für Holland ein: „Computersimulationen haben berechnet, dass für den Fall, dass etwa in Bislich ein Deich brechen würde, im Grenzgebiet auf holländischer Seite mindestens 1.000 Menschen ums Leben kämen, der Sachschaden betrüge rund 35 Milliarden Euro. In den vergangenen Jahren wurde erst etwa die Hälfte der vorhandenen Deichkilometer im Deichverband Bislich-Landesgrenze saniert, aktuell wird das Planfeststellungsverfahren für 3,9 Kilometer zwischen dem Ortsausgang Praest und Rees vorbereitet. Planfeststellung, Informations- und Widerspruchsverfahren, Ausschreibung, Vergabe, Wartezeiten … wenn alles gut ginge, könnte man Ende 2015 mit dem Bau eines neuen Deiches, der zwischen dem jetzigen Deich und der B 8 verlaufen würde, beginnen können.

450 Millionen Euro müssten investiert werden

Kosten pro Kilometer: Vier Millionen Euro. Für die Sanierung der Deiche in der Region wären innerhalb der nächsten zehn Jahr 450 Millionen Euro nötig. Ihrem Ärger über die NRW-Finanzpolitik machten die beiden Deichgräfen Hans-Heinrich Beenen (Kleve) und Herbert Scheers (Emmerich) dahingehend Luft, dass sie nicht nachvollziehen könnten, wie man die Mittel für die Deichsanierung in NRW kürzen will, gleichzeitig aber 500 Millionen Euro Soforthilfe in den Osten schicken kann. Eines aber ist für den Ernstfall gesichert: „Wir haben vertraglich mit dem THW vereinbart, dass uns im Ernstfall immer 30 bis 35 Helfer zur Verfügung stehen“, ist Herbert Scheers erleichtert, denn: „Wenn bei uns Hochwasser ist, haben auch andere Flüsse Hochwasser und auch dort wird jede helfende Hand gebraucht!“. Als inzwischen ‚gut planbar’ bezeichnet Hans-Heinrich Beenen das Hochwasser: "Wir haben immer noch 48 Stunden Zeit, bis das Wasser bei uns ankommt. Das reicht, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.“

Autor:

Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein

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