Eritreer feierten die Geburt Jesu

Die Frauen trugen über ihrem weißen Umhang rote Westen mit einem gelben Kreuz. Fotos: Jörg Terbrüggen
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Die jungen Damen rieben sich immer wieder verwundert die Augen, als sie mit ihren Instrumenten am Freitag Abend aus dem Aldegundisheim den Heimweg antraten. Aus einem Raum im Erdgeschoss erklang fremdländische Musik, gepaart mit rhythmischem Klatschen. Und immer wieder kamen und gingen dunkelhäutige Männer ein und aus. Kein Wunder, denn die Eritreer feierten an diesem Abend die Geburt Jesu mit einem großen Fest.

Weihnachten ist für uns Christen längst vorbei, doch bei den orthodoxen Christen wird die Geburt Jesu erst im Januar gefeiert. Auf der Bühne im Saal stand ein in ein weißes Tuch gehüllter Mann, der zu den Menschen spricht. Zu verstehen ist leider nichts, doch auch wenn man kein Tingrinisch spricht, sind die Wort Jesus Christus und Johannes immer wieder zu hören. Doch anders als bei den Katholiken herrscht hier ein ständiges Kommen und Gehen. Auch die Kinder laufen kreuz und quer durch den Saal.
Und plötzlich beginnt der Priester an zu singen. Die Menschen erheben sich von den Stühlen, singen immer wieder den rhythmischen Refrain mit. Vorne haben Männer und Frauen einen Kreis gebildet, tanzen und singen, öffnen dabei immer wieder ihre Handflächen und wiegen diese hin und her. Man ist schnell gepackt von dem eindringlichen Gesang, beginnt unweigerlich mit den Füßen zu wippen. Zwei Frauen tragen würdevoll große Trommeln, während sie mit der einen Hand festgehalten wird, klatscht die andere immer wieder auf die mit Fell bespannte Vorderseite der Trommel. Sie scheinen sich fast schon wie in Trance zu bewegen, immer wieder angefeuert von dem auf der Bühne stehenden Priester. Und dann war es plötzlich still im Saal.
Nur in der Küche herrschte derweil reges Treiben. Fladenähnliches Brot wurde auf Teller gelegt, aus einem großen Topf kam eine Kelle Fleisch auf den runden Boden. Einige brachten die Mahlzeit in den Saal, andere schütteten Getränke aus. Gegessen wurde mit der Hand, getrunken wurden Wasser, Fanta und Cola aus Pappbechern. Schon am Donnerstag hatten einige in der Küche im Theodor-Brauer-Haus das Essen vorbereitet. Über 50 Kilogramm Zwiebeln wurden zum Beispiel geschält und zerkleinert. Das alles ging bis in die Nacht hinein. Und als am anderen Morgen das Personal des TBH zurückkehrte war alles blitz blank sauber. Nur zwei eritreeische Männer lagen auf dem Sofa und schliefen. Mittlerweile wurde im Aldegundisheim wieder gepredigt, wobei die Frauen streng getrennt von den Männern saßen. Sie waren mit einem weißen Umhang und einer weißen Kopfbedekung bekleidet.
In einem Nebenraum übten einige Männer und Frauen einen weiteren Tanz ein. Dabei standen sich zwei Reihen gegenüber, vorne die Männer, dahinter die Frauen, bekleidet mit einer roten Kopfbedeckung und einem roten Umhang, der über dem weißen Gewand getragen wurde. Auf Kopfbedeckung und dem Umhang waren gelbe Kreuze zu sehen. In den Händen hielten sie große Stöcke, die sie wie bei einer Hochzeitsfeier zum Spalier gegeneinander hielten. Neben dem Gesang war dabei immer wieder noch ein Klingen zu hören, was von einem Instrument in den Händen ertönte.
Eigentlich sollten an diesem Abend gut 400 Eritreer die Geburt Jesu feiern, doch viele konnten nicht anreisen, steckten auf dem Bahnhof in Oberhausen fest. Die letzten Auswirkungen des Sturmtiefs Friederike. Die anderen hingegen feierten weiter, die ganze Nacht hindurch. Spät am Abend zogen sie in die Aldegundiskirche ein. Am Eingang zogen sie alle ihre Schuhe aus, gingen mit Socken über den mit Teppichen ausgelegten Kirchenboden. Der eigentliche Altarbereich war von einem aus roten Umhängen befestigten Gestell verdeckt. An der einen Seite mit dem Bildnis von Maria und Jesus, auf der anderen Seite mit dem Engel Johannes. Einige weitere Bilder waren vom dem Altar zu sehen. Was bemerkenswert war an diesem Abend, war die Diszipliniertheit, die trotz des ständigen Gehens und Kommens herrschte. Und die pure Lebensfreude dieser Menschen, die ihren Ausdruck im Gesang und im Tanz fand. Auch dieses Instrument gehörte zur Musik aus Eritrea. Zum Gesang des Predigers und zu den Trommelschlägen wurde getanzt.
Fotos: Jörg Terbrüggen

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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