"Emmerich in Übersee"

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...so heißt mein neues Buch mit unseren Abenteuern in aller Welt.
Gestern Abend habe ich mein Baby freigeschaltet bei BoD- Books on Demand.

Das Schreiben selber ist ja noch das Einfachste bei der ganzen Sache.
Man braucht natürlich jemanden, der sich nicht von schönen Worten und Wortgebilden beeindrucken läßt, sondern mit Rotstift alles markiert, was nicht niet und nagelfest ist.
Jemanden mit neuestem Rechtschreibprogramm auf dem PC und gestrengem Blick für falsche Kommata und nicht passende Formulierungen.
Jemanden wie ein modernes Frollein Rottenmeier.
Jemanden, wie meine liebe Freundin Sigi Goertz.
Auch für das Cover hatte ich jemanden: einen sehr begabten, jungen Emmericher Polizisten. Passend zu den Reiseerzählungen schwebte mir so etwas vor wie:
Meer, blau, Palmen, Strand, der Duft von Sonnenöl und Rum, und mittendrin Travel Chaos, unser persönliches, kleines, unkaputtbares, bösartiges Urlaubsteufelchen, das sich seit Jahrzehnten an unsere Koffer heftet und sich köstlich amüsiert, wenn es uns mal wieder an den Rand der Verzweiflung gebracht hat.

Als ich mein Manuskript fix und fertig hatte, im richtigen Format und überhaupt (kannte ich ja schon von meinem ersten Buch), reichte ich es voller Hoffnung bei dem kleinen, sehr persönlich geführten Geistkirch-Verlag in Saarbrücken ein. Ich hatte sehr viel Gutes davon gehört.
Aber es dauerte. Der Chef, Herr Brunner, schrieb mir gleich zurück: sehr viel zu tun, dauert... Dann kam der Urlaub hinzu...dauert...

Bei Vindobona fragte ich an, ob überhaupt und wie teuer für den Autor.
Kostenlos, schrieben sie mir zurück. Wir freuen uns auf Ihr Manuskript.. Aber kurz darauf waren sie dicht laut Homepage und nahmen keine Manuskripte mehr an.
Aber ich hoffte ja auch noch auf Geistkirch und wollte mich vorher nicht festlegen.

Im Netz forschte ich zwischendurch dann auf etlichen Seiten und las und las und machte mich schlau. Es heißt ganz allgemein: Die großen, alteingesessenen Verlage brauchen keine neuen Autoren. Sie sind voll ausgelastet mit ihren eigenen , erfolgreichen Hausautoren sowie den Rechten aus dem Ausland.
Die meisten der anderen Verlage, die es inzwischen wie Sand am Meer gibt, sind mehr oder weniger alle Druckkostenzuschuss-Verlage. Die suchen Autoren, keine Manuskripte. Die nehmen sie natürlich auch, oft selbst den letzten Schrott, aber eigentlich wollen sie die Autoren und deren Geld.

Es leuchtet mir ein, dass ein kleiner Verlag das Risiko nicht alleine tragen und den Autor mit im Boot haben will. Wird es ein Flop, zahlt der Autor mit, wird es ein Erfolg (was bei diesen Unmengen an Neuerscheinungen sehr unwahr-scheinlich ist), dann kriegt der Autor auch einen Anteil. Wenn's ganz hoch kommt, 10%.

Ich schickte mein Manuskript probehalber an einen dieser Verlage, der mir eigentlich einen ganz guten Eindruck machte, das Verlagshaus Schlosser.
Und fragte gleichzeitig mal wieder vorsichtig beim Geistkirch-Verlag an. Schließlich wollte ich ja irgendwie irgendwann auch mal weiterkommen.

Daraufhin schrieb mir Herr Brunner eine Mail: Ich rufe Sie am Wochenende an.
Was mochte das bedeuten? Eine Absage hätte er, wenn überhaupt, mit einem Satz mailen können. Hoffnung?

Samstag rief er dann an.
Wir redeten eine halbe Stunde lang. Er wollte mir erklären, verständlich machen, wie das heute so läuft bei den Verlagen, den großen, unabhängigen und den kleinen, die auf die finanzielle Beteiligung der Auroren angewiesen sind. Einfach, weil sie im großen Haifischbecken die kleinen Fische sind.
All das wusste ich ja inzwischen aus all den Berichten im Netz. Er bot mir an, das Buch herauszubringen, weil es ihm gefiel und es auch in sein Programm passt, aber gleichzeitig hatte er auch sehr große Bedenken, weil er einen regionalen Verlag führt, der eigentlich nur im Saarland bekannt ist. Wenn ich jetzt aus der Region käme, wunderbar. Aber ich bin ja aus...Emmerich, wo auch immer das sein mag für einen Saarländer. Ich sollte es lieber in meiner eigenen Heimat versuchen.
Er hatte ganz genau gerechnet und den Erfolg kalkuliert.
Es waren über 3000,--€. Für mich.
Geht nicht. Aber herzlichen Dank für dieses wunderbare Gespräch und die Tipps von einem sehr netten Menschen.

Ich hatte noch nicht ganz aufgelegt und den Staubsauger wieder angeworfen, da rief mein lieber Mann hoch: Du hast Post!
Das Verlagshaus Schlosser schickte mir einen dicken Umschlag mit Autorenvertrag und einer Menge Info-Material. Sehr übersichtliches, informatives Material, das eigentlich auch das wiedergab, was ich soeben alles von Herrn Brunner gehört und vorher im Netz gelesen hatte.
Aber im Autorenvertrag stand die Summe von knapp 1300,--€.
Das war deutlich weniger als das, was ich eben am Telefon gehört hatte. Ich wollte schon frohlocken, dann sah ich das skeptische Gesicht meines Finanzminsters. Wahrscheinlich erinnerte er sich gerade an die vielen hundert Euro im Zusammenhang mit meinem ersten Buch...

Ich ließ mir Zeit, dann irgendwann nahm ich mir einen Taschenrechner und fing meine eigene Kalkulation an. Das Ergebnis war, dass ich dem Verlagshaus Schlosser dankte und absagte. Ich bin ja ein optimistischer Mensch, aber sooo optimistisch bin ich nun auch wieder nicht.

Ich suchte weiter.
Und ich landete wie schon zweimal zuvor, allerdings mit privaten Büchern, bei BoD. Der Vertriebsweg ist gut, E-Book kostenlos dabei.
Allerdings wollten sie inzwischen den Buchblock in PDF, Fotos in TIF.
PDF sagte mir ja was, aber TIF???
Unser Laptop hatte keine Möglichkeit zur Umwandlung in PDF.
Bevor ich verzweifelte, half mir Marten, der Polizist, der mit dem Cover zugange war.
Irgendwann war ich soweit. Der Buchblock mit Seitennummerierung ab Textbeginn wurde hochgeladen und nach zwei Versuchen akzeptiert, das Cover rundum bis auf die Vorseite fertig gestellt. Jetzt fehlte mir nur noch das Coverbild...

Gestern war Schluss.
Ich warte seit Ewigkeiten, sitze auf heißen Kohlen, das Baby musste endlich raus. Ich muss das Testbuch innerhalb der nächsten drei Wochen in der Hand haben.

Ich änderte den ursprünglichen Titel "Calypso, Meer und Schottenrock" in
"Emmerich in Übersee" und statt des geplanten Urlaubsfeelings-Cover mit Travel-Chaos habe ich dem Buch jetzt passend zum Titel ein Coverfoto vom Rhein bei Emmerich gegeben. Noch gestern am Spätnachmittag bin ich mit der Camera losgezogen und habe Fotos von der Brücke, der Sonne auf dem Strom und dem Emmericher Rhein gemacht.

PS: Emmerich in Übersee ist korrekt. Je nachdem, von wo aus man das betrachtet...
und wir waren oft jenseits...

Christel Wismans 2012

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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