Das Haus hat viel zu erzählen

Vorhang auf zum 50-jährigen Bestehen des Emmericher Stadttheaters. Fotos: Jörg Terbrüggen
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Die Emmericher lieben ihr Stadttheater. Das beweisen Jahr für Jahr die vielen Abonnenten, die dem Haus zum Teil schon seit vielen Jahren die Treue halten. Und mal ganz ehrlich, es gibt nicht mehr viele Städte, die sich heutzutage ein Theater leisten können. Emmerich gönnt sich das seit einem halben Jahrhundert. Happy Birthday Stadttheater. Wir haben einmal in den Analen geblättert. Auf wen wir da alles gestoßen sind.

Oftmals ist es ja so, dass sich zahlreiche Häuser im Laufe der Jahre den Gegebenheiten angepasst haben. In Emmerich geht man da, aus welchen Gründen auch immer, einen anderen Weg. Wir unternahmen einmal mit Michael Rozendaal eine kleine Führung durch die heiligen Räume, standen auf der großen Bühne mit dem herrlichen Blick auf die roten Stuhlreihen, die in all den 50 Jahren nur einmal ausgetauscht wurden. Der cremefarbene lange Vorhang hängt hier seit der ersten Stunde. "Mein Traum ist ja immer noch ein roter Samtvorhang", verriet Rozendaal. Vielleicht geht der Wunsch ja zum 50-jährigen Bestehen in Erfüllung und ein großzügiger Spender finanziert den neuen Vorhang.
Da, wo sich vor den Auftritten die Künstler aufhalten, fühlt man sich in die 1960er Jahre versetzt. Die alten Schminktische stehen aufgereiht an den Wänden, die Bestuhlung ist spartanisch. "Den Künstlern ist das egal", so Rozendaal, "wenn es nur warm und sauber ist." Auch die Toiletten versprühen den Charme der 1950er Jahre. Hier besteht dringend Nachholbedarf. Der schwarze Boden im Orchestergraben hat schon so manche "Wasserschlacht" aushalten müssen. Aber die Agenturen und die Künstler fühlen sich in diesem Haus mit seinen schwarz-weißen Fliesen im Foyer pudelwohl, weil hier der Service stimmt. Das verrät ein Blick in die vielen Gästebücher.
Kaum ein anderer erlebt die sogenannten Stars so hautnah wie der Kulturamtsleiter und seine Mitarbeiter. "Ich kann mich noch an Judy Winter erinnern, die hier durch das Foyer lief und sich ihrem Publikum zeigen wollte. Oder an Walter Zittler, der vor jedem Auftritt seine Hemden selbst bügelte und dabei ein paar Liedchen trällerte." Auch Doris Kunstmann bleibt in Erinnerung. Als sie 2013 in Emmerich spielte, hatte sie ihren pinkfarbenen Kittel in Hamburg vergessen. "Da musste jemand schnell nach Hamburg fahren und den Kittel holen. Fünf Minuten vor dem Auftritt kam er wieder an."
Tja, wenn das Haus sprechen könnte. Es hätte sicherlich so manches zu erzählen. Das könnten auch Jürgen von der Lippe oder Herbert Hermann, die zu den ständigen Gästen zählen und meist ihre Premieren in Emmerich abhalten, wie auch Hermann von Veen oder Der Ruhrpottjunky Herbert Knebel mit seinem Affentheater: boh, glaubse.
So schrieb Jürgen von der Lippe einst in ein Gästebuch: "Vielen Dank für alles, Kleidung, Kroketten...und überhaupt sind alle super nett. Lieber Ludger: Du bist der beste Hallenvater der Welt." Götz Alsmann meinte: "Wir spielen nur noch in Städten, die nach Ex-Nationalspielern benannt sind. Wir widmen unseren Auftritt Lothar Emmerich." Gritt Boetcher sagte über das Theater: "Ich fühle mich jetzt nicht mehr als Gast hier, sondern zuhause". Wilfried Schmickler: "Warmes Essen. Wo sind wir? Im Paradies? Im Schlaraffenland? Nein, in Emmerich."
Die Liste der Stars ist endlos: Karel Gott, Heide Keller, Hans-Joachim Kulenkampff, Götz George, Maria Schell, Volker Lechtenbrink, Wencke Myrhe, Harald Juhnke, Günter Lamprecht, Klausjürgen Wussow und wie sie alle heißen. Sie alle haben auf der Bühne gestanden, die für sie so viel bedeutet. Mein Gott, der war ja auch hier. Ein Blick in alte Gästebücher lässt Erinnerungen wach werden. Rabea Loffeld und Michael Rozendaal zeigen, wer schon alles in den letzten Jahrzehnten zu Gast auf der Emmericher Bühne war. Und das gibt es zum Jubiläum: "Wir werden zwölf Tage lang feiern", verriet Michael Rosendaal. Den Anfang macht dabei das Stück "Der bewegte Mann", den Abschluss bildet "Der ewige Brunnen". Die Jubiläums-Veranstaltung findet am 20. Oktober mit dem Ettens Mannenkoor statt. Darüber hinaus wird es eine Sonderveranstaltung mit Herbert Herman geben. Besucher haben die Möglichkeit zu ausführlichen Theaterführungen.
"Es gibt Preise wie vor 50 Jahren", bemerkte Michael Rosendaal.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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