Benefizkonzert zugunsten der Kriegskinder

...and the walls came tumbling down...

Nein, keine Sorge, das Stadttheater Emmerich steht noch. Aber es hätte mich nicht gewundert, wenn der Gospel & Blues Choir aus Bocholt mit seinem Gesang die Mauern eingerissen hätte.

Der Förderkreis Kriegskinder Emmerich e.V. hatte für Samstag, 26.01.2013, zu einem Benefizkonzert ins Stadttheater eingeladen. Der Erlös ist bestimmt für das Friedensdorf International Oberhausen. Diese Institution, die Kinder direkt aus Kriegs-und Krisengebieten holt, damit sie hier medizinische Hilfe bekommen, ist rein spendenfinanziert.

Der Förderkreis Kriegskinder Emmerich ermöglicht es den Kindern, hier im Krankenhaus operiert zu werden. Diese Kinder kommen direkt aus Angst, Tod, Hungersnot und Verderben in ein fremdes Land, schwer verletzt an Leib und Seele, ohne ihre Familien, der deutschen Sprache nicht mächtig.
Sie müssen lernen, ihren Rettern, völlig fremden Menschen, zu vertrauen. Sie müssen lernen, sich zu verständigen, damit sie ihre Grundbedürfnisse ausdrücken können. Sie müssen lernen, mit den Schmerzen und fehlenden Körperteilen zu leben.
Kriegskinder haltPech für sie… Müssen sie auch im Wege stehen, da leben, wo es um Macht geht, um Großes?… Kanonen übersehen so kleine, unnütze Menschen schon mal leicht. Kollateralschaden , wie eine gute Freundin es ausdrückt, die schon seit 18 Jahren für das Friedensdorf und für diese Kinder arbeitet.

Der Hand-und Fußchirurg Dr. Heinz Grunwald vom Willibrordus Spital Emmerich, um nur einen beim Namen zu nennen, engagiert sich seit vielen Jahren unermüdlich mit einer ganzen Gruppe Ehrenamtlicher für diese schwerstverletzten Kinder, die nach Oberhausen ins Friedensdorf kommen. Er operiert sie, wieder und wieder. Alles neben seiner normalen Arbeit. Jede neue OP baut auf der vorhergehenden auf und schafft ein kleines bisschen mehr an Lebensqualität.
Die Kleinen werden liebevoll betreut auf der Station, Ehrenamtliche spielen mit ihnen, lesen ihnen vor, gehen mit ihnen raus an die frische Luft. Kleiden sie ein, weil sie oftmals mitten im Winter nur mit einem T-Shirt bekleidet, hier eingeliefert werden.
Das alles kostet.

Dieses Konzert am Samstag sollte die ewig klammen Kassen etwas auffüllen. Die Stadt Emmerich erwies sich als unbürokratischer Partner, der Kulturamtsleiter, der Chor, in dem auch Dr. Grunwald und seine Gattin selber singen, sie alle haben gemeinsam den Weg geebnet für ein großartiges Konzert und wieder etwas mehr Geld in den Kassen. Zum Wohl der Kriegskinder.

Jetzt noch ein ganz dickes Kompliment an die Sängerinnen und Sänger des Gospel & Blues Choir aus Bocholt.
Begleitet von vier exzellenten jungen Musikern haben sie gesungen, dass unsere wundgeklatschten Hände nach knapp zwei Stunden schon beinahe reif waren für den Handchirurgen…
Noch niemals habe ich solch ein fulminantes Konzert gehört, so eine Begeisterung bei den Akteuren erlebt, so einen Enthusiasmus. Die Stimmen so stark, ausdrucksstark, dass ich ständig Gänsehaut pur hatte. Egal, ob die Soli, der gesamte Chor oder gemischt – ich kann es nicht beschreiben. Die Arrangements so besonders, so irgendwie persönlich. Wie speziell gemacht für diese Bluesstimmen, die wirklich fast die Mauern zum Einstürzen brachten.

Die Chorleiterin, Maike Lindemann, eine sehr sympathische, junge Frau, die selber mit einer ganz außergewöhnlichen Stimme gesegnet ist, hüpfte beim Dirigieren wie ein Gummibällchen. Ihr ganzer Körper lebte die Musik mit.

Einfach gnadenlos gut.

© Christel Wismans 2013

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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