Bürgeraktion "Pro Kultur" Emmerich
Bali, Rembrandt, van Gogh und ein Buch
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Emmerich. „Lasst dieses Format leben!“ appellierte Bürgermeister Peter Hinze beim Experiment „Mein Lieblingsbild“ im PAN kunstforum, zu dem die Bürgeraktion Pro Kultur eingeladen hatte. „Es ist interessant zu sehen und zu hören, wer welche Blickrichtung auf Kunst und Kultur hat“, so der Erste Bürger. Moderiert wurde die Veranstaltung von Pro Kultur-Mitglied Norbert Kohnen, der auch die Idee für den Abend hatte. Musikalisch umrahmt wurde der kurzweilige Abend von Adrian Schabbel (Keyboard und Gesang).
Und die Blickwinkel, die die Besucher von den Vortragenden zu sehen bekamen, waren vielfältig. Über Vincent van Goghs Kartoffelesser sprach Pro Kultur Vorsitzende Irene Möllenbeck. In jungen Jahren habe sie das Werk erstmals im Kröller-Müller-Museum in Arnheim gesehen: „Und es zog mich sofort in seinen Bann, obwohl es so düster ist.“ Sie habe gespürt, dass die dargestellte Familie, die beim Abendessen saß, hart arbeiten müsse. „Und plötzlich saß ich mit der Familie am Tisch, roch die Pellkartoffeln und den Kaffee. Ich gehörte einfach dazu“, nahm Möllenbeck die Anwesenden mit. Dieses Erlebnis hat sie geprägt. Sie wollte mehr über den Maler erfahren, machte sich auf Spurensuche, auch im niederländischen Ort Nuenen, wo das Werk 1885 entstanden ist. „Damals traf das Bild nicht den Geist der Zeit. Heute ist es das bedeutendste Gemälde seiner frühen Zeit“, fasste die Referentin zusammen.
Nicht die Nachtwache aus dem Rijksmuseum Amsterdam - „weil die Versicherung zu teuer geworden wäre“, schmunzelte Bürgermeister Hinze - sondern ein Mitbringsel vom Urlaub auf Bali in Indonesien hatte er mitgebracht. „Da hängen viele Erinnerungen dran.“ Es hängt bei ihm zu Hause im Esszimmer und zeigt ein farbenfrohes Blumenmeer. „Ich hatte und habe Tüttefell, wenn ich das Bild ansehe. Was ich damit verbinde, das kann kein Rembrandt und kein van Gogh.“ Das großformatige Werk habe er gerollt an den Niederrhein transportiert: „Der Rahmen war dann teurer als das Bild.“
Norbert Kohnen, früherer NRZ-Lokalchef, stellte das um 1668 entstandene monumentale Ölgemälde „Die Rückkehr des verlorenen Sohnes“ von Rembrandt vor und wies besonders auf ein Detail hin: die ungleichen Hände des greisen Vaters, eine weibliche und eine männliche. „In seinem Alterswerk hat Rembrandt ganz tief in die menschlich Seele geschaut.“ Das Bild befindet sich in der Eremitage in St. Petersburg.
Aus dem Rahmen fiel das „besondere Schmanckerl“, das Kohnen zum guten Schluss ankündigte. Andrea Joosten, Leiterin der Emmericher Kulturbetriebe und Expertin auf dem speziellen Gebiet von Künstlerbüchern, stellte ihr Lieblingsbuch von Gesa Lange vor: „Es gibt keine Definition für diese Art von Buch. Jeder stellt sich etwas anderes vor. Das ist es, was die Künstlerin möchte.“ Und weiter: „Irgendwann spricht das Buch zu einem.“ Das Experiment kam bei den Besuchern gut an. „Sehr bereichernd“, „auf jeden Fall weiter machen“ oder „ich würde gerne wieder kommen“ waren nur einige Kommentare am Ende eines gemütlichen Abends an den Bistrotischen.
Autor:Bürgeraktion Pro Kultur aus Emmerich am Rhein |
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