Papst Benedikt tritt zurück - Dortmunder Katholiken überrascht
Diese Nachricht hallte gestern wie ein Donnerhall quer durch Europa: Am Vormittag hatte Papst Benedikt seinen Rücktritt zum 28. Februar erklärt. Er tat dies im Rahmen einer Ratssitzung zur Heiligsprechung der Märtyrer von Otranto in lateinischer Sprache.
Als Hauptgrund gab er sein hohes Alter an. Mit 85 Jahren merke er die Folgen des Alterns, geistig und körperlich fühle er sich nicht mehr in der Lage, sein Amt vollständig auszufüllen.
Seine Entscheidung habe er gewissenhaft geprüft, so teilte er mit. Doch die Anforderungen, die katholische Kirche als oberster Hirte zu leiten, nähmen immer weiter zu. Diesen Anforderungen sieht sich Benedikt nicht mehr gewachsen.
Auch für die Dortmunder Katholiken kam diese Meldung vollkommen überraschend. Wir sprachen mit Ludger Hojenski, Pfarrer des Pastoralverbundes Aplerbeck, und mit Pfarrer Thomas Böhmert von der evangelischen Kirchengemeinde Südwest.
Pfarrer Hojenski hat den heutigen Papst Bendedikt in Rom kennengelernt, als er noch als Joseph Ratzinger Chef der katholischen Glaubenskongregation im Vatikan war. "Von daher habe ich seine Wahl 2005 zunächst einmal kritisch gesehen", gibt Hojenski zu. Ein als "Hardliner" bekannter Bürokrat auf dem Stuhl Petri? "Aber seine Amtsführung und ganz besonders sein Besuch zum Weltjugendtag der Katholiken in Köln haben mich eines besseren gelehrt", findet der Pfarrer heute lobende Worte für den deutschen Papst.
Dass Joseph Ratzinger nun seinen Rücktritt als Papst Benedikt erkärt hat, kam auch für Hojenski überraschend, doch empfinde er vor allem Respekt und Dankbarkeit für seine Arbeit zum Wohle der katholischen Kirche weltweit. "Seine Begründung des Rücktritts finde ich durchaus nachvollziebar und den Zeitpunkt sehr gut gewählt", so Hojenski.
Nun stellt sich als nächstes die Frage, wer Nachfolger von Papst Benedikt werden kann. "Dazu muss man zunächst einmal schauen, wer papstfähig ist", findet der Dortmunder Pfarrer. Denn zum Papst gewählt zu werden, ist keine Frage des Ranges, sondern der Eignung. Auch wenn in den vergangenen Jahrhunderten die Papstwahlen immer unter den Kardinälen ausgemacht wurden, besteht doch die Möglichkeit, dass jemand Rangniederes gewählt werden könnte.
Im Rücktritt Benedikt sieht Hojenski auch eine Chance. "Es ist zwar erst der zweite Rücktritt eines Papste in der 2000jährigen Geschichte der Kirche, aber es ist eben das zweit Mal - und gilt damit durchaus schon als Tradition. Und es zeigt der Kirche, dass man auch mal ungewohnte Wege gehen darf."
Aber wer soll denn nun Papst werden? "Rein demographisch bewegt sich die katholische Kirche eh von Europa weg", weiß Hojenski, "die Zahl der Katholiken wächst meines Wissens vor allem in Asien und Südamerika, vielleicht sollte der neue Papst aus einer dieser Gebiete kommen. Doch vor allem wünsche ich persönlich mir einen Papst, der das Gestern, Heute und Morgen miteinander verbinden kann", so Hojenski. Und: "Wer unter 60 ist, ist nicht automatisch der bessere Papst."
Auch den Baroper Pfarrer Thomas Böhmert hat die Entscheidung überrascht, aber: "Ich halte diese Entscheidung für sehr weise, verantwortungsvoll und zum Wohle des Amtes", so der evangelische Pfarrer.
Mit einem neuen Papst verbindet sich für den Baroper auch die Hoffnung auf neue Impulse für die Ökumene, "aber das wünschen wir evangelischen Christen uns ja immer", so Böhmert. Papst Benedikt jedenfalls wünscht er Gesundheit und dass "er seinen Ruhestand auch genießen kann."
In zahlreichen weiteren Beiträgen und Kommentaren beschäftigen sich die Bürgerreporter mit dem Thema:
Autor:Lokalkompass Dortmund-Süd aus Dortmund-Süd |
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