Wenn der Organist in die Tasten haut ...

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... dann ist Weihnachtszeit. Nach Weihnachten ist vor Weihnachten – das gilt für viele Berufe, in denen in der Adventszeit viel zu tun ist, und für diejenigen, die schon zeitig mit den Vorbereitungen für das Fest anfangen müssen

Verkäufer im Einzelhandel, Mitarbeiter in der Gastronomie, Floristen – für sie und viele andere ist die Weihnachtszeit zwar auch schön, aber eben auch sehr stressig. Viel zu tun in dieser Zeit hat auch Dietmar Korthals. Er ist Organist in der Pauluskirche der Lydia-Gemeinde in der Nordstadt, unterrichtet aber auch als Klavierlehrer Privatschüler und spielt obendrein an den Adventssonntagen im Restaurant „Il Gambero“ in der Nähe des Knappschaftskrankenhauses Klavier.

Viel Arbeit, die sich im Advent drängelt, und relativ lange Vorbereitungszeiten kennzeichnen für ihn den Advent. „Nach den Herbstferien geht es eigentlich bei mir los. Ich muss dann meine Klavierschüler vorbereiten. Die Eltern und natürlich auch die Kinder wünschen sich, dass sie zu Weihnachten Weihnachtslieder spielen können“, also kommen Weihnachtslieder auf den Speiseplan. Korthals kauft die Noten für seine Schüler und übt zum Beispiel „Rudolph, the Rednosed Reindeer“ oder „Stille Nacht“ und andere Weihnachtsklassiker.

„Mit dem ersten Advent geht es dann so richtig los“, erklärt Dietmar Korthals. Weitere Vorbereitungen zum Beispiel für weihnachtliche Konzerte in der Kirche müssen getroffen werden, „die Planungen dafür sind schon seit ein paar Monaten am Start.“ Dabei haben die Kollegen, die eine Kantorei zu betreuen haben, noch deutlich mehr Arbeit: „Wenn zum Beispiel mit dem Chor ein Oratorium einstudiert werden muss, fangen die Proben oft schon nach den Sommerferien an.“

Zusätzlich zu seinem Verpflichtungen in der Pauluskirche kommen dann noch die Abende am Klavier im Restaurant hinzu. „Ich spiele dort schon seit etlichen Jahren Bar-Piano, und in der Adventszeit eben weihnachtliche Stücke, das funktioniert sehr gut als Hintergrundmusik, die Resonanz ist sehr positiv.“ Viele Termine, die auch schon mal zusammen fallen: „Am dritten Adventssonntag haben wir in der Pauluskirche zuerst ein Weihnachtskonzert, danach muss ich dann sofort los nach Brackel.“ Auch diese Abende am Klavier müssen ordentlich vorbereitet werden, denn „da möchte ich ja nicht die Sachen vom letzten Jahr spielen.“

Den größten Arbeitseinsatz bringt aber der Heiligabend mit sich: Drei Gottesdienste müssen an der Orgel begleitet werden, um 14.30 Uhr, um 17 Uhr und um 23 Uhr, da bleibt der Organist der Einfachheit halber gleich in der Kirche. „Das ist schon eine harte Ansage“, meint Dietmar Korthals. „Besonders in der Nacht ist es immer stimmungsvoll mit einer sehr feierlichen Atmosphäre“ – die auch vorbereitet werden muss: „Weil ich es ja gut machen will, muss ich viel üben, da will ich nichts von der Stange bieten. Eine Bach-Bearbeitung von „Am Himmel hoch“ zum Beispiel klingt schön und ist gut zu spielen, und solche Sachen passen eben nur jetzt in die Weihnachtszeit.“

Für Dietmar Korthals ist es eine gute, „aber auch eine hektische Zeit“ - da muss auch das Privatleben gut geplant werden, und das ist nicht immer einfach: „Ich bin froh, dass meine Freundin das alles so mitmacht.“ Denn für eine besinnliche Weihnachtszeit bleibt nicht viel Spielraum: „Jeden Sonntag ist irgendetwas anderes, so spontan mal auf den Weihnachtsmarkt zu gehen und eine Glühwein zu trinken, ist meist nicht möglich.“

Auf rund 60 Stunden Arbeit pro Woche kommt Dietmar Korthals in der Adventszeit, wenn man die rund 30 Klavierschüler, den Orgeldienst und die Konzerte mal zusammennimmt, und irgendwas kommt garantiert immer noch dazuwischen, nach dem Motto ‚kannste nicht mal eben...‘ - „da muss ich dann in die Tasten hauen.“ Dennoch ist Dietmar Korthals zufrieden mit seinem Arbeitspensum und erklärt: „Ich beneide die Kollegen mit einer Kantorei nicht, und wenn man dann noch als einziger Organist auf dem Dorf von Kirche zu Kirche fahren muss...“

Eine ganz spezielle Lösung hat sich Dietmar Korthals und seine Familie für das gemeinsame Weihnachten mit seinem Vater ausgedacht: Weihnachten wird einfach vorverlegt, und zwar auf den vierten Advent. „Wir feiern dann zusammen. Mit rund zehn Personen gibt es die traditionelle Gans, der Weihnachtsbaum wird schon aufgestellt und es werden Weihnachtslieder gesungen“ - das Familienleben richtet sich eben nach dem Dienstplan. Der dünnt sich nach Weihnachten aber auch wieder aus, und dann freut sich Dietmar Korthals auf andere Aufgaben, die dann wieder in den Vordergrund treten.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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