Hilfen statt Heime stärken
85 Prozent der Pflegebedürftigen leben zu Hause. Das geht aus dem neuen Pflegebericht der Stadt hervor.
Im zweijährigen Rhythmus beschreibt das Sozialamt darin den Status quo in Bezug auf die Anzahl der Pflegebedürftigen, die Kapazitäten der Pflegeangebote sowie die Inanspruchnahme von ambulanter und stationärer Pflege.
Der Bericht zeigt, dass vor allem durch die wachsende Zahl sehr alter Menschen auch in Dortmund der Bedarf an pflegerischer Versorgung wächst. Aktuell sind rund 32 000 Dortmunder 80 Jahre und älter. 2025 werden es schon rund 37 000 Menschen sein.
Um dem steigenden Pflegebedarf präventiv zu begegnen, unterstützen die Seniorenbüros Senioren und ihre Angehörigen direkt bei der Organisation von Pflege ergänzenden Hilfen. Damit kann zumeist das selbstbestimmte Leben zu Hause trotz Pflegebedarf stabilisiert werden. Ein Umzug in eine Altenheim wird so hinausgezögert oder vermieden.
16 000 Dortmunder sind pflegebedürftig
Zirka 85 Prozent der Pflegebedürftigen werden daheim von Angehörigen und häufig mit Hilfe ambulanter Pflegekräfte gepflegt. Der weitaus geringere Anteil wird in Pflegeheimen oder Einrichtungen des Betreuten Wohnens versorgt.
Ende 2011 hatten in Dortmund 15.983 Menschen einen Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung; das waren 534 Anspruchberechtigte mehr als im Jahr 2009. Über 10 000 Menschen, das sind 69 Prozent der Pflegebedürftigen, wurden zu Hause versorgt. Rund 5000 Männer und Frauen lebten mit Anspruch auf Pflegeleistungen in einem Pflegeheim: Das waren 157 Heimbewohner mehr als 2009. Die Quote der ambulanten Pflege hat sich kaum verändert.
Die auffälligsten Veränderungen ergeben sich in der Entwicklung im stationären Bereich. Seit Einführung der Pflegeversicherung 1997 sind in Dortmund rund 2 000 Pflegeplätze hinzugekommen. Zurzeit werden in Dortmund in 53 Pflegeheimen insgesamt 5 704 Heimplätze angeboten. Mit den angekündigten Neubauvorhaben könnten 2015 weitere 600 zusätzliche Heimpflegeplätze zur Verfügung stehen.
„Diese rasante Entwicklung schätzen wir kritisch ein. In Dortmund wollen wir stattdessen ambulante Pflegeformen stärken. In der Anhörung zur Reform des Landespflegegesetzes im Landtag plädierten wir kürzlich deutlich dafür, den Kommunen gesetzlich eine stärkere Steuerungs- und Planungskompetenz zu geben“, erläutert Sozialdezernentin Birgit Zoerner.
Passende Angebote im Viertel einrichten
Sie ergänzt: „Ziel muss es sein, orientiert an den sehr unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten und im Dialog mit den Menschen passgenaue Angebote im Viertel zu erreichen. Damit könnte die stationäre Versorgung als ein durchaus unverzichtbares Pflegeangebot bedarfsgerechter geplant und mit häuslichen Versorgungsangeboten effizienter vernetzt werden.“
Prognostisch ist für Dortmund von einer kontinuierlichen Zunahme der Pflegebedürftigkeit bis 2025 auszugehen. Lag die Zahl im Jahr 2011 bei 15 983 werden es nach Hochrechungen im Jahr 2025 insgesamt 18 390 Menschen sein.
Unkalkulierbar ist jedoch der Hilfebedarf Älterer mit einer Demenzerkrankung oder altersbedingten Einschränkungen, die bislang kaum Leistungen der Pflegeversicherung erhielten und in den Prognosen nicht berücksichtigt worden sind.
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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