Brexit und der deutsche Export
Die IHK zu Dortmund und der AGAD (Arbeitgeberverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen) haben in einer Umfrage 140 Unternehmen zu den Auswirkungen des Brexit auf die deutsche Wirtschaft und den Außenhandel befragt. 53 Prozent der Befragten befürchten einen weiteren Rückgang bei den Exporten.
Die Medien berichten ausführlich über die Ergebnisse der Umfrage und titeln z. B. "Nach Brexit: Firmen fürchten Zölle und Bürokratie" (Westfälische Rundschau vom 09.07.16) oder "Brexit wird Außenhandel spürbar einschränken" (Cityanzeiger vom 09.07.16).
Der Einbruch des Exports ist demnach neben der Klimakatastrophe so ziemlich das Schlimmste, was uns passieren kann. In Deutschland kann man sich offensichtlich ein Wirtschaftswachstum, das nicht auf irrsinnigen Exportüberschüssen beruht, gar nicht mehr vorstellen. Das ist aber gerade eine der Ursachen der europäischen Krise. IHK und AGAD sollten einmal alternativ eine Umfrage starten, welche Möglichkeiten die Unternehmen zur Stärkung der Binnennachfrage sehen, die seit Jahren stagniert. Deutschland hat seit Beginn der Währungsunion massiv Lohndumping betrieben und sich dadurch einen künstlichen Wettbewerbsvorteil verschafft. Der Begriff "Lohnpolitik" in Richtung höherer Lohnabschlüsse ist völlig aus dem deutschen Wortschatz der Ökonomen und der Politiker gestrichen worden. Das rächt sich jetzt.
80 Prozent der Befragten glauben laut Umfrage, dass weitere EU-Mitglieder nach einem Austritt streben. Das ist aber leider keine Glaubensfrage sondern Fakt. Wenn z. B. Frankreich aus der Währungsunion austritt (was zu befürchen ist), seine nationale Währung wieder einführt und gegenüber dem Euro massiv abwertet, dann würde ein weiterer wichtiger Exportmarkt praktisch über Nacht für Deutschland zusammenbrechen. Die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft mag ich mir nicht vorstellen.
Autor:Rüdiger Beck aus Dortmund-City |
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