Kindermuseum eröffnet im Adlerturm
Die Wiedereröffnung des Museums Adlerturm am Sonntag, 4. November, ist für die Stadt in dreifacher Hinsicht Anlass zur Freude: Zum Einen zeigt die überarbeitete Dauerausstellung des Museums Funde aus den letzten großen Ausgrabungen, die unterLeitung der Denkmalbehörde durchgeführt worden waren. Zum Anderen richtet sich das Museum mit seinen Themen mittelalterliche Stadtgeschichte und Archäologie fortan gezielt an Kinder und Jugendliche. Und nicht zuletzt wird ein bedeutendes Bodendenkmal in den öffentlichen Fokus gerückt – gemeint sind natürlich die jahrhundertealten Fundamente des Adlerturms, die sich unter dem 20 Jahre alten Museumsturm befinden. Für die städtischen Denkmalpfleger lag die Entscheidung daher nahe, den einstigen Wachturm am Ostwall als Denkmal des Monats November 2012 vorzustellen.
Geschichtsspur im Stadtbild
Von der langen und reichen Geschichte Dortmunds zeugen nicht nur Schriftquellen im Stadtarchiv oder die prächtigen Altäre der Innenstadtkirchen. Auch der Wallring, der die Dortmunder City als Hauptverkehrsweg umschließt, ist ein wichtiges Indiz für die Größe und Bedeutung der einstigen Hansestadt und einzigen freien Reichsstadt in Westfalen. Er folgt nämlich den im Boden verborgenen Grundmauern der alten Stadtbefestigung, die besonders aufgrund ihrer stadtgeschichtlichen Bedeutung seit dem Jahr 1990 unter Denkmalschutz steht. Ein Kranz von insgesamt 14 Türmen und sechs Torwerken mit Tortürmen hatte die Stadt über Jahrhunderte umgeben und vor Angriffen von außen geschützt. In den Jahrzehnten nach dem Verlust der Reichsunmittelbarkeit im Jahre 1803 wurde die gesamte Stadtbefestigung bis auf die Grundmauern abgetragen, um eine großzügige Promenade um die Stadt anlegen zu können. Bei Erdarbeiten am Wall ist daher immer mit archäologischen Funden zu rechnen. So war es auch 1983, als man bei Kabelbauarbeiten auf Reste eines Wachturmes, des so genannten Adlerturmes, stieß.
Neue Erkenntnisse über einen alten Bekannten >/b>
Bekannt war der Adlerturm schon lange durch Detmar Mulher, der Dortmund um 1610 in einer Ansicht von Süden festhielt. Dort sieht man einen halbzylindrischen Turm mit einem Spitzkegeldach, der an die Stadtmauer angrenzt und diese um ein Mehrfaches überragt. Bekrönt wird er von einem Adler - dem Wappentier der freien Reichsstadt. Die archäologischen Untersuchungen ergaben, dass der Adlerturm erst 100 Jahre nach dem Bau der Stadtmauer, nämlich um 1300, an diese angebaut wurde. Man errichtete ihn aber in der gleichen Schalentechnik: Den Raum zwischen zwei Quadermauern füllen Mörtel und Bruchsteine, um so eine dicke haltbare Wand zu erhalten. Wie bei der Stadtmauer war auch beim Adlerturm die nach außen gerichtete Quadermauer, also die Schauseite, besonders sorgfältig und gleichmäßig gearbeitet. Sein maximaler Durchmesser betrug 12,80 Meter, die Fundamente sind bis in die Tiefe von 6,50 Metern erhalten.
Geheimnisvolle Funde >/b>
Die Ausgrabungen im Adlerturm im Jahr 1990 erbrachten den Archäologen sowohl neue Erkenntnisse als auch rätselhafte Funde: Schlackenreste und Abfälle bezeugen hier den Sitz einer metallverarbeitenden Werkstatt vor dem Bau der Stadtmauer. Diese nutzte einen Bach, der später den Stadtgraben am Fuß der Mauer füllte. Zudem geben vielfältige Funde, wie Keramikreste, Scheren, Kämme, Münzen, Spielsteine oder Würfel, Einblicke in den Alltag der Menschen bis ins 17. Jahrhundert. Spektakulär war der Fund des Skeletts eines etwa 60jährigen Mannes, der kurz nach dem Bau des Adlerturmes dort regelrecht verscharrt worden sein muss. War man zunächst von einem Mord ausgegangen, zeigten die anthropologischen Untersuchungen, dass der anscheinend wohlhabende Mann eines natürlichen Todes gestorben war. Umso rätselhafter bleibt sein Grab im Turmfuß. Zu den geheimnisvollen Funden zählen auch bis heute die aufgefundenen Handknochen eines weiteren Mannes. Welches Schicksal hatte ihn im Adlerturm ereilt, dass die Überreste seiner Hand mehrere Jahrhunderte später hier aufgefunden wurden?
Autor:Antje Geiß aus Dortmund-City |
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