Bücherkompass - Rezension des Buches "Das rote Haus" von Mark Haddon

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Rezension „Das rote Haus“ von Mark Haddon

In den letzten 15 Jahren haben Angela und ihr Bruder Richard nur einen Nachmittag miteinander verbracht. Denn sie leben in unterschiedlichen Welten: er als erfolgreicher Radiologe in Edinburgh, sie als Lehrerin, die nicht nur ihre drei Kinder, sondern auch noch ihren Mann, einen Luftikus, ernähren muss. Doch jetzt, nach dem Tod ihrer Mutter, mietet Richard für eine Woche ein altes, rotes Herrenhaus in Herefordshire und lädt seine Schwester und deren Familie ein. Richard selbst kommt mit seiner zweiten Ehefrau und seiner Stieftochter Melissa, einer hübschen, selbstbewussten, permanent auf Flirt gepolten 15-Jährigen, die Angelas ältestem Sohn den Kopf verdreht. Und nicht nur ihm, sondern zur Verwirrung aller auch noch Angelas Tochter, die gerade erst zu einer religiösen Schwärmerin mutiert war. Eine moderne Patchworkfamilie trifft auf eine Großfamilie traditionellen Stils, Generation Facebook steht den Rockopas gegenüber. Das Ergebnis: Allenthalben lauern Abgründe, schwelen komische und ernste Konflikte – bis ein lang zurückreichendes Trauma, das Angelas gesamtes Familienleben überschattet hat, endlich aufbricht.

Ich habe mich sehr über dieses Buch gefreut, da ich anhand der Kurzbeschreibung eine spannende Familiengeschichte erwartete. Leider musste ich mit dem Lesen des Buches mehrmals von vorn anfangen. Ich konnte mich nicht auf den unkonventionellen Schreibstil einstellen. Das Lesen des Buches empfand ich als anstrengend und nicht unterhaltend. Mark Haddon schreibt seine Texte nicht lyrisch, sondern größtenteils stichpunktartig. Die Gedanken und Erlebnisse der Charaktere springen hin und her, so dass unklar ist, ob der Protagonist nur denkt oder auch erlebt. Zum Beispiel berichtet er zusammenhängend auf Seite 35: In der letzten Zeit hat er oft an den Tod gedacht. Der Vater von Carly aus seiner Schule ist mit dreiundvierzig an einem Herzinfarkt gestorben. Grannys Beerdigung. Im Fernsehen war eine Frau mit Analkrebs“. Der Autor springt von einer Szene zur anderen, so dass dem Leser gar nicht klar wird, worum es gerade geht. Die Dialoge bestehen aus Kursivschrift wie auch eingesetzten Zitaten, mit denen der Leser nichts anzufangen weiß, wie z.B. auf Seite 21: Schüttle die Wolke ab von deinen Brauen, Das Schicksal erhört deine Wünsche; Dein Reich wächst mächtig; Freuden strömen; Fortuna lächelt, lächeln sollst auch du..
.

Erst dachte ich, na ja, Mark Haddon benutzt vielleicht die zurzeit geläufigen jugendlichen kurzen Erklärungen. Da der Autor allerdings in meinem Alter ist, muss ich das ausschließen. Der eine oder andere Leser dieser Rezension kennt sicherlich den Songtext von Hape Kerkeling: Hurz! So in etwa habe ich dieses Buch empfunden.

Für mich ist ein Autor ein Künstler. Kunst liegt im Auge des Betrachters. Ich persönlich betrachte dieses Buch nicht als Kunst.

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Birgit Perkovic aus Dinslaken

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1 Kommentar

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ANA´ stasia Tell aus Essen
am 19.11.2019 um 13:18

...nun... Künstler müssen Autoren m.M.n. NICHT unbedingt sein, zumindest nicht, wenn sie auch gesellschafts-poltisch- relevantes, Aktuelles schreiben, Dokumentarorisch etc...
BÜCHER zu verfassen, Geschichten, Lyrik oder ebn Doku´, Nacherzählungen, (Auto) Biographien etc...
all´das ist schon eine Kunst, klar, aber muss nicht immer "gefallen" oder "angepasst" sein... und Manches ist eben eher REALITÄT oder eben FIKTION und muss nicht automatisch mit den Aspekten eines KUNST-Werkes betrachtet werden, ist jedenfalls mein Gefühl dazu ...

und ja, alles, nicht nur die Kunst, ist im Sinne des Betrachters, und... wer sagt dass KUNST "toll", richtig oder gut oder gar schön sein muss, und gefallen muss???

Ich finde es klasse, dass es oft ... eben auch bei Büchern, sooo unterschiedliche Meinungen gibt ...
und ich finde es gut, dass Du hier ( mehr oder weniger) deutlich Deine Meinung dazu sagst...
Aber gerade "unkonventionelle" Schreibstile
  ( hat man mir auch schon gesagt :-))) ) müssen nicht unbedingt schlechter sein, manchmal sogar viel besser...
und Lyrik, sorry, ist auch nicht immer angebracht...
und was das alles mit Alter eines Menschen zu tun haben soll, naja ...
klingt spießig, denn ich kene viele Menschen, die wie ich, schon KEINE 20, 30, 40 oder 50 Jahre sind und dennoch mit einer JUNGEN modernen "anderen" Sprache wunderbar zurecht kommen, diese zumindest kennen, versuchen zu verstehen und und und ...

ach egal...
ich kenne das Buch nicht...
ich weiß nur eines... HaPe Kerkeling, den Du Hier erwähnst...
ist KLASSE!
Gerade in seinem Ausdruck...
und sein "HURZ" damals... gut, gewöhnungsbedürftig und sicher nicht sein Bestes Werk´... mochte ICH jedenfalls nicht sooo sehr...
war aber auch ziemlich ironisch gemeint ... eben auf die KUNST hin´betrachtet...
hat vllt nicht jeder verstanden, so... wie man eben auch das ein oder andere Buch...
miss- verstehen oder gar nicht verstehen kann...
(ging mir auch schon so)

Grdsl aber finde ich Rezensionen hier im LOKALKOMPASS klasse...
von "Bürgerreportern für Bürgerreporter"

:-)

Gruß aus Essen