Verliebt - Verlobt - Verheiratet
Hochzeit beim LVR-HPH-Netz Niederrhein
Er kann suchen, so viel wie er will: Das Hochzeitskleid bekommt Dieter Plaschka erst am Hochzeitstag zu sehen. Wie es sich gehört. Hannelore Redder weiß, warum. Weil es Unglück bringt, wenn der Bräutigam die Braut vor dem großen Tag im Hochzeitskleid sieht. Und deshalb hat sie es nicht im gemeinsamen Apartment versteckt, sondern ganz woanders. Der künftige Ehemann ist übrigens nicht der Einzige, der das Kleid gerne einmal sehen würde. Auch von manchen ihrer 14 Mitbewohnerinnen und -bewohner ist immer wieder zu hören: „Zeig mal.“ Denn aufgeregt und neugierig sind alle im LVR-HPH-Wohnverbund an der Karl-Leisner-Straße. Weil Hochzeiten in dem Haus, in dem Menschen mit geistiger Behinderung leben, nicht an der Tagesordnung sind.
Das Paar kennt sich seit vielen Jahren. „Wir haben uns beim Einkaufen kennengelernt“, sagt die 46-jährige Braut. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie gingen spazieren und noch am Abend kam Dieter Plaschka (58) mit zum Abendessen zu ihrer Mutter. Als Hannelore Redders Mutter wenig später starb, zog die junge Frau in den LVR-HPH-Wohnverbund Karl-Leisner-Straße. Ihr künftiger Mann kam später nach. Im ersten Stock des Hauses stehen für das Ambulant Betreute Wohnen gut geschnittene Apartments zur Verfügung. Zuerst teilte er sich die Wohnung mit einem Freund; am 1. Oktober 2010 zog Hannelore Redder zu ihm. Und nur we-nige Monate später, am Weihnachtsabend bei Hannelores Bruder, verlobte sich das Paar.
Was macht die Beziehung aus, was schätzen sie am anderen? Keiner muss lange überlegen. Dieter Plaschka sagt, er mag alles an seiner Hannelore. Sie nickt und ergänzt: „Der Dieter verwöhnt mich. Zum Beispiel bringt er mir morgens immer den Kaffee ans Bett.“
Unter der Woche haben sie nicht viel Zeit für Gemeinsamkeiten. Beide arbeiten im Haus Freudenberg: sie in der Abteilung Verpackung, er in der Gartengruppe. Am Wochenende steht der Haushalt an, die Arbeit ist gerecht verteilt. Hannelore Redder ist in der Regel die Köchin, und dass Dieter Plaschkas Lieblingsgericht Spaghetti mit Hackfleischsauce regelmäßig auf dem Speiseplan steht, versteht sich von selbst. Beide mögen Musik, sind große Karnevalisten und noch größere Fußballfans. Ihr Dreamteam ist die deutsche Nationalmannschaft. In der Küche hängt eine Deutschlandfahne mit den Unterschriften der Mannschaft von 2018. Erinnerungen an live erlebte Spiele sind immer wieder Gesprächsthema. „Wie das Abschiedsspiel von Bastian Schweinsteiger in Mönchengladbach. Das war schön.“ Und sie waren auch ganz nah dran, Plätze in Reihe acht.
Der ganze LVR-HPH-Wohnverbund zählt die Tage bis zur Hochzeit. „14 Leute müssen schick eingekleidet werden“, sagt Iris Birken, im Team zuständig für das Ambulant Betreute Wohnen. Es stehen also eine Menge Einkaufstermine an. Das Brautpaar selbst hat fast alles erledigt. Die Ringe ausgesucht, den Brautstrauß bestellt, Dieters schicker Anzug ist ebenfalls fertig. Zwischen 50 und 70 Leute werden zur Hochzeit erwartet, Familie, Freunde, Bekannte, alle aus dem Haus, Kolleginnen und Kollegen und mehr. Nach der Trauung auf dem Standesamt im Rathaus gibt es einen Sektempfang und dann ein Essen in der Gaststätte „Zum Goldenen Herzen“. Ein passender Name für einen Ort für eine Hochzeit. Aber Hannelore Redder und Dieter Plaschka haben das Haus ausgesucht, weil sie hier gerne und oft hingehen.
Und nach der Hochzeit? Dann kommt der Alltag. „Sonderurlaub gibt’s am Freitag, Montag gehen wir wieder arbeiten.“ Das Paar plant eine Hochzeitsreise, aber dafür muss es erst ein bisschen sparen. „Hochzeiten sind teuer.“ Hannelore Redder, die nach der Heirat Dieters Namen annehmen wird, wollte immer schon einmal nach Bayern, in die Berge. Wetten, dass Dieter Plaschka ihr den Wunsch erfüllt…
Autor:Lea Büren aus Bedburg-Hau |
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