„de Ramp“ 1953 Flutkatastrophe in den Niederlanden.

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Es war die Nacht von Samstag 31. Januar auf Sonntag 1. Februar 1953, die Niederlande, vornehmlich die Provinz Zeeland, wurden von der bisher größten Flutkatastrophe in ihrer Geschichte getroffen. Die Katastrophe zeichnete sich schon einige Tage zuvor ab. Nordwestlich von Schottland hatte sich ein Tiefdruckgebiet gebildet, welches sich zu einem Orkantief mit bis zu 170 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit entwickelte. Dieses Wetter ist zunächst und für sich alleine betrachte, nichts Außergewöhnliches. Das, was die Situation verschärfte, war das zeitliche Zusammentreffen mit einer Springflut.
Der durch die Springflut angehobene Meeresspiegel, nochmals erhöht durch die vorangetriebene Flutwelle des Orkans, drängte in den Nordseetrichter zwischen Großbritannien und dem europäischen Festland mit verheerenden Folgen für die Anrainerstaaten, insbesondere für die zum Teil unter dem Meeresspiegel liegende Niederlande.
Was geschah genau in der Flutnacht?
Hier Auszüge, Übersetzung aus dem Buch „deRamp“ Nationale Uitgave, Amsterdam Februari 1953:
„Am Abend erreichte der Sturm schon früh unsere Küste. Um sechs Uhr (abends) fielen die ersten Lotsendienste aus. Einige Schiffe gerieten in Seenot und strandeten. (…) Der Dünenverlust war groß, auf den Wattinseln , an der holländischen Küste, bei Cadzand in Zeews-Vlaanderen. An den Badeorten werden Strandpromenaden weggespült, hier und da stürzte ein Hotel durch Unterspülung in den Abgrund. Um 2 Uhr in der Nacht, 3 Stunden vor dem erwarteten Höchststand, begannen die Notglocken zu läuten und die Sirenen erklangen über die Städte und Dörfer von Zeeland, Süd-Holland und Zeeland-Vlanderen. (…) Viele Notglocken drangen nicht durch den Sturm. (…)
„De dijk breekt door“ Um 2 Uhr läuteten auch die Glocken von Stellendam, von zwei Seiten vom Wasser bedroht das anderthalb Meter über den Seedeich schoss. Sirenen heulten in Stavenisse auf Tholen, aber die meisten Bewohner hörten keine Notglocke und Sirene und diejenigen die flüchteten suchten die unsicheren Deiche auf. Als der Seedeich rund einen Kilometer vom Dorfkern brach, stürzte eine meterhohe Wassermauer auf die dazwischen liegenden Bauernhöfe und die Trümmer zerstörten das Dorf. Informiert von der Polizei Bergen op Zoom wurde erst um 4 Uhr in Halsteren, Noord-Brabant, Alarm ausgelöst. Innerhalb einer halben Stunde war alles von einer meterhohen Flutwelle überströmt. (…) In der Nacht um 4 Uhr fuhr der letzte Zug in Dordrecht ein. Kein weiterer Zug sollte ankommen oder abfahren. Die Bahnschienen wurden weggespült. Dordrecht lief unter Wasser.
Um 3 Uhr war Rotterdam noch trocken. Etwas später wurden Wohngebiete, Industriegebiete und die kleinen Städte am neuen Wasserweg überströmt. Durch ein Loch im Ijseldijk bei Ouderkerk lief die Krimpenerwaard und Alblas durch einen breiten Deichbruch bei Papendrecht unter Wasser. Das Herz der Niederlande, mit drei Millionen Menschen, wurde durch den hohe Deich bei Schieland und den neuen Abschussdeich bei Brielse Maas beschützt, die Deiche hielten. (…) Und überall läuteten in der Nacht die Notglocken … Auf den Süd-Holländischen-Inseln, auf Schouwen-Duiveland, Tholen, Nord- und Süd-Beveland und Walcheren. Die See brach an fünf Stellen durch den Boulevard von Vlissingen und die Stadt stand zwei Meter unter Wasser.
Erst ab 4:22 Uhrkommen die die ersten Alarmmeldungen über den Telegrap.Sie betreffen die Randgebiete: Zwijndrecht, Dordrecht, Maasaluis, Hoek van Holland, West-Brabant, Kruiningen und Vlissingen. Die wahre Katastrophe hat die Welt noch nicht erreicht, auch nicht als um 8 Uhr die neuesten Nachrichten im Radio verkündet wurden.“

Auf Grund der zusammengebrochenen Infrastruktur und fehlender Katastrophenpläne waren die Menschen im Katastrophengebiet bis Montag auf sich gestellt. Hilfe und Rettung konnte in den ersten Tagen nur aus der Luft und per Schiff erfolgen.
Die Katastrophe forderte 1.835 Todesopfer, alleine in Zeeland waren es 873 Tote. Die am stärksten betroffenen Orte waren Oude Tonge mit 250 Tote und Stavenisse mit 200 Toten. Über 3.300 Häuser und Höfe wurden vollständig zerstört und über 40.000 Häuser beschädigt. Über 200.000 Hektar Acker- und Weideland wurden überflutet und waren durch das Salzwasser lange Zeit nicht zu bewirtschaften. Rund 40.000 Kühe, Schafe, Schweine und Pferde und über 170.000 Federvieh ertranken. 500 Kilometer Deiche (90 große und 500 kleinere Breschen) wurden beschädigt oder weggespült. Durch die Überflutung der Inseln und Polder wurde eine Evakuierung von 72.000 Menschen notwendig.
In Großbritannien forderte die Katastrophe 307 Tote, in Belgien 28 Tote und auf See 224 Tote.

Trotz massivster Anstrengungen, sogar unter Einsatz von Caissons , konnten die letzten Deichlücken provisorisch erst im November 1953 geschlossen werden.

Damit sich so eine Katastrophe nicht mehr ereignen kann wurde der Delta Plan
ins Leben gerufen. Durch Bauwerke und Dämme sollte das Delta von Rhein, Maas und Schelde gegen Sturmfluten geschützt werden. Das eindrucksvollste Bauwerk dürfte die Oosterscheldekering sein.

Im Jahr 2001 wurde das Watersnoodmuseum in 4 Caissons im sogenannten Deichleichnam in Ouwerkerk, in der Nähe von Zierikzee eröffnet.
Watersnoodmuseum: hier klicken

Einen herzlichen Dank an das Museum für die Gestattung der Aufnahmen und deren Veröffentlichung hier.

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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