Landesseniorenvertretung NRW: Nur gemeinsam ist die Krise zu bewältigen
"Uns als Vertretung der älteren Menschen in Nordrhein-Westfalen bereitet die augenblickliche Art der öffentlichen Kommunikation rund um das Thema ,Corona-Virus' erhebliche Bauchschmerzen". Jürgen Jentsch, Vorsitzender der Landesseniorenvertretung (LSV NRW), spricht von "Altersdiskriminierung", gar von einer möglichen "Spaltung der Gesellschaft", denn "das Lebensalter als alleiniges Kriterium für bestimmte Maßnahmen zu nehmen ist nicht angemessen“.
Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie hat in einer Stellungnahme darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, in der aktuellen Krise, sowohl in der Politik als auch in den Medien, eine vorsichtige und überlegte Wortwahl zu treffen". Es muss deutlich werden, dass Menschen nicht aufgrund ihres Alters als schwach oder gar ohne Handlungsspielraum dargestellt werden", sagt Jentsch und plädiert für eine generationenübergreifende Solidarität. "Eine Einteilung in die Jungen, denen das Virus angeblich nur wenig anhaben kann, und in die Alten, die krank und hoch gefährdet sind, schafft auf Dauer eine Situation, deren Konsequenzen ich mir nicht ausmalen möchte". Nur eine gemeinsame Krisenbewältigung könne den Zusammenhalt in der Zukunft gewährleisten.
Noch vor dem Beginn der Corona-Krise hatte die LSV NRW mit der Wahl ihres Jahresmottos 2020 - "Alt und Jung gestaltet Zukunft gemeinsam" - genau diese Forderung nach Solidarität gestellt. "Dass sie rasch so eine Aktualität gewinnen würde, konnte man nicht vorhersehen", wünscht sich der LSVVorsitzende vor allem einen differenzierten Blick auf "die" älteren Menschen. "Sehr viele Frauen und Männer jenseits der 60 sind gesund, aktiv im Beruf oder Ehrenamt; auch bei den Hochaltrigen mit über 80 darf man keinesfalls nur an Krankheit oder Pflegebedürftigkeit denken", redet er gegen eine Durchschnittsbetrachtung von Altersgruppen an.
Die Landesseniorenvertretung wünscht sich deshalb – neben der raschen Überwindung der Krise – besonders einen verantwortungsvollen Umgang mit den Maßnahmen und Konsequenzen und zitiert dafür noch einmal die Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie: "Es ist für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft existentiell notwendig, dass Menschen aller Altersgruppen, Nationalitäten, Glaubensrichtungen und sozialer Hintergründe mit gleichen Rechten und Pflichten durch diese Krise begleitet werden".
Im Übrigen müsse nach der akuten Phase der Covid-19-Bekämpfung aber auch aufgearbeitet werden, welche Folgen sich für das – nach wie vor – noch sehr gute Gesundheitssystem in Deutschland durch die massiven Einsparungen der vergangenen Jahre ergeben haben und wie man sie für die Zukunft dauerhaft wieder auffangen könne, gibt Jentsch zu bedenken.
Autor:Günter van Meegen aus Bedburg-Hau |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.