Schokoticket für Bedburg-Hauer Schüler - Eltern müssen zahlen
Bedburg-Hau. „Das hat bisher niemand von uns Eltern wirklich realisiert“, sagt Bernhard Gorisen aus Huisberden, Vater von zwei Grundschulkindern. Was ihn und auch andere Eltern aus der Gemeinde ärgert: Künftig sollen sie für die Schulbusbeförderung ihrer Kinder zur Grund- oder Hauptschule bezahlen. Grundsätzlich, so sieht es das Schulgesetz vor, ist die Beförderung von Kindern zum Besuch der nächstgelegenen Regelschule kostenfrei, es sei denn, der Schulträger - die Gemeinde Bedburg-Hau - „oder ein von ihm beauftragtes Verkehrsunternehmen bietet im Rahmen eines besonderen Tarifangebots der Verkehrsunternehmen Schülerzeitkarten an, die über den Schulweg hinaus auch zur sonstigen Benutzung von Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs berechtigen. Dann kann der Schulträger nach Maßgabe der Rechtsverordnung einen von den Eltern zu tragenden Eigenanteil festsetzen“, so Paragraph 97, Schulgesetz NRW. „Jetzt müssen wir unseren Kindern ein Schokoticket kaufen. Damit können die Kinder Busse und Bahnen im VRR-Gebiet nutzen. Sechsjährige? Wir wollen keinen Zusatznutzen“, stellt Bernhard Gorisen fest.
Auch die Bedburg-Hauer SPD zeigt sich nicht glücklich mit dem im Mai gefassten Ratsbeschluss. „Uns war damals nicht bewusst, dass es in Huisberden so gut wie keinen öffentlichen Nahverkehr gibt“, so SPD-Vorsitzender Wilhelm van Beek. Und: „Für die Grundschüler kann ich keinen Nutzen im Schokoticket sehen.“
Kritikpunkt zwei wird am Mittwoch in der Ratssitzung aufgegriffen: „Arbeitslose Eltern, die ALG-II-Leistungen beziehen, müssen das Ticket auch bezahlen.“
Bedburg-Hau. Ausdrücklich wird im Schulgesetz formuliert, dass nicht arbeitsfähige Menschen im Hartz-IV-Bezug von den Zusatzkosten zu befreien sind - das wurde auch so vom Rat der Gemeinde beschlossen. „Aber auch die arbeitssuchenden Hartz-IV-Empfänger haben wenig Geld. Da wird ein Bildungspaket aufgelegt - und die zehn Euro monatlich gehen schon fast für das Schokoticket drauf. Das möchten wir gerne ändern. Deshalb bringen wir am Mittwoch einen entsprechenden Antrag in den rat ein“, so van Beek.
Generell, so van Beek, halte er das Schokoticket nicht für ein Plus: „Es bringt keinen Nutzen für die Grundschüler, aber auch keinen für die jüngeren Hauptschüler“, lautet seine Meinung.
Das Ticket kostet für Grundschüler sechs, für Hauptschüler 11,60 Euro. Rund 31 000 Euro Ersparnis bringt der Ratsbeschluss der Gemeinde. 20 000 Euro dieser Summe werden von den Eltern finanziert. Eltern mit mehreren Kindern müssen für zwei Kinder zahlen, besuchen weitere Kinder die Schule, ist ihr Transport kostenfrei.
„Eltern sind sowieso schon eine finanziell belastete Gruppe in der Gesellschaft - ich verstehe das nicht und finde den Ratsbeschluss absolut nicht familienfreundlich“, meint Bernhard Gorisen. Er fordert eine Wahlmöglichkeit: „Es hätte zumindest eine abgespeckte Version ohne Zusatznutzen geben müssen“, so Gorisen.
Insgesamt besuchen 703 Kinder in bedburg-Hau Grund- und Hauptschule. Die neue Busregelung gilt für 141 Grund- und 64 Hauptschüler. Der Vertrag mit der NIAG wurde für vier Jahre abgeschlossen und ist - so van Beek - auch nicht mehr rückgängig zu machen.
„Wir werden am Mittwoch auf jeden Fall zur Ratssitzung gehen. Wir, das sind Eltern aus Bedburg-Hau, die diese Regelung nicht so einfach schlucken wollen“, so Gorisen. Die Ratssitzung beginnt um 17 Uhr.
Autor:Annette Henseler aus Kleve |
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