In Bedburg-Hau noch nicht angekommen: Unser Wald ist krank, er braucht unsere Hilfe im Klimawandel
„Die Zahlen sind alarmierend. Unser Wald ist krank, er braucht unsere Hilfe im Klimawandel – er braucht Zukunft“, sagte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser kürzlich bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2019. Und weiter: „Alle Beteiligten auf allen Ebenen müssen sich jetzt mit ganzer Kraft für eine schnelle Überwindung der Schäden und die Entwicklung klimastabiler Mischwälder einsetzen.“
Alle Beteiligten? In Bedburg-Hau scheint das noch nicht angekommen zu sein. Setzt man weiter auf die Umsetzung der Rahmenplanung für das LVR-Klinikgelände Nord, wo in der ersten Stufe nur wenige, noch halbwegs gesunde Bäume fallen werden, später der ganze Klinik-Misch-Wald dem Profitstreben zum Opfer fallen wird. Das hat auch nichts mit Weiterentwicklung des Gemeindezentrums, oder der Erhaltung der denkmalgeschützten Klinikhäuser zu tun. Eine Weiterentwicklung auf dem Acker „Rieselfeld“, bereits im Regionalplan ausgewiesen, macht mehr Sinn. Die denkmalgeschützten Klinikhäuser die durch den Eigentümer LVR teilweise dem Verfall preisgegeben wurden und jetzt vorgeschoben werden, man kann sie doch nicht weiter verfallen lassen, werden durch die Planung nicht alle erhalten bleiben. Wie die Bäume werden auch Häuser fallen.
NRW-Waldfond
Umweltministerin Ursula Heinen-Esser schlägt ein regionales Instrument zur Honorierung der Klimaschutz- und Ökosystemleistungen des Waldes vor. Die Einrichtung eines "NRW-Waldfonds" womit ein regionales Angebot zur CO2-Kompensation geschaffen werden soll. Damit soll aus öffentlichen Mitteln und freiwilligen Kompensationsbeiträgen ein regionales Angebot geschaffen werden. Bedburg-Hau sollte sich daran beteiligen.
Wie schlecht es dem Wald, auch in unserer Region geht, kann jeder Waldbesucher selbst erfahren. Ob im Reichswald, im Moyländer Wald oder im Rosendaler Wald (s. Bilder), überall sieht man geschädigte Bäume oder schon ganze Flächen wo geschädigte oder bereits tote Bäume gefällt werden mussten. Es sind jedoch nicht nur die Waldbäume, sondern auch einzelstehende Bäume, Straßenbäume, betroffen. Wer sich z. B. die Straßenbäume an der Uedemer Straße zwischen Schneppenbaum und Lindchen anschaut muss feststellen, das einige Bäume nur noch wenig austreiben, teilweise sogar schon abgestorben sind.
Und weil dies so ist, ist es umso wichtiger. jeden noch gesunden Baum zu schützen. Dies gilt auch für die Klinikbäume.
Aus dem Waldzustandsbericht:
Der NRW-Waldzustandsbericht macht es deutlich: Nur jeder fünfte Baum (19 %) weist keine Schäden auf. Bei 42 % der Bäume ist eine deutliche Kronenverlichtung festzustellen und der Rest, 39 % weist bereits schwache Schäden auf.
Fichte (Waldanteil ca. 30 Prozent): Bereits 2018 musste der Fichte der schlechteste Kronenzustand seit Beginn der Untersuchungen attestiert werden. 2019 sind die deutlichen Kronenschäden um weitere fünf Prozentpunkte auf jetzt 42 Prozent gestiegen. Gesund sind nur noch 22 Prozent der Bäume. Nach einer aktuellen Erhebung fielen in den Jahren 2018 und 2019 allein in der Fichte über 18,7 Millionen Kubikmeter Schadholz an (Stand: November 2019).
Buche (Waldanteil ca. 19 Prozent): Bei der Buche hat sich der Zustand der Baumkronen im Vergleich zum Vorjahr zwar verbessert. Jedoch zeigen weiterhin 82 Prozent der Bäume eine Kronenverlichtung. Auch die Buchen hatten mit Dürre und Hitze zu kämpfen, was durch eingerollte Blätter als Verdunstungsschutz sichtbar war – Schwerpunkte lagen in Ostwestfalen und im Münsterland. Der Schadholzanfall liegt aktuell bei rund 600.000 Kubikmeter (Stand: November 2019).
Eiche (Waldanteil ca. 17 Prozent): Die Eichenschäden erreichen 2019 den schlechtesten Wert aller bisherigen Erhebungen. Nur zwölf Prozent der Bäume zeigen keine Kronenverlichtung. Insektenfraß, Dürre, Stürme sowie Pilzbefall führten zu einer Dauerbelastung, die den Bäumen kaum eine Chance zur Erholung lässt.
Kiefer (Waldanteil ca. 8 Prozent): Auch bei der Kiefer ist eine weitere Verschlechterung festzustellen. Bäume ohne Kronenverlichtung kommen nur noch mit einem Anteil von 11 Prozent vor. 30 Prozent weisen eine deutliche Kronenverlichtung auf. Neben den witterungsbedingten Beeinträchtigungen litt die Kiefer unter Pilzbefall, regional auch Käferbefall.
Aus dem Waldzustandsbericht Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft:
Wälder spielen wichtige Rolle im Klimaschutz. Die Wälder reagieren nicht nur sensibel auf den Klimawandel sondern spielen zugleich eine wichtige Rolle im Klimaschutz: Die deutschen Wälder leisten hierzu einen wichtigen Beitrag. Sie gehören mit 358 Kubikmetern Holz pro Hektar zu den vorratsreichsten in Europa. In lebenden Bäumen und im Totholz sind derzeit rund 1,26 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gebunden (Quelle: Kohlenstoffinventur 2017). Die Bodenzustandserhebung im Wald gibt für die Streuauflage und den Mineralboden bis 30 Zentimeter Tiefe einen Vorrat von weiteren 850 Millionen Tonnen Kohlenstoff an. Bezieht man den darunter liegenden Boden bis 90 Zentimeter Tiefe mit ein, dann übertrifft der Kohlenstoffvorrat im Boden sogar jenen, der in den Bäumen gespeichert ist. Der Wald in Deutschland wirkt nach den Ergebnissen der Kohlenstoffinventur 2017 als Senke und entlastet die Atmosphäre jährlich um rund 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Allerdings könnten die derzeitigen Waldschäden die Verhältnisse verändern.
Autor:Günter van Meegen aus Bedburg-Hau |
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