Heute vor 100 Jahren: „Le Journal“ Dimanche 6. Octobre 1918

„Le Journal“ Dimanche 6. Octobre 1918
4Bilder

Zeitzeugen leben nicht mehr. Wir können uns nur noch über das was damals geschah, wie es dazu kam, über das unsägliche Leid, aus zahlreichen Publikationen informieren. Es ist dann auch schon etwas anderes, wenn man ein Stück Zeitgeschichte in Händen hält, insbesondere aus nicht deutscher Sicht, wie dieses französische Journal, fünf Wochen vor Kriegsende.
In der Zeitschrift vom 6. Oktober 1918 wird anhand einer Karte der Frontverlauf dargestellt und ein Friedens- Waffenstillstandsangebot der deutschen Seite veröffentlicht.
Bereits im Januar 1918 hatte der US Präsident Wilson ein 14 Punkte Programm zu einer neuen Friedensordnung vorgelegt mit einem sehr wichtigem Punkt, das Selbstbestimmungsrecht der Völker.

Die Parteien im Reichstag, Interfraktioneller Ausschuss, darunter auch die Zentrumspartei des Reichskanzler Georg von Hertling, forderten im September 1918 einen Separatfrieden mit den Alliierten und am 29. September legte die Oberste Heeresleitung dem Außenminister Paul von Hintze und Kaiser Wilhelm II die aussichtslose militärische Lage dar. Es wurde eine „Revolution von oben“ vereinbart unter Einbeziehung aller im Reichstag vertretenen Parteien. Reichskanzler Georg von Hertling war damit nicht einverstanden und legte noch am gleichen Tag sein Amt nieder. Am 3. Oktober wurde Prinz Max von Baden neuer Reichskanzler. Noch am selben Tag bildete von Baden eine parlamentarische Regierung und am 4. Oktober übermittelte er ein vorbereitetes Waffenstillstandsgesuch an Wilson. Über dieses Waffenstillstandsgesuch wird im "Le Journal berichtet.

Noch wenige Wochen bis zur Beendigung des Ersten Weltkrieges


„Le Journal“ Dimanche 6. Octobre 1918


L´Allemagne, l´Autriche, la Turquie prosposent un armistice general
Deutschland, Österreich, Türkei verbieten allgemeinen Waffenstillstand
Elles Offrent D`Entamer sans Delai des Negociations de Paix sue la Base du Programme de M. Wilson
Sie bieten an, unverzüglich mit den Friedensverhandlungen auf der Grundlage des Programms von Herrn Wilsons zu beginnen.
Mais le chancelier allemand pose ses conditions, pendant que ses troupes incendient Douai
Aber der Bundeskanzler stellt seine Bedingungen, während seine Truppen Douai verbrennen.


Déclaration au Reichstag du prince Max de Bade

Erklärung zum Reichstag von Prinz Max von Baden
Basel, 5. Oktober

Nach den ersten Telegrammen aus Berlin wies der neue Reichskanzler Max von Baden in der Programmansprache, die er heute Nachmittag im Reichstag hielt, auf die für Deutschland annehmbaren Friedensbedingungen hin. Der Kanzler sagte:
Die Bedingungen des Friedens, die wir akzeptieren können, sind:

1. Die Wiederherstellung von Belgien
2. Ein gemeinsames Abkommen über die Autonomie von Elsass-Lothringen
3. Eine Volksabstimmung in Deutschland für ihren Beitritt in den Völkerbund.
Diese Vorschläge werden gemäß den Wünschen von Präsident Wilson von der Reichstagsregierung mit der Zustimmung des Reichstags und damit mit der Zustimmung der Volksvertretung gemacht. Wenn Präsident Wilson diese Vorschläge erneut ablehnt, werden wir uns wie nach unserem Friedensangebot vom 19. Juli 1917, nach der Papstnote und nach den anderen Friedensversuchen, verhalten und die Feinde unseres Landes dazu zwingen müssen unsere Bedingungen durch neuen Widerstand des deutschen Volkes und durch Waffengewalt zu akzeptieren.
Zürich, 5. Oktober (dep.) Ein Telegramm aus Berlin an das Stuttgarter Tageblatt erklärt, dass der Friedensprozess des Jahrhundert im Einvernehmen mit dem Generalstab sei. Die württembergische Behörde fügt hinzu, es sei seine Pflicht, dem deutschen Volke bekannt zu machen, dass Deutschland bereit sei, dem Feind sehr schwere Verwarnungen zu geben, um den Frieden zu erreichen.

Diese Bedingungen wurden nicht akzeptiert
Bis zum Waffenstillstand und Friedensverhandlungen dauerte es noch einige Wochen
Am 9. Nov gab Max von Baden eigenmächtig die Abdankung des Kaisers bekannt und übergab sein Amt an Friedrich Ebert. Der Kaiser flüchtete danach in die Niederlande. Erst am 18. Jan. 1919 begann die Pariser Friedenskonferenz.

Gerademal 20 Jahre später überzog Deutschland die Welt mit dem 2. Weltkrieg.


So kam ich an „Le Journal“ vom 6. Oktober 1918: hier klicken

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

51 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.