Empört Euch
Vor der Tür zum Edeka Markt in Schneppenbaum saß manchmal, wenn ich zum Einkaufen ging, ein ausländischer Mitbürger, der auf seinem Musikinstrument spielte und sich für jede kleine Spende dezent bedankte. Er sprach niemanden an und bettelt auch nicht. Am vergangenen Wochenende war alles anders. Der Musiker wurde bedroht, dass man die Polizei hole, wenn er nicht verschwinde. Bald danach kam der stellvertretende Geschäftsführer, der sehr emotional zu verstehen gab, dass er von seinem Hausrecht gebraucht mache und den Musiker des Platzes verwies. Auf meine und anderer Kunden Nachfrage gab er an, dass Kunden sich beschwert hätten.
Was sind das für Menschen, die sich beschweren, wenn ein Mensch, der mit dem Allernötigsten leben muss, sich durch Musizieren ein paar Almosen dazuverdient? Und das in Zeiten, in denen er für sich und seine Familie nur unzureichend aus eigener Kraft für ihr existenzielles Überleben sorgen kann. Unsere Welt ist voller Gewalt, nicht nur in globalen Konfliktherden, sondern auch um uns herum, selbst in Familien und Beziehungen und letztendlich auch in uns selbst. In allen Konflikten, wie auch am Eingang zum Edeka-Markt, wird ein Dilemma deutlich, das in der Aufteilung der Welt in Gut und Böse, falsch und richtig, besser und schlechter liegt. Es ist gerade diese Art der Bewertungen und Verurteilungen, die zu Konflikten und zu Auseinandersetzungen führen. Mit einem solchen Verhalten verlieren wir einen unverzichtbaren Bestandteil der Menschlichkeit und die innere Achtsamkeit jedem Menschen gegenüber. Statt Recht haben und dies mit aller Macht durch setzen zu wollen, sollten wir uns respektvoll und aufmerksam ausdrücken. So erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit, selbst gehört zu werden. Spontan waren auch Kunden vor Ort, die den Platzverweis nicht gut fanden und dies auch deutlich zeigten. In dem Buch: Empört Euch! von Stephane Hessel mahnt er uns gemeinsam auf unsere Grundsätze und Werte zu achten, damit kein Mensch vertrieben wird und wir weiterhin stolz auf unsere humane Gesellschaft sein können.
„Willst du Frieden in der Welt, schaffe Frieden in dir selbst!“
Autor:Ermin Heinz aus Bedburg-Hau |
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