COVID 19
COVID 19 und die freie Zeit
Ja endlich haben wir ganz viel davon, freie Zeit. Wollten wir als Schüler nicht immer mehr davon haben, von der freien Zeit? Also ich für meinen Teil kann sagen, dass ich mir schon mehr Freizeit in Zeiten der Klausuren wünschte.
Mann kann sagen, dass unsere Bitten erhört wurden, wir haben Sie jetzt, viel Freizeit. Wenn man sich nicht grade auf das Abitur vorbereiten muss. Selbst dieser sonst sich als stressig gestaltende Lebensabschnitt wurde nun entzerrt, das schulisch beschäftigte Individuum hat nun mehr Zeit für die Vorbereitung auf das Abitur bzw. der Bewältigung von eventuellem Lehrstoff welcher durch die Lehrenden zur Verfügung gestellt worden ist.
Aber was lässt sich beobachten? Die Elternschaft mit jüngeren Kindern versucht einen Balance Akt zwischen home Office und Kinderbetreuung, Menschen in jetzt auf einmal „systemrelevanten“ Berufen in den Krankenhäusern, Arztpraxen und Supermärkten dieser Welt wissen nicht wo ihnen der Kopf steht und die Uhr tickt weiter.
Ist es nicht abstrakt, dass wir uns alle manchmal mehr Freizeit wünschen, um dem zu frönen welchem wir sonst nicht nachgehen können? Dem Futter für die Seele wie z.B. Lesen, Musizieren, Malen diese kreativen und kognitiven Angelegenheiten kommt doch bei einem Großteil der in der Kapitalarbeit beschäftigten Zivilbevölkerung zu kurz. Auch sind die von Ausgangssperren gesegnet, welche im ländlichen räum bzw. In den Vorstadtsiedlungen ihre Zeit im kleinen Garten verbringen können.
Da bleiben die entfremdeten Massen in den Plattenbauten der Essener Arbeitersiedlungen isoliert vom kleinbürgerlichem Glück wieder einmal mehr zurück.
Die jetzt auf einmal „systemrelevanten“ Beschäftigten bekommen von diesem Luxus, welcher für die Zeit der Krise aus der Kapitalarbeit entrissen, nichts mit. Ihre leben laufen weiter mit Minimalbesetzung, fast keinen Pausen und unter hohem Profitdruck der Krankenhäuser und Klinikverbände.Der Supermarktketten deren Bauten aus Beton und Stahl einmal von der Konsumgesellschaft zeugen sollten, welche sich durch die freien Märkte und dem Siegeszug des Kapitalismus in der Welt, wie Berge aus dem Boden erhoben.
Während die einen Stöhnen, über das homeschooling bei gleichzeitigem homeoffice, welches auf einmal möglich wurde, lassen sich die Anderen die Sonne auf den Bauch scheinen und genießen die nun frei gewordenen Stunden. Auch hier gibt es wieder die Trennung, die Schere zwischen den privilegierten und denen welche es leider nicht so gut haben.
Das Versprechen der sozialen Marktwirtschaft, „Wohlstand für alle“ konnte noch nicht erfüllt werden. Natürlich haben wir es, in der privilegierten westlichen Welt, objektiv betrachtet zu Wohlstand gebracht. In Deutschland muss keiner frieren oder hungern. Das Versprechen wurde rein objektiv also eingehalten.
Subjektiv aber lässt sich eine Diskrepanz feststellen von denen, die profitieren und denen auf deren Rücken dieses System errichtet worden ist. Brecht hat es so passend formuliert:
„Reicher Mann und armer Mann standen da und sah n sich an. Da sagt der Arme bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.“
Dennoch zeigt sich in Zeiten der Kreise neben dem Zuwachs von Toilettenpapier in den Privathaushalten, auch ein Zuwachs von Solidarität unter den Generationen.
So kaufen junge für alte ein, den Tafeln wird geholfen und die Gesellschaft rückt zusammen.
Bleibt nur zu hoffen, dass nach COVID-19, nach der Kriese, gezeigt wurde wie fragile unsere Welt doch eigentlich ist, sich die Zustände sich normalisieren und die politischen Entscheidungsträger die richtigen Entschlüsse ziehen. Ich würde mir wünschen, dass es bei den „Systemrelevanten“, welche seit Jahren ignoriert worden sind, wo der Kapitaldruck die Lebensgrundlage entriss, es nicht nur bei warmen Worten und „standing ovations“ im Bundestag und den Länderparlamenten bleibt sondern auch Taten folgen. Eventuell sollte über eine Vergesellschaftung unseres Gesundheitswesens nachgedacht werden, die Marktwirtschaft konnte unser Gesundheitssystem jedenfalls nicht regeln.
Der Rest der isolierten muss den Balance Akt noch schaffen zwischen Kinderbetreuung und Arbeit aber wir sollten alle in Zeiten der Kreise zusammenhalten und uns solidarisieren mit denen die unsere Hilfe benötigen. Wir sollten keine „gesichtslosen Charaktermasken“ (Theodor W. Adorno, Minima Moralia) bleiben sondern aktiv da helfen, wo wir können. Denn nur der zwischenmenschliche Kontakt kann uns als Gesellschaft stärken.
Autor:Luca Hermsen aus Bedburg-Hau |
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