Museum Schloss Moyland - Theater MiniArt - Kunstlabor Artoll
Bedburg-Hau: WAS IST IM RAT LOS? ...DAS!
Die Ratssitzung am 22. April musste coronabedingt ausfallen und somit stehen in der Ratssitzung am Donnerstag, 20. Mai, 17 Uhr, in der Mehrzweckhalle Till-Moyland, einige Themen neben neuen Themen erneut auf der Tagesordnung.
In diesem Beitrag möchte ich mich nur auf zwei Tagesordnungspunkte, Bereich Kultur, beschränken.
- Museum Schloss Moyland - Mögliche Unterstützung der für das Jahr 2021 geplanten Projekte.
1. Sachverhalt: Aufgrund von jahrelangen Finanzierungsengpässen ist es beim Museum Schloss Moyland zu einem nicht unerheblichen „Sanierungsstau“ gekommen. Mit Unterstützung das Landes Nordrhein-Westfalen konnten seit 2019 bereits einige Projekte zum Abbau dieses Missstandes umgesetzt werden.
Für das Jahr 2021 sind Seitens des Museums Schloss Moyland weitere Projekte geplant. Neben dem größten Projekt „Sanierung des Depots“ sind auch erste Schritte zur Umsetzung des Masterplans für den Schlosspark mit dem Ziel der Rückführung in die historischen Strukturen vorgesehen. U.a. soll eine Aufforstung des „Wäldchens“ mit heimischen Laubbäumen durchgeführt werden. Für die vorgesehenen Projekte wird nun eine Beteiligung durch Dritte (Kreis, Gemeinde, Förderverein) vom Museum angestrebt.
Die Gemeinde Bedburg-Hau beteiligt sich jährlich mit 66.000 € an den Betriebskosten des Museum Schloss Moyland.
Neben diesen jährlichen Zahlungen können aus Sicht der Verwaltung keine weiteren regelmäßigen Zahlungen in Ausschicht gestellt werden. Gleichwohl wäre verwaltungsseitig eine einmalige Beteiligung im Rahmen der Landschaftspflege denkbar.
2. Beschlussvorschlag: Der Rat beschließt …, die Verwaltung möge Gespräche mit dem Museum Schloss Moyland hinsichtlich einer Beteiligung im Rahmen der Landschaftspflege im Schlosspark führen und entsprechende Ergebnisse samt Kostenschätzungen in der Sitzungsreihe im Juni 2021 vorlegen.
Anmerkung dazu: Die 66.000 € sind Bestandteil eines alten Vertrages zur Beteiligung an den Betriebskosten. Demnach beteiligt sich die Gemeinde mit 2,5 %, der Kreis Kleve mit 7,5 % und das Land mit 90 % an den jährlichen Betriebskosten. Macht in der Summe rd. 2,6 Mio. € pro Jahr. Zu den Betriebskosten wurden in der Vergangenheit außergewöhnliche Kosten, für z.B. notwendige Sanierungsarbeiten in Millionenhöhe, meist vom Land gezahlt. Als vor einigen Jahren Fehler bei der Kunstpräsentation erkannt wurden, eine neue Museumsleitung eingesetzt wurde, gab es zusätzlich 2,5 Mio. € für den Umbau.
1997 wurde das Museum eröffnet. Bis dahin stiegen die Sanierung/Umbaukosten von 7 Mio. DM über 24 - 44 - 50 Mio. DM an und am Ende waren es über 70 Mio. DM Baukosten.
Kultur kostet eben. Und so ist eine Beteiligung im Rahmen der Landschaftspflege, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, auch vernünftig. Gleichwohl sollte man sich Gedanken machen, ob die Millionensummen an Steuergeldern, bei wenigen Zehntausend Besuchern im Jahr, noch zu rechtfertigen sind. Auch hinsichtlich der Tatsache, dass Künstler aus unserer Region, keine Möglichkeit erhalten im Museum (zeitlich begrenzte Präsentation) ihre Kunst zu präsentieren. Klingt es noch in meinen Ohren „Das lässt sich mit dem Museumskonzept nicht vereinbaren.“
- Verdoppelung der bisher für das Theater MiniArt und für das Kunstlabor Artoll gewährten finanziellen Förderungen zunächst für 2 Jahre (Antrag Grüne)
1. Sachverhalt: In der Sitzung des Rates am 04.02.2021 hat die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen den nachfolgenden Antrag im Rahmen der Reden zur Haushaltssatzung für das Haushaltsjahr 2021 gestellt: „Verdoppelung der bisher für das Theater mini-art und für das Kunstlabor ArToll gewährten finanziellen Förderungen zunächst für 2 Jahre.“
Verwaltungsseitig wird zum vorliegenden Antrag wie folgt Stellung genommen:
Das ArToll Kunstlabor wurde im Jahre 1994 mit dem Ziel gegründet, Künstlerinnen und Künstlern ein Ort zu sein, an dem in einer nicht alltäglichen Ateliersituation experimentelles disziplinübergreifendes Arbeiten und der gemeinsame künstlerische Austausch möglich sind. Neben den jährlich vom Verein durchgeführten Projekten (z.B. das ArToll Sommerlabor), zu denen international tätige Künstlerinnen und Künstler eingeladen werden, gibt es für Gruppen aus dem In- und Ausland die Möglichkeit, sich für einen mehrtägigen bis mehrwöchigen Arbeitsaufenthalt im ArToll Kunstlabor zu bewerben. Dieses Angebot ist stark nachgefragt und es gehen im Jahr bis zu 30 solcher Bewerbungen ein, von denen – abhängig von den Terminwünschen und dem Platzangebot – ca. 15 realisiert werden können. Zusammen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der eigenen Projekte arbeiten hier jährlich insgesamt ca. 200-250 Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland und Europa.
Der gemeinnützige Verein besteht zurzeit aus 65 Mitgliedern. Die Planung, Organisation und Durchführung der genannten Vereinsaktivitäten obliegt dem Vereinsvorstand, dessen 10 Mitglieder ehrenamtlich tätig sind. Zu den öffentlichen Präsentationen der vor Ort geschaffenen Arbeiten, den begleitenden Veranstaltungen und den durch Mitglieder angebotenen Führungen zieht es regelmäßig bis zu 1.500 - 2.000 Besucher pro Jahr nach Bedburg-Hau. Diese kommen sowohl aus der Region (incl. den Niederlanden) als auch aus dem Ruhrgebiet und entlang der Rheinschiene bis aus dem Kölner Raum.
Der jährliche Finanzbedarf setzt sich aus dem Fixkostenanteil für Unterhalt, Reparatur, Rücklagen, Versicherungen, allgemeinen Verwaltungsaufgaben sowie den Kosten der Projektrealisation zusammen, welche je nach Bedarf und Umfang der künstlerischen Aktivitäten unterschiedlich hoch sind. Im Durchschnitt beläuft sich das Gesamtvolumen auf ca. 28.000 - 30.000 Euro im Jahr, das außer mit den Beiträgen der Vereinsmitglieder und der beteiligten Gruppen mit Sach- und Geldspenden von örtlichen Unternehmen und Privatpersonen, der jährlichen Zuwendung der Gemeinde Bedburg-Hau (i. H. v. 2.700,00 Euro) sowie mit Fördermitteln und Zuschüssen öffentlicher Stellen (z.B. Euregio, Regionale Kulturförderung des Landes) aufgebracht wird.
Kinder- und Jugendtheater mini-art e. V. (Gründungsjahr 1993) arbeitet seit 1996 verstärkt grenzüberschreitend im deutsch-niederländischen Grenzgebiet und seit 1997 mit eigener Spielstätte auf dem Gelände der LVR Klinik – mit einer Reichweite die gesamte Region Niederrhein betreffend und darüber hinaus NRW-weit, bundesweit und international. Das Theaterprofil hat sich mit den folgenden drei Charakteristika
- Professionelles Theater und Theaterpädagogik im ländlichen Raum
- Generationsübergreifende und grenzüberschreitende Theaterarbeit
- Standort in einer psychiatrischen Klinik
entscheidend entwickelt und ist in dieser Kombination deutschlandweit einzigartig.
Von zentraler Bedeutung sind hier die Qualität und Kontinuität von Kunst und kultureller Bildung, d.h. sowohl von Theater als Kunstform als auch von theaterpädagogischer Arbeit für und mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Für seine künstlerische und pädagogische Arbeit ist das Theater mini-art etliche Male ausgezeichnet worden.
Die Arbeit des Theaters fußt auf einer engen Verknüpfung folgender Schwerpunkte:
- Eigene Theaterproduktionen, Vorstellungen im eigenen Haus und Gastspiele,
- Kulturelle Bildung: Theaterprojekte mit Schulen und anderen pädagogischen und therapeutischen Institutionen,
- Vermittlung von Grundlagen der theatralen Arbeit für Multiplikator*innen in Schule, Hochschule und Therapie,
- Einbeziehung aktueller, gesellschaftlicher Brennpunkte in die Theaterarbeit wie Inklusion, Migration, Mobbing und Gewalt bei Kindern und Jugendlichen, Aufarbeitung des NS-Vergangenheit, Verhältnis Mensch-Natur, Auswirkungen der CORONA-Krise auf die/den Einzelnen,
- Bedeutung von Kunst und Kultur für die psychosoziale Gesundheit der/des Einzelnen und der Gesellschaft.
- Das Theater mini-art ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, hat 23 Mitglieder und beschäftigt eine Festangestellte (Büro, Organisation). Weitere 8-10 freie Mitarbeiter sind in Bereichen wie künstlerische Leitung, Schauspiel, Regie, Dramaturgie, Theaterpädagogik, Technik, Bühnen- und Requisitenbau, Webdesign, Finanzen u. v. a. tätig. Zudem wird die Arbeit des Theaters von einem wechselnden Kreis von ca. 10 Ehrenamtlichen unterstützt. Regelmäßig arbeitet das Theater mini-art mit Grundschüler*innen der St. Antonius-Grundschule (jährlich 2 Projekte) und immer wieder mit den Kindern der St. Markus-Grundschule zusammen. Beide Schulen besuchen mehrmals im Jahr die Vorstellungen von mini-art. Insgesamt werden 8-10 theaterpädagogische Projekte pro Jahr durchgeführt. Seit 2013 wird in einer festen Kooperation mit der forensischen Psychiatrie der LVR-Klinik pro Jahr ein oder zweit Langzeitprojekte realisiert.
Bereits seit 10 Jahren wird anderthalbjährig ein ca. 9-monatiges „Bürgerprojekt“ mit dem Schwerpunkt der sozialen und kulturellen Inklusion erarbeitet und durchgeführt.
Jährlich werden bis zu 90 Theateraufführungen, darunter Theaterprojekte, Vorstellungen professioneller Gast-Theatergruppen und Gastspiele außerhalb der eigenen Spielstätte, angeboten. Das Theater bietet Platz für 90 Zuschauer*innen. Jährlich besuchen bis zu 6.000 Zuschauer die Vorstellungen von mini-art.
Die jährlichen Einnahmen durch den Kartenverkauf liegen bei ca. 14.000,00 Euro. Die monatlichen Aufwendungen des Theaters wie Personal-/ Produktionskosten, Projekt-/Fortbildungskosten und andere Nebenkosten belaufen sich im Jahresdurchschnitt auf ca. 17.000,00 Euro. Die Zuwendung der Gemeinde Bedburg-Hau beträgt zurzeit 5.000,00 Euro im Jahr.
Die aktuelle Situation der beiden Institutionen wurde und wird von den Corona-bedingten Einschränkungen geprägt. Durch den Wegfall des Spielbetriebs bzw. der Vereinsaktivitäten ergaben sich in 2020 erhebliche Mindereinnahmen. Die zeichnen sich für 2021 ebenfalls ab.
2. Beschlussvorschlag:
Der Rat beschließt …., die bisher für das Theater mini-art und das ArToll Kunstlabor gewährten finanziellen Förderung zunächst für 2 Jahre zu verdoppeln.
Anmerkung dazu: Die knapp 8.000 € Mehraufwand sind gut investiertes Geld. Auch hinsichtlich der Umstrukturierung des Klinik-Nordgeländes und der Zusicherung der Investoren Thorsten Brandt und Dirk Untiedt. Damit wäre abgesichert, dass das Theater mini-art und das ArToll Kunstlabor in Bedburg-Hau weiterhin verbleiben können. Eine gute Entscheidung der Verwaltung und der Rat, ich nehme es vorweg, wird dem zustimmen.
Autor:Günter van Meegen aus Bedburg-Hau |
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