LVR-Forensik-Eiche

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Diese Eiche habe ich mir ausgesucht, stellvertretend für die Waldparzelle, die für einen Forensikneubau gerodet wurde. Diese stattliche Eiche wurde auch gefällt, obwohl sie nicht auf der Waldparzelle, sondern auf der andern Straßenseite an der Ecke Waldweg – Brückenweg stand. Auf einer Fläche von rd. 18.000 qm wurden rd. 1.000 gesunde Bäume, überwiegend Buchen und Eichen, gefällt.
Mit einem Mitstreiter gegen die Bauvorhaben im Nordteil des Klinikgeländes, wo der Wald nach der vorliegenden Planung auch gerodet werden soll, konnte ich die Eiche bevor sie gefällt wurde vermessen. Sie hatte einen Umfang in 1 Meter Höhe von 4,10 Meter. 
Zu dem, was jetzt in der LVR-Klinik geschieht und was noch geschehen soll, fallen mir die Verse von Frank Torhoff ein, die er vor 35 Jahren zu einer Kastanie schrieb. Damals wurde ein Gutshof der LVR-Klinik abgerissen, er und eine 100 jährige Kastanie mussten im dem wirtschaftlichen Rausch weichen. Heute, 35 Jahre später, sollen im Nordteil der LVR-Klinik denkmalgeschützte Häuser weichen und der Wald zu einem Baugebiet umgewandelt werden. Nichts hat man dazu gelernt, im Gegenteil, schlimmer geht´s nicht mehr. 

Unsere Kastanie

Du, Baum, ich schäme mich...
„An jenem Tag wächst
aus dem Baumstumpf Isais
ein Reis hervor,
ein junger Trieb
aus seinen Wurzeln
bringt Frucht.“

„Die alte Kastanie
nahe der Kirche
muss fallen!“
sagen sie.
„Es ist so geplant.“
sagen sie.
„Unsere Planung ist göttlich!“
meinen sie,
machttrunken torkelnd im
wirtschaftlichen Rausch
ohne Rücksicht
ohne Achtung
vor Alter und
göttlicher Schöpfung,
nicht bereit,
einen kleinen Umweg
zu planen
in ihrer blinden
Engstirnigkeit!

Sie gehen
über Leichen,
auch Baumleichen,
aus falscher Angst
vor Prestigeverlust,
konfus unchristlich
unnatürlich mit Zahlen jonglierend.
Sie tauschen einen
Kastanienbaum gegen Babelbeten
und machen das Geschäft...

Wie bitter ist die Machtlosigkeit,
die ich auf der Zunge spüre
und im Herzen
gegenüber jenen, die
ehrwürdige Bäume fällen lassen,
die hundert Jahre geblüht,
Früchte getragen haben...
gegenüber jenen,
die Bäume fällen lassen,
tief verwurzelt in dem Staub,
aus dem wir sind und
zu dem wir werden...,
gegenüber jenen,
die ohne Gefühl
Bäume fällen lassen,
die sich strecken in
den Himmel
Grün der Hoffnung
mit Himmelskontakt...!
Machtlosigkeit gegenüber jenen,
die stattdessen Steinmauern errichten
auf Sand.

Hoffnung gibt uns nur
In der Schrift jener „Reis“
Aus dem Baumstumpf, der
Hoffentlich übrigbleibt...

Scham empfinde ich vor
Dir, oh Gott, dass ich
Nur leise schreie!
Die einzige Hoffnung
Gibt mir die Schrift:
„Er schlägt den Gewalttätigen
mit dem Stock seines Wortes
und tötet den Schuldigen mit
dem Hauch seines Mundes!“

So kann ich nur noch,
weil sie ihre Scheinmacht missbrauchten,
eine Rose als Zeichen der Liebe
auf ihren Stumpf legen!
Das werde ich tun!
Wer noch außer mir?

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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