Biber nun auch in Bedburg-Hau nachgewiesen
Bedburg-Hau ist wieder Biberland

Foto: Margarete Dytkowicz
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Bereits vor 5 Jahren und auch einige Male danach erhielt ich Hinweise, es sei ein Biber in Bedburg-Hau gesehen worden. Bei Nachforschungen stellte sich jedoch heraus, dass es sich um eine Nutria- oder Bisamsichtung handelte. Zu den Größen-Unterschieden zwischen Biber, Nutria und Bisam, siehe letzte Abb.
Nutria und Bisam sind keine heimischen Tierarten Sie gelangten um 1900 aus Amerika durch den Menschen nach Europa. Der Biber jedoch ist ein heimisches Nagetier und gehört zu den höheren Säugetieren, ist strengstens durch die FFH-Richtlinie (Anhänge II und IV) Bundesnaturschutzgesetz geschützt, er unterliegt auch nicht dem deutschen Jagdrecht.
Im August 2019 berichtete ich, dass ich an einem abgeschiedenen Ort in Bedburg-Hau eindeutige Biberspuren vorgefunden habe. Ich setzte mich damals mit Frau Margarete Dytkowicz, Hochschule Rhein Waal, in Verbindung und sie konnte mittels einer Fotofalle den endgültigen Nachweis liefern. Der Biber ist nun auch in Bedburg-Hau angekommen. Und nicht nur an diesem Ort. Vor einem Monat erhielt ich durch einen Bekannten einen weiteren Hinweis zu einem anderen Ort in Bedburg-Hau. Auch das ist mittlerweile bestätigt. Bedburg-Hau ist wieder Biberland.

Bereits um 1860 wird beschrieben, dass der Biber nur noch an ganz wenigen Orten in Deutschland anzutreffen ist und um 1900 eigentlich schon ausgestorben bzw. ausgerottet war. Nur in der Elbregion gab es noch wenige Populationen. Es wird berichtet, dass der letzte Biber in unserer Region um 1870 im Duisburger Hafen erschlagen und 1877 in Westfalen an der Möhne erlegt wurde. In Europa war er dann während des Zweiten Weltkrieges so gut wie ausgerottet.

Auch heute hält sich bei einigen Zeitgenossen die Mär, dass der Biber ein Schädling ist. Er frisst die Fische weg, fällt Bäume, sorgt durch seine Dämme für Überschwemmungen und unterhöhlt Deiche. Dabei ist der Biber ein reiner Vegetarier. Durch seine Baumfällarbeiten für seine Biberburg wird die Artenvielfalt erhöht. Seine Biberburg legt er in Teichen an, weil dort ein konstanter Wasserpegel vorherrscht und dadurch der Eingang zum Bau stets unter Wasser liegt. Dämme an Fliesgewässern mit niedrigem Wasserpegel, die er deshalb aufstaut, sind eher eine Ausnahme und er unterhöhlt auch keine Deiche. Bisam und Nutria hingegen legen Erdbaue an.

In einem Buch aus dem Jahr 1560 „Sehr Herzliche Schöne“ von Hans Sachsen: "Biber wont beim wasser frisch hat ein Fischschwantz ißt gute Fisch fagn beist er sein Hödlcin ab as erfried von dem Jäger hab"  Übersetzt: Biber wohnt am frischen Wasser, hat einen Fischschwanz, fängt und frisst guten Fisch, er beißt seinen Hoden ab, damit er Ruhe vorm Jäger hat. Mit Hödlcin/Hoden ist der Castorbeutel/Tasche gemeint, in dem das Castoreum/Bibergeil produziert wird. Bis ins 19. Jh. wurde das Bibergeil als Arzneimittel verwendet. Der Schwanz des Bibers, die Kelle, ist geschuppt und deshalb wurde er zu den Fischen gezählt, die auch in der Fastenzeit gefangen und gegessen werden durften. Die Kelle galt als Delikatesse. Auch das trug dazu bei, dass der Biber dezimiert und letztendlich ausgerottet wurde, weil gerade zur Fastenzeit die Jungen geboren wurden und als Säugetiere von der Mutter abhängig sind.

Im „Der Sammler“ 1860 Nr. 38 (Beilage Augsburger Abendzeitung) wurde eine der letzten Biberburgen hier am Niederrhein beschrieben: „Die größte Biberburg fand man an der Yssel im Herzogthum Cleve. Sie war sechs Fuß und hatte sechs Fuß im Geviert mit zwei Kammern übereinander, die wieder in drei bis vier Zellen getheilt waren, jede mit einem Ausgange nach dem Flusse. Die Biber hatten eine solche Masse, von Rohr und Binsen zusammengeschleppt, daß sie von Pferden kaum weggezogen werden konnten."

Einen herzlichen Dank an Frau Margarete Dytkowicz, Master of Science Bionik, Sensorik, Robotik, angewandte Landschaftsökologie und Ökologische Planung an der Hochschule RheinWaal

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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