Bedburg-Hau: Ein außergewöhnlicher Spinnenfund in Nordrhein-Westfalen

Foto: GvM
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Es handelt sich um die Edle Kugelspinne, auch Noble Fettspinne und Falsche Witwe genannt (Steatoda nobilis), aus der Familie der Kugelspinnen (Theridiidae). Das Weibchen der Spinne erreicht eine Körperlänge bis 14 und das Männchen bis 10,6 Millimetern.
Zu den Fundumständen und Artbestimmung, siehe unten.
Das besondere an dieser Spinne und deren Fund ist, dass sie auf Madeira und den Kanaren beheimatet ist und sie noch nie so weit im Norden von Nordrhein-Westfalen gefunden wurde.
Dazu Zitat ARACHNOLOGISCHE GESELLSCHAFT E. V. (2024) Wiki des Spinnen-Forums. arages.de. Abgerufen am 2024-9-17:„Im Herbst 2011 konnten erstmals Populationen der Art in Deutschland nachgewiesen werden. Die Tiere wurden in zwei Pflanzencentern in Köln gefunden, wo sich stabile Populationen gebildet haben (BAUER et al. 2019). Sie wurden höchstwahrscheinlich mit getopften Pflanzen eingeführt und konnten sich anschließend in den Verkaufsräumen etablieren. Die ersten Nachweise der Art in Deutschland waren jedoch Importe aus Schiffsladungen kanarischer Früchten. So wurden etliche Exemplare in den 1950ern im Areal des Hamburger Hafens gefunden, wo sie sich aber niemals etablieren konnten (SCHMIDT 1956) (BAUER et al. 2019).
-In Großbritannien wurde 1986 erstmals etablierte Populationen registriert.
-In Irland ab 1999 etablierte Populationen.
-In Nordamerika, Kalifornien 2011 etablierte Populationen.
-Etablierte Populationen sind auch von der Iberischen Halbinsel, Frankreich, Italien, Ecuador, Kolumbien und dem Iran bekannt.
-Einzelnachweise gibt es auch aus den Niederlanden und Belgien."

Die ARACHNOLOGISCHE GESELLSCHAFT weist darauf hin, dass aufgrund des hohen invasiven Potentials der Art es wichtig ist, Neunachweise, insbesondere neue Ländernachweise, stets zu publizieren. Das veranlasste mich meinen Fund und meine Bestimmung der Art durch die ARACHNOLOGISCHE GESELLSCHAFT und Prof. Dr. Wolfgang Nentwig Institute of Ecology and Evolution University of Bern, Switzerland, sowie durch den deutschen Biologen und Spinnenforscher Theo Blick bestätigen zu lassen.

Zu den Fundumständen und der Artbestimmung
Am 16. Sep. 2024 machte mich meine Frau auf eine Spinne am Deckel einer Mülltonne aufmerksam. Da ich gerne Insekten fotografiere, siehe Insekten-Galerie , fotografiere ich natürlich auch Spinnentiere. Bei der Spinne war mir sofort aufgefallen, dass ich diese Art zuvor noch nie gesehen hatte und machte sofort einige Bilder. Die Spinne habe ich dann auch noch in einen Glasbehälter eingefangen, falls eine genauere Untersuchung notwendig wird. Bei der Auswertung der Bilder war mir klar, es ist auf jeden Fall eine Kugelspinne (Familie Theridiidae), wovon es in Deutschland/Mitteleuropa an die 60 Arten gibt. Nach dem Aussehen, Größe und Farbgebung konnte ich etliche ausschließen und kam zu dem Ergebnis drei Arten in die engere Auswahl zu nehmen. Die Auswahl fiel auf Steatoda castanea (ohne dt. Namen), Steatoda grossa (Große Fettspinne) und Steatoda nobilis (Edle Kugelspinne). Nach stundenlanger Auswertung kam ich dann zu dem Ergebnis, es kann nur das Männchen der Edlen Kugelspinne sein, doch die gibt es hier nicht. Um sicher zu gehen setzte ich mich mit Prof. Dr. Wolfgang Nentwig in Verbindung, sendete ihn die Bilder zu. Nach seiner Auffassung hält auch er die Edle Kugelspinne am wahrscheinlichsten, wobei jedoch nur eine mikroskopische Untersuchung (Untersuchung der Genitalstrukturen) Gewissheit liefern könnte. Auch aus dem Forum der ARACHNOLOGISCHE GESELLSCHAFT erhielt ich diese Empfehlung. So setzte ich mich mit dem Biologen Theo Blick in Verbindung und schickte ihm die Spinne zu. Mit Theo Blick hatte ich schon mal vor einigen Jahren Kontakt, auch wegen einem außergewöhnlichen Spinnenfund, der Grünen Kräuselspinne (Nigma walckenaeri), Erstmeldung hier am Unteren Niederrhein. Ich berichtete darüber auch im Lokalkompass, siehe dazu hier und hier. Der damalige Fund wurde im Atlas der ARACHNOLOGISCHE GESELLSCHAFT aufgenommen, siehe hier. Der neue Fund steht ebenfalls schon im Atlas und damit nehme ich das Ergebnis der mikroskopischen Untersuchung vorweg.
Die Untersuchung von Theo Blick bestätigte, dass es sich um die Edle Kugelspinne (Steatoda nobilis) handelt.
Ich werde jetzt meine Augen offen halten, natürlich meine Frau auch, denn sollten wir noch eine Edle Kugelspinne finden, wäre damit nachgewiesen, dass es hier eine Population gibt.

Allgemein zu Kugelspinnen
Alle Kugelspinnen die in Europa vorkommen, sind giftig – wie eben alle Spinnenarten. Allerdings ist das Gift der meisten europäischen Kugelspinnen für den Menschen ungefährlich, da entweder die Menge oder die Zusammensetzung des Giftes für Menschen keine relevanten Auswirkungen hat. Es gibt jedoch Ausnahmen: Die Europäische Schwarze Witwe (Latrodectus tredecimguttatus), die jedoch nur im Mittelmeerraum vorkommt, kann für Menschen gefährlich sein. Ihr Biss ist sehr schmerzhaft und kann zu ernsthaften Symptomen führen. Von allen anderen Europäischen Kugelspinnen sind Bisse in der Regel harmlos. Sie können zwar leichte Schmerzen oder Rötungen verursachen, sind aber nicht gefährlich.

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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