Der Pegel bei Emmerich fällt schnell

Vor einer Woche lag der Emmericher Pegel noch bei 1,57 Meter; heute (17.06.22) sind es 1,21 Meter. 1 Meter-Marke, so die Prognose im schlechtesten Fall, könnte in einer Woche unterschritten werden.
Erinnern wir uns an die Schifffahrtsbeeinträchtigung der vergangenen Jahre. Ob bei Niedrigwasser noch gefahren wird, entscheidet jeweils der Kapitän eines Schiffes. So ist sogar bei Extrem-Niedrigwasser Schifffahrt möglich. Entscheidend ist, wieviel Wasser noch unterm Kiel vorhanden ist, die berühmte „handbreit Wasser untern Kiel“. Der Kapitän kennt den Tiefgang seines Schiffes, abhängig von der Beladung und danach berechnet er ob es noch geht oder nicht. Und ganz wichtig: Lohnt sich die Fahrt noch?
Entscheidend ist nicht unbedingt der Pegelstand, sondern der Gleichwertige Wasserstand (GLW).
So richtig kann man Pegel nicht miteinander vergleichen, denn sie wurden von Ort zu Ort willkürlich festgelegt. Erinnern wir uns, am 18.08. 2022 wurde der Null-Pegel bei Emmerich unterschritten. Was jedoch nicht bedeutet, dass nichts mehr geht, es kommt auf die Fahrrinnentiefe an und die liegt bei Emmerich um die 1,40 Meter unter dem Null-Pegel.
Der GLW-Wert und Fahrrinnentiefe wird alle paar Jahre angepasst. Zurzeit liegt der Wert bei 74 cm. Danach lässt sich nun berechnen: Kann ich beim Pegel X bei Beladung/Tiefgang noch fahren?
Legt man den heutigen Pegelstand von 1,21 m zu Grunde, ergibt sich folgende Rechnung. Pegel 121 cm minus 74 cm GLW plus 210 cm (ein festgelegter Wert für Emmerich) = 257 cm. Also ein Tiefgang von 2 Meter oder etwas mehr geht problemlos.
Das größte Binnenschiff weltweit, das Tankmotorschiff „Vorstenbosch“ mit einem Tiefgang von 5,40 m wäre restlos überfordert. Meines Wissens hat dieses Schiff auch noch nie den Rhein befahren. Das größte Passagierschiff das den Rhein befährt, MS RheinEnergie, hätte keine Schwierigkeiten mit einem max. Tiefgang von 1,56 m .
Gestern, 17.06. fuhr die „AEGLE“, ein Tanker unter deutscher Flagge, noch den Rhein hinauf. Siehe Bild. Der aktuelle Tiefgang wurde mit 2,80 m angegeben, was jedoch nicht so ganz stimmen kann. Wie man auf dem Bild sieht, liegt AEGLE eher nicht ganz tief, aber knapp wird es schon gewesen sein. AEGLE hat heute um 20 Uhr den Rhein-Herne-Kanal (max. Tiefe 3,5 m), Brücke Buschhausener Straße, erreicht.
Also, es geht noch. Die Frage ist: Wie lange noch?