„GEGEN DAS VERGESSEN“
Bedburg: Augenzeugenbericht - SS beschoss die Provinzial-Heil– und Pflegeanstalt
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Der Augenzeuge, 13 Jahre alt, erlebte auch den Angriff der Alliierten Truppen (Engländer u. Kanadier) auf Schneppenbaum und die Einnahme der Provinzial- Heil– und Pflegeanstalt in den Tagen um den 11./13. Februar 1945.
Die Geschichtsschreibung1 dazu: Am 11. Feb. 1945, die Alliierten waren bis zum Weißen Tor in Hau vorgestoßen und rückten am nächsten Tag auf die Provinzial- Heil– und Pflegeanstalt vor und gegen Abend um 19 Uhr in die Anstalt ein. Dort befanden sich noch rd. 4.500 Kranke und Zivilpersonen. 13. Feb., der Hauptteil der Alliierten umging die Anstalt und auf der alten Bahn begann ein heftiger Kampf zwischen den Deutschen und Alliierten. Zur Verstärkung rollten rd. 300 alliierte Panzer an. In diesen Tagen wurde der Bereich Anstalt auch vom rechten Rheinufer aus von der Deutschen Wehrmacht mit Artillerie beschossen.
Nun kommt der Augenzeuge ins Spiel. Er wohnte damals in einer Kathe am Waldsaum, zwischen Gaststätte Schwanenhof und der Gaststätte Bucksteeg. Die Kathe wurde durch JaBo-Angriffe (Jagdbomber) in Brand geschossen und völlig zerstört. Nachdem die Alliierten ohne Kampfhandlung am 12. Feb. die Anstalt besetzt hatten beobachtete der Augenzeuge wie am 12./13. Februar vom nahegelegenen Schwanenhof aus auf die Anstalt geschossen wurde. Dort hatte die SS (Schutzstaffel), laut Augenzeuge, eine Geschützstellung. Sie schossen mit drei Geschützen, 8.8 Flak 41 (Flugabwehrkanonen) Richtung Anstalt. Sie wussten genau, dass sich in der Anstalt viele Menschen befanden. Am nächsten Tag war alles abgebaut, die SS verschwunden, vermutlich abgesetzt Richtung Moyland.
Zur Belegung Bedburgs in diesen Tagen schreibt Marlene Linke2: "Bedburg war seit langem das Ziel Schutz und Zufluchtsort Suchender. Nachdem der Kreis Kleve unmittelbar vom Frontgeschehen berührt und zum Ausgangspunkt der großangelegten alliierten Operation "Veritable" geworden war riß der Strom der Flüchtenden nicht ab. Ein großer Teil wandte sich zur Heilanstalt nach Bedburg, die dem Feind durch ein rotes Kreuz gekennzeichnet und für ihn "tabu" war. (...) Nach dem Angriff auf die Unterstadt in Kleve wurden die Kranken des St.-Antonius-Hospitals nach Bedburg evakuiert. Täglich trafen Hunderte ein und zogen in die Anstaltsgebäude, die bald überfüllt waren. (...) ...4.200 Kreis Klever neben 1.000 Anstaltsinsassen und 300 Mann Pflegepersonal."
1Geschichtsschreibung: "Chronik der Gemeinde Bedburg-Hau", Josef Jörissen, S. 224/225
2Marlene Linke, "Kriegsschauplatz Kreis Kleve, S. 118
Autor:Günter van Meegen aus Bedburg-Hau |
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