Weise kosten Essig

Auf einem traditionell chinesischen Bild mit diesem Thema sind immer 3 Weisen abgebildet. Heute sehen wir von links nach rechts Buddha und Konfuzius um ein Fass mit Essig stehen. Lao-Tse fehlt.
Sie haben den Essig gekostet und zeigen durch ihren Gesichtsausdruck die Essenz ihrer Lehren.

Konfuzius zieht ein saures Gesicht, weil der Essig nun mal sauer ist. Er nimmt die Realität wie sie ist. Sauer ist sauer, Punkt. Da gibt es nichts zu philosophieren. Der edle Mensch geht mit Essig um wie man mit Essig umgeht, mit Bitterem wie mit Bitterkeit, mit Süßem wie mit Süßigkeit. Einst stellte man ihm die Frage: „Müssen wir auf Böses mit Güte antworten?“ und er verneinte dies. Wie solle man dann mit Gütigen umgehen, fragte er. Gütig zu Gütigen und Strenge zu Bosheit.

Buddha zieht ein Gesicht als ob etwas Süßes im Fass wäre, das ihm Freude bereitet. Nicht, dass er einen verdorbenen Geschmack hätte. Er zeigt mit seiner Reaktion lediglich, dass Säure nicht die Essenz ist. Mag das Leben auch sauer sein, es ist süß im Hier und Jetzt dies zu ertragen und zu bewältigen in der Hoffnung dem Kreislauf der Geburten zu entrinnen. Jedes Schicksal nehme man an, die Bewältigung davon ist jetzt wichtig und duldet keinen Aufschub. Widerfährt einem Böses, prüfe man sich ob man Gelegenheit zu dieser Tat gegeben hat. Und weil Täter und Opfer schon im vorigen Leben mit einander zu tun hatten und im jetzigen Leben wiederum mit einander verbunden sind, ist es eine Freude im Hier und Jetzt mit dieser Verkettung zu brechen und einander frei zu geben.

Zur Losung „Gegen das Vergessen“, die heutzutage wieder aufklingt, würde Buddha sagen: „Für das Verzeihen“.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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