Tradition, hier und in Japan

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Nur wenige Bröckchen Latein, die ehemalige Sprache der Römisch-Katholischen Kirche, sind hier und dort in den Kirchen anzutreffen. In der Vincentiuskirche in Till stehen zwei Zeilen eines berühmten Liedes links und rechts vom Tabernakel. Jedermann scheint froh zu sein diese Phase der Kirche hinter sich gelassen zu haben, eine lange Zeit worin Gebete in dieser schon merkwürdigen Sprache gesprochen wurden und deren Übertragung man dann mitbeten konnte an Hand eines Gebetbuches. Durch Wiederholung waren sie den Gläubigen aber so geläufig, dass der reine Klang, die reine Melodie ihre Wirkung tat, nämlich die Einstimmung auf die Liturgie.

Moderne Geister meinten aber, dass die Verständlichkeit vor dem Klang kommen sollte und entzauberten was sie nur entzaubern konnten. darüber was die neue Sachlichkeit angerichtet hat gehen die Geister auseinander. Erstaunt bleib ich immer darüber wie leicht und leichtsinnig der westliche Mensch auf diesem Gebiet eingegriffen hat. Offenbar bedeutete ihm die gewachsene Einheit von Klang und Inhalt nichts, so dass er es gerne für reine Begriffe in ungelenker Sprache tauschen wollte.

Da wirkt die fernöstliche Seele schon anders. Stellen Sie sich vor: die Schriftzeichen des Hauptgebetes der japanischen Buddhisten, des Herz-Sutras, Han‘ya-Sin’gyoo, werden seit Urzeiten rezitiert nach einer in China seit langem ausgestorbenen Leseart. Teils haben die Zeichen eine Bedeutung, teils sind es nur Klänge die einen Namen in Sankrit darstellen, oder gar eine erhabene Klangformel auf Sankrit. Beide dargestellt mit Zeichen die im heutigen Japan etwas ganz anders bedeuten und auch ganz anders ausgesprochen werden. Klangnachahmung eines alten chinesischen Dialektes.

Da betet der heutige Japaner sein Gebet und fasst 2500 Jahre Kulturgeschichte zusammen. Ein Bogen gespannt vom indischen Sanskrit, über chinesische Klänge und Schriftzeichen bis hin zu der heutigen Zeit.
Beharrlichkeit und Treue die Ihresgleichen auf dieser Welt nicht kennen!

Kann er aber überhaupt verstehen was er betet, da manche Zeichen nur für ihren Klang gebraucht werden und die Bedeutung unwichtig ist? Rein vom Lesen her ergibt ein Teil der Zeichen also regelrechter Unsinn. Die Tradition gibt aber an wie das Ganze zu verstehen ist.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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