Schnee in der Nacht, Gedicht von Bai Juyi [8/10]

Schnee in der Nacht

Bin überrascht, mein Bett und Kissen kalt
Und schau erneut, nun hell des Ladens Spalt
Die Nacht ist tief, ich weiß dass Schnee sich häuft
Zuweil ich hör, wie Bambus brechend hallt

Vielleicht ist die Fensteröffnung nur mit geöltem Papier verschlossen, wie manche Übersetzer meinen, vielleicht zusätzlich auch mit einem Laden. Des Reimes wegen musste es hier ein Fensterladen werden. Durch einen Spalt oder Spalten, wie sie durch Lamellen gegeben werden, ist dann das merkwürdige Licht, das Schnee mit sich bringt, zu sehen.

Bambus ist nicht der Zierbambus unserer Gärten, sondern das meterhohe Gewächs, das am Fuß zwei Hände kaum umfassen können. Bambus ist ein Zeichen der Biegsamkeit, auch von Nachgeben unter Unterdrückung. Danach richtet sich der Gebeugte wieder auf. Hier bricht der Bambus und hat im Brechen eine Stimme, wie der Dichter sagt.

In der geheimnisvoll leuchtenden Finsternis ist das Krachen nicht zu orten. Das Sprechen des Bambusses hat auch etwas Zeitloses bekommen.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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