Psychiatrie-Museum der LVR-Klinik in Bedburg-Hau

Schwesterntracht in den 40er Jahren
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Genau 100 Jahre wird in diesem Jahr die psychiatrische Klinik in Bedburg-Hau. Die wechselvolle Geschichte der Klinik des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) ließ sich am letzten Sonntag nachvollziehen. Das Museum am Nördlichen Rundweg 8 auf dem Klinikgelände präsentierte sich am „Tag der Museen“ interessierten Besuchern.

Die LVR-Klinik Bedburg-Hau ist eine der größten Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen zur Behandlung, Betreuung und Pflege psychisch und neurologisch erkrankter Menschen.

Im Jahre 1912 wurden insgesamt 36 Krankengebäude mit einer Kapazität von damals 2.200 Betten gebaut. Die idyllisch gelegene Klinik, an ein autarkes Städtchen mit denkmalgeschützten Jugendstil-Gebäuden, Kraftwerk, Kirche, Schlachthof, Wäscherei und Arbeitsstätten in parkähnlichem Umfeld erinnernd, ist in seinem Grundriss noch weitgehend erhalten. Anhand der von Uwe Horschig im Laufe der Jahre zusammengetragenen Materialien erhält man im 1. Stock eines Gebäudes für sog. „Ruhige Frauen“ einen guten Überblick über die Entwicklung.

Im 19. Jahrhundert trennte man in den sog. „Irrenanstalten“ strikt nach Männern und Frauen, sog. „ruhigen“ und „unruhigen“ Personen sowie „Siechen“ und „Verbrechern“. Das Pflegepersonal musste rund um die Uhr (!) seinen Dienst versehen, man schlief bei den Kranken. 17 bis 20 Unterrichtsstunden hielt man für die Ausbildung des Pflegepersonals für ausreichend. Erst ab 1910 hielt man es per Ministererlass für erwünscht, zumindest einen Teil der Stellen mit Personal zu besetzen, die eine staatliche Prüfung als Krankenpfleger abgeschlossen hatten. Der der Ausbildung zugrunde liegende „Leitfaden für Irrenpfleger“ von Dr. Scholz ist im Original im Museum einzusehen. In Bedburg-Hau wurde für die verheirateten Pfleger ein „Pflegedorf“ mit 16 Doppelhäusern errichtet. Für die ledigen Pflegerinnen und Pfleger wurden eigene Zimmer im Dachgeschoss der Krankengebäude geschaffen.

Die wichtigsten Behandlungsmethoden waren in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts das Dauerbad, die Bettbehandlung und die Arbeitstherapie. Bei der Badbehandlung sollten unruhige Patienten 10 Stunden, teilweise tagelang, zur Beruhigung in lauwarmem Wasser liegen. Erst langsam setzten sich modernere Behandlungsformen durch. Nach der Konzeption der Klinik wollte man mit Ausnahme der Häuser für Unruhige bei den Krankengebäuden auf gefängnisartige Sicherungsmaßnahmen (z.B. vergitterte Fenster) verzichten und möglichst wenig auf Isolierzellen und Zwangsjacken zurückgreifen.

In den 30er Jahren wurde die Anzahl der Betten auf 3500 erhöht. Zu den Patienten gehörten nun auch geistig Behinderte, die vorher in karitativen Einrichtungen betreut wurden. Zu den im Museum dokumentierten Maßnahmen der Nationalsozialisten gehörten die Zwangssteriliserung und die Euthanasie. 1940 wurden von den rund 3.500 Patienten innerhalb von 4 Tagen 1632 Patienten verlegt, um Platz für ein Militärlazarett mit 2000 Betten zu schaffen. Ein beträchtlicher Teil dieser Zwangsdeportierten wurde ermordet. In dem Filmes „Transport in den Tod“ hat man die schrecklichen Geschehnisse visualisiert und für die Nachwelt festgehalten. Die Installation „Aennes letzte Reise“ und ein Gedenkbuch mit der Dokumentation von 621 Einzelschicksalen soll die Erinnerung an die Gräueltaten der Nazis wachhalten.

Ein eindrucksvolles Museum.

Die folgend Fotos zeigen Impressionen vom Tag der Offenen Tür im Museum der psychiatrischen Klinik.

Autor:

Thomas Velten aus Kleve

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