Mein kleiner Schimmel, Gedicht von Bai Juyi, übersetzt von Erwin Ritter von Zach

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Der Dichter Bai Juyi (auch als Po Chü-I geschrieben) lebte im 8. und 9. Jahrhundert in China. Man sagt, dass er seine Gedichte seiner Köchin vorlas und das änderte was sie nicht verstand. Nicht nur seine Liebe zu den Menschen ist aus seinen Werken zu spüren, sondern auch die zur ganzen Natur, wovon das folgende, etwas gekürzte Gedicht Zeugnis ablegt. Erwin Ritter von Zach, ein eminenter Sinologe, hat es in Prosa übersetzt und manchmal Erklärungen hineingeflochten um störende Fußnoten zu vermeiden. NOAG, 93, 1963.

Er konnte so gut traben, er konnte so gut galoppieren, mein flinker kleiner Schimmel,
Sein Fell war weiß wie Schnee, die Mähne fein wie viele tausend Seidenhaare.

Seine Hufe traten auf die duftenden Halme des Rasens, die Aste der Trauerweide streiften seinen Kopf.
Wenn ich erlauchten Gästen entgegenritt, hätte ich ihn wohl mit dem schönsten Mädchen nicht vertauschen mögen.

Wenn mir der Schlaf kam, träumte ich auf seinem Rücken,
wenn ich von poetischer Begeisterung ergriffen war, dichtete ich, auf seine Mähne gestützt.

Weil er so folgsam war, war es mir unmöglich die Peitsche zu gebrauchen;
weil ich so bequem und sicher saß, verließ ich den Sattel nur ungern.

Seine gesunde Farbe hat sich niemals geändert; wer konnte daher auch sein Geschick ahnen?
Als er (letztens) im Winde wieherte, bemerkte ich wohl, daß seine Laute schriller als sonst waren; als er durch den Schnee stampfte, wunderte ich mich, daß er so langsam ging.

Gestern abend fraß er noch Futter, heute morgen war er noch im Stalle mit dem Halfter angebunden.
Dann legte er sich plötzlich bei der Krippe nieder und konnte nicht mehr aufstehen;

Noch einmal blickte er nach seinem Herrn, dann nahm er für immer Abschied.
Ich suchte einen Platz um ihn zu begraben und einen alten Vorhang, um seine Leiche einzuwickeln (wie es Confucius angeordnet hat).

Außerhalb der Poststation bei den dichten Maulbeerbäumen habe ich diese Verse gedichtet, unter strömenden Tränen.

Das vollständige Gedicht.
Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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