Li Shen (772-846), "Jedes Körnchen Hirse im Lenz gesät"

Käthe Kollwitz, Arbeiterfrau mit Ohrring, 1910. Scan gemeinfrei veröffentlicht durch das Brooklynmuseum | Foto: Nach Angaben des Brooklynmuseums, gemeinnütziges Bild
  • Käthe Kollwitz, Arbeiterfrau mit Ohrring, 1910. Scan gemeinfrei veröffentlicht durch das Brooklynmuseum
  • Foto: Nach Angaben des Brooklynmuseums, gemeinnütziges Bild
  • hochgeladen von Jan Kellendonk

Im Lenz gesät - ein Hirsekorn allein
Wenn Herbst ist da - ein Vielfach wird es sein
Im ganzen Land - kein Feld liegt unbebaut
Der Bauernschaft - ihr währt die Hungerpein

Über das Elend der Bauern in China vor mehr als 1000 Jahren als Folge von Korruption und hohen Abgaben dichtet der T‘ang-Dichter Li Shen. Offenbar ist nach dem Säen für Nahrung kein Getreide mehr übrig. Käthe Kollwitz sieht das Elend der Arbeiter am Anfang des zwanzigsten Jahrhundert und zeigt es der Öffentlichkeit. Verwandte Seelen, die sich dem Elend anderer zuwenden. Andrew W. F. Wong machte mich auf dieses frühe Zeugnis der engagierten Dichtung aufmerksam, dank seiner Erklärungen war das Verstehen nicht schwierig. Das Wort „Hungerpein“ ist vielleicht heute nicht mehr geläufig, aber Karl Marx verwendet es im „Das Kapital“ bei der Beschreibung der englischen Arbeiter, und so scheint es mir hier passend.

Zum zweiten Gedicht des gleichen Dichters.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

12 folgen diesem Profil