Letzte Worte...
Als letzte Worte des großen Zen-Meisters Dogen sind zwei japanische Gedichte mit 31 Silben überliefert. Solche Verse können viele Themen haben, beziehen sich aber oft auf die Natur als Bildgeber.
Bei manchen haben sie den Ruf aus einer pessimistischen Gesinnung verfasst zu sein.
Obwohl es die letzten Worte eines Menschen sind, bringt eins davon aber eine heitere Leichtigkeit.
Das In-der-Welt-sein
lässt sich womit vergleichen?
Von Wasservogels
Schnabel fallende Tropfen
dort wohnendes Mondlicht.
Yo-no naka-wa / nani ni tatohemu / midzutori-no / hashi furu tsuyu-no / yadoru tsuki-kage
Leben welches dahinfährt wie ein Schatten, als ein Haschen nach Wind. Alles schon mal gesagt. Dogen scheint das Gleiche zu sagen: das Licht vom Mond, das in einem fallenden Wassertropfen festgehalten wird, nicht länger als das Schnippen eines Fingers währt. Dies ist aber nur eine Ebene.
Der Dichter sagt "wohnen", "yadoru", ein Wort das mit drei Schriftzeichen geschrieben wird, die von oben nach unten und von links nach rechts "Dach (für) Menschen hundert" bedeuten. Das ist aber ein volles Haus! Und aus dem "fast nichts" entsteht wieder Fülle: die Vögel auf dem Wasser, die Tropfen die vom Schnabel fallen, der Mond der sich spiegelt. Kurz, aber voller Schönheit und Reinheit, im Glitzern. Nur muss man eben gut gucken!
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Autor:Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau |
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